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platzierte.93 Die „Entschlüsselung" dieser leider aufgrund des privaten Charakters der besagten
Zeilen häufig nahezu unverständlichen Informationen könnte weitere wichtige Hinweise zu
Jean Paul Seiingers verwandtschaftlichem Umfeld liefern. So gesehen, kann der vorliegende
Beitrag lediglich eine erste Etappe markieren, anhand eines relativ gut dokumentierten exemplarischen
Falles die Amerika-Auswanderung des 19. Jahrhunderts einem winzigen Mosaikstein
vergleichbar bruchstückhaft aufzuhellen.
Die Deutung dieser häufig in die erhaltenen Briefe eingestreuten Hinweise bleibt letztlich mit erheblichen
Unsicherheiten behaftet. Beispielsweise ist die bereits erwähnte (s.o. mit Anm. 42) Schwester Jean
Pauls namens Mary A.9 die im Census-Dokument des Jahres 1870 als vierjährige Tochter des Klemens
Seiinger aufgeführt wird, mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer in mehreren Briefen des Malers als
Sister Agnes o.ä. erwähnten Person gleichzusetzen, die am 16.2.1866 in Boston zur Welt gekommen war
und am 18.11.1891 in Scituate, Providence, Rhode Island, einen Frank Roberts Parsons (1863-1944, Sohn
des Phineas L. Parsons und der Helen A. Bronson) ehelichte. Letzte Sicherheit könnte allerdings nur eine
minuziöse und umfassende Auswertung der in den USA aufbewahrten amtlichen Unterlagen liefern.
Die soeben vorgenommene Identifizierung der besagten Person beruht hingegen auf dem Internetportal
www.familysearch.org, das nicht selten fehlerhafte und teilweise widersprüchliche Resultate zu erkennen
gibt. Briefe Jean Paul Seiingers mit Hinweisen zu Agnes: Smithsonian Archives (wie Anm. 4), 19.7. [o.
J.; der Ausdrucksweise des Schreibers nach zu urteilen wohl relativ früh entstanden] (mit Bezugnahme
auf einen Besuch von Jean Pauls Nichte Marie bei Sister Agnes); ebd., 8.7.1906; ebd., 29.7.1906 (mit
Bezugnahme auf einen Besuch von Marie bei Sister Agnes und Uncle Frank [Roberts Parsons?]); ebd.,
5.8.1906 (mit Erwähnung von Marie Seiingers sister Dorel, die möglicherweise mit einer um 1893 geborenen
Dorothy Seiinger gleichzusetzen ist); ebd., 12.7.1908? (Zuordnung unsicher; mit Erwähnung einer
Dorel [möglicherweise identisch mit der bereits am 5.8.1906 genannten Schwester Marie Seiingers]);
ebd., 27.7.1908 (mit Hinweis auf [namentlich nicht genannte] Eltern Jean Pauls); ebd., 20.8.1908 (im Kontext
einer Erwähnung eines gewissen Frank [sc. Frank Roberts Parsons?]); ebd., 3.9.1908 (mit Grüßen
u.a. an Dorel); ebd., 20.4.1909 (gemäß Briefkopf in einer „28 Mawney Street" [wohl eine Wohnadresse
in East Greenwich (Kent County, Rhode Island) südwestlich von Boston] adressiert, wobei der Kontext
auf einen Erholungs- oder Pflegeaufenthalt des wohl bereits ernsthaft an Krebs erkrankten Jean Paul bei
sister Agnes hindeutet; wiederum mit Erwähnung einer Dorel); ebd., 23.4.1909 (vermutlich im gleichen
Kontext anzusiedeln, mit Erwähnung eines Frank und einer Dorel); ebd., 25.4.1909 (vermutlich im gleichen
Kontext anzusiedeln, mit Erwähnung eines Frank); 6.9.1909 (auf Papier mit gedrucktem Briefkopf
geschrieben, der auf Crawford House in den White Mountains N. H. verweist). Der letzte, nur fünf Tage
vor Seiingers Tod (11.9.1909) abgefasste Brief ist insofern von besonderem Interesse, als darin mehrfach
auf Verwandte Bezug genommen wird, deren Familienname in der Schreibform Kleh erscheint. Möglicherweise
ist eine Aunt Kleh („Tante Kleh"), die von Seiinger in dem besagten Schreiben als Korrespondenzpartnerin
erwähnt wird, mit einer in Boston geborenen und am 14.11.1910 im Alter von 72 Jahren
verstorbenen Mary Cleh identisch, die sich über das Internetportal www.familysearch.org als Schwester
der Mutter von Agnes (und somit auch von Jean Paul) fassen lässt. Der Umstand, dass der Mädchenname
dieser Tante Kleh/Cleh gemäß ebd. wohl Exnor, Eschner, Echsner o.ä. lautete, deutet daraufhin, dass
Jean Pauls Mutter und Aunt Mary leibliche Schwestern gewesen sein könnten. Da als Vater der genannten
Tante Mary gemäß ebd. ein aus Deutschland stammender John Echsner belegt ist, wäre hier unter
Umständen Jean Pauls (aus Bayern stammender) Großvater mütterlicherseits greifbar. Eine personengeschichtliche
Anfrage beim Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (November 2015) führte allerdings
zu keinerlei positiven Resultaten.
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