http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0187
Ziel der Monographie zu sein und daher ist das Buch mehr eine kenntnisreiche Nacherzählung als eine
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik. Johanne Küenzlen
Orts- und personengeschichtliche Literatur
50 Jahre Kolleg St. Sebastian, hg. von Claudius Heitz unter Mitarbeit von Eberhard Breckel und Annette
Frank, Selbstverlag Kolleg St. Sebastian, Stegen 2016, 256 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.
„Das Besondere an meiner Schule ist: der schöne große Park - das gibt es ja eigentlich an keiner Schule
-[...] der Teich, [...] die Kapelle" - Stimmen aus der Schülerschaft in der Festschrift des Kollegs St.
Sebastian in Stegen. Es geht in der Tat um einen besonderen Ort, der sich vom Schloss zum Kloster und
dann zur Schule gewandelt hat, wie es Pater Heinz Lau SCJ zusammenfasst in seinem Grußwort zum Jubiläum
des von seiner Ordensgemeinschaft, den Herz-Jesu-Priestern, gegründeten und seit 1998 von der
Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg getragenen Gymnasiums in Stegen. Referenzjahr für die Fünfzigjahrfeier
ist 1966, als das bisherige Progymnasium zum staatlich anerkannten Vollgymnasium avancierte
und der Grundstein zu einem großzügigen modernen Schulgebäude gelegt wurde.
Vorläufer des ausgebauten Gymnasiums war die 1945 von Pater Heinrich Middendorf gegründete
„Missionsschule Haus Stegen", ein altsprachliches Progymnasium mit Internat, das seit 1952 staatlich
anerkannt war. Es ging dem engagierten Ordensmann und Missionar darum, Nachwuchs für seine Gemeinschaft
zu gewinnen und mit dem geistigen Rüstzeug auszustatten. Er sah sich in der Tradition der
Vorkriegszeit, als seine Ordensbrüder in Stegen eine Spätberufenen-Schule unterhielten. Wegen seines
Engagements für Flüchtlinge und Verfolgte während des Zweiten Weltkriegs wird er in der Festschrift
durch einen Beitrag von Lea Wrede gewürdigt. Dass seine Schule, die hohe Anforderungen stellte und
den Zöglingen wenig Freizeit ließ, in ihrer Zeit segensreich wirkte, ist den Beiträgen ehemaliger Absolventen
zu entnehmen: Karl Willmann beschreibt den Schul- und Internats-Alltag der Fünfzigerjahre und
notiert, wofür sich die Absolventen nach der Mittleren Reife entscheiden konnten: ein Drittel seines Jahrgangs
wechselte auf das staatliche altsprachliche Berthold-Gymnasium in Freiburg, mehr als die Hälfte
blieb dem Orden treu und wagte den Umzug ins Emsland, um das ordenseigene Gymnasium Leonium in
Handrup zu besuchen; aber auch der mittlere oder gehobene Verwaltungsdienst war eine Option.
Pater Franz Hoch, der 1964 in Handrup das Abitur machte, schreibt aus dreifacher Verbundenheit
mit Stegen: als ehemaliger Schüler, Erzieher und Rektor. Er geht auf die aktuelle Kritik an der Heim- und
Internatserziehung der Nachkriegszeit ein und setzt seine guten und ungetrübten Erinnerungen, worin
Fußball eine Rolle spielt, dagegen. Drei weitere ehemalige Internatsschüler kommen zu Wort und betonen
einmütig und dankbar, dass sie als „Jungen vom Land" ohne die Schule in Stegen keine höhere Schulbildung
erhalten hätten. Das Internat wurde 1997 geschlossen, was sich schon in den 1980er-Jahren durch
einen deutlichen Rückgang der Schülerzahlen abgezeichnet hatte. Eberhard Breckel, Schulleiter von 1978
bis 2004 und hier Autor des Beitrags „30 Jahre Kollegsgeschichte - die frühen Jahre", dokumentiert diese
Entwicklung parallel zum steilen Anstieg der externen Schüler, zu denen ab 1966 auch Protestanten und
seit 1968 auch Mädchen gehörten.
Breckel stellt den Zusammenhang mit der bildungspolitischen Diskussion jener Jahre her: „Ganz im
Sinne der Bewegung ,Student aufs Land' wurden [...] Kreise erschlossen, die bisher einem Übergang in
weiterführende Schulen [...] misstraut hatten." Stichwörter aus seinem Beitrag sind „Transformation"
und „Neukonzeption". Er spricht die Gründung einer Mitarbeitervertretung und die Schülermitverwaltung
an, Sprachenfolge, Musikzug, reformierte Oberstufe und bewertet diel996 beschlossene Aufnahme
der ordensgeführten Schule unter das Dach der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg als glückliche und
die Kontinuität wahrende Entscheidung. Bernhard Moser, Schulleiter seit 2004, geht in seinem Beitrag
auf die Ordenstradition ein, zitiert Pater Middendorf („Das Humanum kommt noch vor dem Religio-
sum") und hält fest, dass 2002 mit Pater Heinrich Mentrup der letzte Herz-Jesu-Priester die Kollegsgemeinschaft
verlassen hat.
187
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0187