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Karin Schneider-Ferber: Ritter im Exil. Die Geschichte der Johanniter, Konrad Theiss Verlag, Darmstadt
2016, 263 S., S/W-Abb.
Medizinische Versorgung und Krankenpflege - dies sind zwei Aufgabengebiete, die man heute mit den
Johannitern und Maltesern in Verbindung bringt. Es ist allerdings weniger bekannt, dass beide den gleichen
Ursprung haben: Sie sind zurückzuführen auf einen Ritter- und Hospitalorden, der im Zuge der
Kreuzzugbewegung im 12. Jahrhundert entstanden ist. Karin Schneider-Ferber zeichnet die Geschichte
dieses Ordens in ihrer Monographie „Ritter im Exil: Die Geschichte der Johanniter" von den Anfängen
des Ordens bis zur heutigen Zeit nach.
Beginnend mit dem ersten großen Einschnitt in der Ordensgeschichte - dem Fall von Akkon 1291 -
erzählt die Autorin anhand von bedeutenden Ereignissen chronologisch die 900-jährige Geschichte des
Johanniter- bzw. Malteserordens. Die verlorene Schlacht von Akkon nimmt sie als Ausgangspunkt, um
in einem Vorgriff die Entwicklung des Ordens von einer abhängigen Hospitalbruderschaft in Jerusalem
zu einem selbstständigen Orden, der sowohl einen caritativen als auch einen militärischen Zweig herausbildete
und zunächst in Palästina wirkte, zu beschreiben. Die nächste, bedeutende Station des Ordens,
die Schröder-Ferber in den Mittelpunkt rückt, ist die Insel Rhodos, auf der die Johanniter, nachdem sie
übergangsweise auf Zypern stationiert waren, ab dem 14. Jahrhundert eine Ordensherrschaft errichteten.
Die Autorin beschreibt, wie die Ordensritter, die mehr als 200 Jahre auf Rhodos bleiben sollten, sich die
Insel zu eigen machten, große Befestigungsanlagen errichteten, Handel trieben, die Organisation des
Ordens festigten und sich ihrer ureigensten Aufgabe - der Krankenpflege - widmeten, indem sie ein
Hospital betrieben. Dabei zeigt sie, wie der Ordensstaat der Johanniter auf Rhodos durch die exponierte
Lage im Mittelmeer von verschiedenen Seiten Begehrlichkeiten weckte. So konnten die Johanniter 1480
einen ersten großen Angriff durch die Osmanen abwehren, 1522 mussten sie jedoch die Insel Sultan
Süleyman dem Prächtigen nach wochenlanger Belagerung übergeben. Der letzte größere Abschnitt der
Monographie beginnt 1530, als der Orden nach Jahren der Unsicherheit das Angebot Kaiser Karls V
annahm und auf der Insel Malta ansässig wurde. Auch hier hatten die Johanniter, die inzwischen auch
Malteser genannt wurden, eine große Belagerung durch Süleyman den Prächtigen zu überstehen, konnten
in der Folgezeit die Insel aber so befestigen und ausbauen, dass keine weiteren Angriffe Erfolg hatten
. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde Malta vom damaligen Großmeister Ferdinand von Hompesch
kampflos an Napoleon übergeben. Zum Schluss des Buchs beschreibt Schneider-Ferber, wie der Orden
im 19. Jahrhundert nach neuen Allianzen suchte, jedoch mehr und mehr zerfiel. Erst mit den größeren
Kriegen und Schlachten in Europa Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und der Rückbesinnung
auf die ursprüngliche Aufgabe des Ordens entstanden drei größere Institutionen, die sich bis heute auf
die Johanniter und Malteser beziehen und international bekannt sind für Krankenversorgung und Katastrophenhilfe
: der englische „Order of St. John", der evangelische „Johanniterorden" und der „Souveräne
Ritter- und Hospitalorden vom hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und Malta".
Schneider-Ferber schafft es, auf rund 250 Seiten einen umfassenden Überblick über die Ordensgeschichte
der Johanniter zu geben. Dabei beschränkt sie sich nicht darauf, lediglich die Fakten und Daten
der wichtigsten Ereignisse zu nennen, sondern beschreibt in ausführlichen Exkursen vor allem die großen
Schlachten um Akkon, Rhodos und Malta, geht intensiv auf die Baugeschichte an den jeweiligen Ordenssitzen
ein und zeigt detailreich die Bedeutung der ordenseigenen Flotte für das Fortbestehen der Johanniter
. Aufgrund dieser Schwerpunktsetzung werden andere Aspekte, wie beispielsweise die Struktur des
Ordens oder das Verhältnis des Hauptsitzes zu den Niederlassungen (Kommenden) in Europa, lediglich
gestreift oder gar nicht thematisiert. Auffallend ist, dass Fußnoten nur bei Quellenzitaten gesetzt und
diese aus der Literatur als Sekundärzitate übernommen werden. Dabei bedient sich die Autorin vor allem
in der ersten Hälfte der Monographie zum großen Teil älterer Literatur. Neue Literatur, die durchaus in
der Bibliographie genannt wird, ist nicht erkennbar bzw. mit Nachweisen in den Text eingegangen. Insgesamt
ist „Ritter im Exil: Die Geschichte der Johanniter" flüssig und spannend geschrieben und weckt die
Neugier auf den Orden, seine Geschichte und die damit verbundene Geschichte der Inseln Rhodos und
Malta. Eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Ordensgeschichte scheint allerdings nicht
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