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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0184
Die vorgestellten Belasteten agierten in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Neben den
bekannten Namen aus führenden Positionen wie Erzbischof Dr. Conrad Gröber oder die Bürgermeister
Dr. Franz Kerber (Freiburg), Dr. Wolfram Rombach (Offenburg) und Reinhard Boos (Lörrach) sowie
der spätere, 1977 ermordete Arbeitgeberpräsident Dr. Hanns Martin Schleyer werden Männer behandelt,
die im zweiten Glied aktiv waren. Gemeinsam war ihnen jedoch, dass sie zu Nutznießern des Systems
wurden, die sich darin gerne einreihten.

Bei den Lebensläufen von Schaffner und Heinrich Bieg (Autor: Bernd Hainmüller) richtet sich der
Blick auch über die deutsche Staatsgrenze in die Schweiz. Die Biographie des Heinrich Bieg ist geradezu
symptomatisch für den damals möglichen schnellen Aufstieg eines „normalen" Angestellten. Mit
18 Jahren trat er bereits 1930 in die NSDAP ein. Im heimischen Bad Krozingen gründete er eine eigene
HJ-Ortsgruppe. Durch dieses Engagement stieg er in der HJ bis zum Führer des Hitlerjugend-Banns 113
in Freiburg auf. Nach dem Frankreichfeldzug wurde Bieg zum Landesjugendführer der Reichsdeutschen
Jugend (RDJ) in der Schweiz ernannt.

Auffallend ist, dass die meisten Personen nach 1945 ihre Karrieren fortgesetzt haben und erneut in
leitende Positionen bzw. zu politischen Ehren kamen, auch wenn sie zeitweilig in Haft saßen. Lediglich
Waldemar Hoven (Autor: Heiko Wegmann) wurde als ehemaliger Lagerarzt hingerichtet, die Todesum-
stände von Franz Kerber bleiben im Unklaren. Aus heutiger Sicht erschreckend ist die mangelnde Aufarbeitung
nach 1945. Immer wieder liest man als Erklärung der damaligen Bürger, man solle die Vergangenheit
ruhen lassen. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der NS-Zeit konnte erst beginnen,
nachdem die Kriegsgeneration verstorben war. Dadurch ging viel Wissen verloren. Dafür beispielhaft ist
die Biographie von Emil Tscheulin (Autor: Ulrich Niemann). Sie ist ein Paradebeispiel für das Verschweigen
innerhalb einer ländlichen Gemeinde. Im Nachkriegsdeutschland stand der Wiederaufbau zunächst
im Vordergrund. Nur so ist erklärbar, warum Tscheulin seine Firma so schnell zurückerhielt, obwohl ihm
nach dem ersten Spruch der Entnazifizierungskammer sein Vermögen entzogen worden war. Als Dank
für die Schaffung vieler Arbeitsplätze wurde der Firmengründer zum Ehrenbürger von Köndringen ernannt
.

Auch die Jahre vor 1933 werden beleuchtet, als sich der Nationalsozialismus in der Gesellschaft
institutionalisierte. Im Sammelartikel von Hansjörg Noe zu einigen frühen Nationalsozialisten aus dem
Wiesental ist dies der Fall.

Als einer der Täter wird German Josef Schillinger (Autorin: Christiane Walesch-Schneller) beschrieben
. Als SS-Wachmann in Auschwitz war er bekannt für seine Brutalität. Er starb 1943 durch die Gefangene
Franziska Mann durch einen Bauchschuss in der Auskleide der Gaskammer. Sein Lebenslauf wurde
eher zufällig im Jahr 2000 durch den Leiter des Christophorus-Jugendwerkes entdeckt. Schillingers
Name befand sich bis dahin noch auf dem Gefallenenehrenmal in Oberrimsingen.

Insgesamt wäre es wünschenswert gewesen, wenn die geographische Verteilung der dargestellten
Personen etwas breiter gestreut gewesen wäre; von den 25 Porträtierten kamen alleine zehn aus dem
Landkreis Lörrach. Vermutlich liegt das daran, dass der Herausgeber vor allem auf bestehende Studien
zurückgegriffen hat. Somit bleiben in Südbaden noch immer genug unbeachtete Gebiete, die auf eine
Aufarbeitung warten. Man wird sie auch hier finden, die Helfershelfer und Trittbettfahrer. Hilfreich wäre
zudem eine geographische bzw. historische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Südbaden" in einem
Vorwort gewesen. Dieses wurde jedoch nur knapp gehalten und gibt lediglich einen Überblick über die
Biographien; im Epilog erfolgt die Reaktion auf Kritiken an Vorgängerbänden. Sehr hilfreich ist das
Orts- und Personenregister. Dargleff Jahnke

Michael Overdick: Baukunst der Romanik in Baden-Württemberg, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Wei-
her u.a. 2016, 96 S., 127 Abb.

In ansprechender Form präsentiert sich der Bildband des Kunsthistorikers Michael Overdick über romanische
Bauten im Bundesland Baden-Württemberg. Der Autor wurde 2003 an der Universität Düsseldorf
mit einer Arbeit zur rheinischen Spätromanik promoviert und arbeitet u.a. mit dem Lehr- und
Forschungsschwerpunkt mittelalterliche Architektur und Skulptur, ist also bestens auf sein Thema vor-

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