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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0189
Der Band profitiert davon, dass erst im vergangenen Jahr die MGH-Edition der Urkunden Ludwigs
des Frommen endlich vorgelegt wurde. Der MGH-Bearbeiter Theo Kölzer kann daher aus erster Hand
die Hintergründe der Urkundenpraxis Ludwigs des Frommen referieren. Die historischen Aufsätze werden
flankiert von einer Betrachtung der in den vergangenen Jahren beträchtlich gewachsenen archäologischen
Erkenntnisse, wobei Sebastian Brather die lange Jahre als Gewissheit geltende Herleitung der
,,-ingen"-Orte in Frage stellt. Jürgen Dendorfer regt in seinem Beitrag an, die Konkurrenzstellung der
Karolinger zu den Alaholfingern zu hinterfragen, ja sogar ganz zu überlegen, ob die Alaholfinger nicht
gar ein Konstrukt der älteren prosopografischen Forschung seien. In der Beleuchtung der nur kurzlebigen
Herrschaft, die im Jahr 829 für Karl den Kahlen in der Alemannia eingerichtet wurde, stellt Steffen
Patzold eine „Minimalsicht" zur Diskussion, die ältere Forschungstendenzen relativiert, die diesem
ephemeren Gebilde eine größere Bedeutung und stärkere Nachwirkungen beimaßen. Der Platznot ist es
geschuldet, dass nicht auch noch auf die übrigen elf Beiträge so eingegangen werden kann, wie diese es
verdient gehabt hätten.

Es bleibt zu bilanzieren, dass in dem Band ausgesprochen anregende und innovative Beiträge versammelt
sind, die eine Lektüre lohnend machen und die Ausgangspunkte für weitere Forschungen bieten.
Der Band ist reich und qualitätsvoll bebildert, vielfach auch farbig, und mit einem Orts- und Personenregister
versehen. Boris Bigott

Bernd Braun/Ulrike Hörster-Philipps: In jeder Stunde Demokratie. Joseph Wirth (1879-1956). Ein politisches
Porträt in Bildern und Dokumenten, hg. von der Joseph-Wirth-Stiftung in Zusammenarbeit mit
der Stadt Freiburg, Modo-Verlag, Freiburg 2016, 216 S., 235 Abb.

Der hundertste Geburtstag des einstigen Zentrumsabgeordneten, Finanzministers und Reichskanzlers
der Jahre 1921/22 wurde 1979 in seiner Heimatstadt Freiburg zögerlich begangen, dann aber nachhaltig
wirksam wahrgenommen durch das Bändchen mit dem provozierenden Titel „Die unterlassene Ehrung
des Reichskanzlers Joseph Wirth. Blüten eines provinziellen Antikommunismus. Ein dokumentarisches
Lesebuch", herausgegeben von Gernot Erler und Karl-Otto Sattler. Hugo Ott publizierte im Alemannischen
Jahrbuch (Band 1979/80 [1983]) und im Freiburger Diözesanarchiv (FDA 101 [1981]) und forschte
nach dem Nachlass. Ulrike Hörster-Philipps, die in Münster mit einer Arbeit über die Weimarer Republik
promoviert hatte, wurde auf die Aktivitäten aufmerksam, kam nach Freiburg und machte die Wirth-Bio-
graphie zum Thema ihrer Habilitation. 1992 gehörte sie zu den ersten deutschen Historikern, die in Moskau
die 1945 dorthin verbrachten Teile des Wirth-Nachlasses einsehen durften. 1995 wurde sie habilitiert,
1998 erschien das Ergebnis ihrer Arbeit in der Reihe B Forschungen der Veröffentlichungen der Kommission
für Zeitgeschichte: „Joseph Wirth 1879-1956. Eine politische Biographie". 1985 war sie maßgeblich
an der Gründung der Joseph-Wirth-Stiftung e.V. beteiligt. Diese Vereinigung präsentierte 2016 zum 60.
Todesjahr des Alt-Kanzlers in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg einen großformatigen Band zur
Wirth-Biographie mit Texten von Ulrike Hörster-Philipps und einer dichten Bilddokumentation, zusammengestellt
von Bernd Braun, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter und stellvertretenden Geschäftsführer
der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg.

Durch die Dominanz der aussagekräftigen Bilder von guter Qualität und in geschicktem Arrangement
, begleitet von einem gut gegliederten Text und informativen Bildunterschriften wird die Beschäftigung
mit Wirth zu einer angenehmen und spannenden Zeitreise. Ein prächtiges Luftbild der Innenstadt
von Freiburg vor der Zerstörung und der Blick in die Nussmann- und Herrenstraße zeigen, wo Joseph
Wirth aufgewachsen ist. Ein Blick in die Setzerei des Herder-Verlags, wo Vater Wirth beschäftigt war,
steht für das katholische Umfeld. Es folgen Studioaufnahmen des Gymnasiasten und Studenten, das Titelblatt
der Promotion, der Mathematiklehrer an der Neuburg-Ob erreal schule in Freiburg (irrtümlich ist
die Rotteck-ORS statt des späteren Kepler abgebildet). Porträts von Stadtpfarrer Heinrich Hansjakob und
Rechtsanwalt Constantin Fehrenbach, Reichskanzler von 1920/21 und als solcher Vorgänger von Wirth,
stehen für die Verankerung in der Zentrumspartei, für die dieser 1913 in den badischen Landtag einzog.
In den ersten drei Kriegsjahren war er als Sanitäter im Kampfgebiet. Ein Blick in den Bildnachweis eröff-

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