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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0191
Der dunkle Glockenton. Briefwechsel zwischen Reinhold Schneider und Rudolf Alexander Schröder, hg.
von Klaus Goebel, Ralf Schuster Verlag Passau, 2., durchgesehene und erweiterte Auflage 2016, 147 S.,
12 Abb.

Reinhold Schneider, anfangs ein eher weltlicher, bald schon ein christlich-katholischer Historiograph,
erwuchs in bedrängter Zeit zum Mahner und Tröster. Mehrere Biographien würdigen ihn. Sie werden
abgerundet durch eine Reihe veröffentlichter Briefwechsel, etwa mit Werner Bergengruen, Bernt von
Heiseler, Erich Przywara, Leo Wohleb oder Leopold Ziegler. Eine Lücke schließt die vor zwei Jahren
herausgekommene Korrespondenz mit dem um eine Generation älteren Architekten, Liederautor und
Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder, der für die Bekennende Kirche eintrat. Diese Briefsammlung
hat soeben eine ergänzte zweite Auflage erfahren, sie bringt nunmehr den noch erhaltenen Schriftwechsel
vollständig.

Schwerlich nur vermag der heutige Leser sich in die unheildrohende Atmosphäre der braunen Herrschaft
zurückzuversetzen, wo jede regimekritische oder nur zweifelnde Formulierung Verfolgungsmaßnahmen
der Gestapo auslösen konnte. Da musste man vieles zwischen den Zeilen herauslesen können.
Natürlich waren unsere beiden Briefpartner mit der literarischen Tarnung vertraut. Ihr dahin gehendes
Mühen hat den Meinungsaustausch seit dem Anbeginn im Jahre 1935 sichtbar geprägt. Eine bezeichnende
Anspielung findet sich in dem Satz Schröders im Brief vom 2.1.1937, wo er eine Lesung im kleinen
Kreise erwähnt: Wir werden uns ja langsam an die hereinbrechende Katakombenzeit gewöhnen müssen
(S. 42). Gegenstand des Dialogs zwischen den beiden ist vor allem die eigene schriftstellerische Arbeit,
die ungeachtet der Diktatur von einem ethischen Konsens getragen wird. Schröder schreibt die längeren
Briefe, Schneider gibt sich verhaltener. Nach Kriegsende darf die Ausdrucksweise offener werden.
Unter dem 26.6.1946 sagt Schneider entschuldigend: Wie oft haben wir von Ihnen gesprochen, aber zu
einem Briefe fehlte die Freiheit; zuletzt konnte man ja nur noch schweigen [...] (S. 60). Und wieder ist
es jetzt Schröder, der ausführlich schreibt, während Schneider zumeist einsilbiger antwortet. Inhaltlich
fordern nun theologische Fragen mehr Raum ein, wenngleich man in Glaubensdingen nicht immer übereinstimmt
. In einem Schreiben Schröders vom 28.10.1954 dreht sich das literarische Zwiegespräch um
die theologische Jenseitshoffnung (S. 79). Auffälligerweise lässt Schneiders Antwort vom 5.11.1954 (S.
85) schon jene Furcht vor einer ewigen Finsternis anklingen, die sich in seinem großen letzten Werk
„Winter in Wien" noch stärker offenbaren sollte. Ein Text Schröders vom 2.8.1954 schreckt auf: Was ich
s. Z. über Mann geschrieben habe, hatte seine Spitze gegen die Nazis und hat mich denn auch hart an den
Rand des Konzentrationslagers gebracht (S. 78 und Fußnote 194). Eingestreut in die Brieftexte stößt der
Leser auf Mitteilungen über persönliche Treffen, über Vorträge, über Reisepläne oder auf Dankesworte
für die Zusendung von Autorenexemplaren. Die letzte Nachricht in dieser Korrespondenz kommt von
Reinhold Schneiders Hand: Unter dem 1. Januar 1957 grüßt er von einem Aufenthalt im Hotel „Atlantic"
in Baden-Baden (S. 91).

Der Sprachstil bleibt - von ein paar lebhaften Ausrufezeichen abgesehen - sachlich-distanziert,
stets auf ,Sie'-Anrede bedacht. In diesem Grundton gewähren die überlieferten Schreiben Einblick in die
Denkweise zweier unterschiedlicher Persönlichkeiten, die allein ihrem christlichen Gewissen gehorchten
. Lebensbilder der beiden hat der Herausgeber im Einführungsteil des Buches mit wissenschaftlicher
Sorgfalt nachgezeichnet. Gleiches gilt für die im Anhang wiedergegebenen, die Briefschreiber betreffenden
Texte, für die Übersicht aller in der Schrift erwähnten Werke, für das Quellenverzeichnis, das
Personenregister und den Bildteil. Das Buch bringt uns die miteinander verbundenen Dichter näher.

Reiner Haehling von Lanzenauer

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