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und von einer Trachtengruppe begrüßt worden ist. Durch weitere Recherchen könnten Stadt,
Fest und Anlass ermittelt werden (Abb. 2 und 3). Doch mich interessiert hier die Bedeutung
des Fotos, das ich ausführlich beschrieben habe.7 Bei den beiden Frauen, die besonders gekleidet
sind, dürfte es sich um „Zigeunerinnen" handeln, um Angehörige der Manouches. Ihre
Tracht - verstanden als Kleidung einer Gruppe, die Zugehörigkeit ausdrückt -8 wirkt fremdartig
gegenüber der Tracht derjenigen Frauen, die die Soldaten mit Brot und Salz begrüßen. Im
Vergleich ähnelt sie der Kleidung, mit der eine Sintiza oder eine Romni häufig abgebildet wird.9
Eine Ebene des Bildes sind die Interaktionen der dargestellten Personen, eine andere die Art
der Aufnahme. Welchen Blick hat Karl Müller? Was will er uns mit dem Bild sagen? Welche
„Zeichen" gehen von der Fotografie aus?
Abb. 2 und 3 Wehrmachtseinheit auf einem Fest. Ort und Anlass unbekannt. Aufnahmen aus der gleichen
Serie wie das Foto der zwei „Zigeunerinnen" (Bundesarchiv, Bild 1011-292-1271-26A und
101I-292-1271-28A, Fotos: Karl Müller).
Zur Fotoanalyse vgl. Heiko Haumann: Fotografie als Quelle zur Erforschung von Lebenswelten, in:
Ders.: Lebenswelten und Geschichte. Zur Theorie und Praxis der Forschung, Wien u. a. 2012, S. 133-158.
Volkstrachten in Yach und im Elztal - Spiegel der ländlichen Entwicklung, hg. vom Heimat- und Landschaftspflegeverein
Yach, Ubstadt-Weiher u.a. 2014, S. 10.
Vgl. zahlreiche Abbildungen in: Frank Reuter: Der Bann des Fremden. Die fotografische Konstruktion
des „Zigeuners", Göttingen 2014. Mit sozialkritischem Blick: Josef Koudelka: Roma. Mit einem Essay
von Will Guy, Göttingen 2011.
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