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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0193
Greiffenegg und Ramberg - Eine Freundschaft in Zeichnungen, Begleitband zur Ausstellung im Haus
der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum Freiburg, hg. von Felix Reusse für die Städtischen
Museen Freiburg, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2017, 128 S., 124 Farb-Abb.

Der Katalog begleitet die dritte Ausstellung im neuen Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum
Freiburg, in der die Freundschaft zwischen dem gebürtigen Freiburger, Diplomaten und Militär
Hermann Gottlob von Greiffenegg-Wolffurt (1773-1847) und dem Zeichner Johann Heinrich Ramberg
(1763-1840) im Spiegel der Zeichnung beleuchtet wird. Die 100 Katalognummern stammen zum größten
Teil aus einem umfangreichen Konvolut an Zeichnungen und Druckgraphiken aus dem Nachlass Greif-
feneggs sowie einige Miniaturbarette für Orden und weitere persönliche Utensilien aus dem Besitz der
Nachfahren. Der Name „Greiffenegg" ist noch heute in Freiburg durch das sogenannte „Greiffenegg-
schlösschen", das Greiffenegg senior auf dem Schlossberg oberhalb des Schwabentores erbauen ließ,
wohlbekannt.

In elf Aufsätzen werden die Biographien der Protagonisten, die Genealogie der Familie Greiffenegg,
die diplomatischen und militärischen Auszeichnungen Hermann Gottlob Greiffeneggs, sein etwas unübersichtliches
persönliches Umfeld und die kunsthistorische Analyse der ausgestellten Exponate erläutert
.

Vater und Sohn Greiffenegg widmet sich Antigone Kiefner, deren Biographien sie jeweils anschaulich
in die unruhigen politischen Zeitumstände zwischen Französischer Revolution, Napoleonischen
Kriegen und der Restaurationszeit eingebettet hat. Greiffenegg Junior blieb auch nach dem Ubergang des
Breisgaus an das Haus Baden in habsburgischen Diensten. Seine Karriere als Diplomat führte ihn von
Freiburg nach Bern, Karlsruhe, ins Elsass und schließlich über Kassel für mehrere Jahre nach Hannover,
wo er sich mit dem Zeichner Johann Heinrich Ramberg befreundete. Mit der Bitte um Versetzung in südlichere
Gefilde aus gesundheitlichen Gründen beendete er unabsichtlich seine diplomatische Laufbahn.
Die österreichische Regierung nutzte vielmehr diese Gelegenheit, sich des allzu eigenständigen und unberechenbaren
Gesandten zu entledigen, indem sie ihn als Festungskommandant auch geographisch ins
Abseits, d.h. zunächst ins Friaul, später nach Dalmatien beorderte. Gesundheitlich angeschlagen und
zermürbt von mehreren vergeblichen Versetzungsgesuchen bat Greiffengg schließlich um seine Pensionierung
und kehrte 57-jährig nach Freiburg zurück, wo er später auch verstorben ist; sein Grabstein
befindet sich noch heute auf dem Alten Friedhof.

In Hermann Gottlob von Greiffenegg-Wolffurts abenteuerlicher beruflicher Laufbahn und ihrem
unrühmlichen Ende spiegelt sich neben den unruhigen Kriegszeiten exemplarisch auch der Übergang
von einem Herrscherhaus an das andere wider. Doch auch seine überaus eigenständige und unkonventionelle
Vorgehensweise, seine eigenmächtigen Spionagetätigkeiten und sein beharrliches Anhängen an das
habsburgische Herrschergeschlecht trugen zu seiner Kaltstellung bei. Zudem lebte er - für damalige Moralvorstellungen
völlig inakzeptabel - lange Zeit vor seiner Scheidung in einem außerehelichen Verhältnis
mit seiner späteren Frau Agathe Mauch und ihrer Stiefschwester Josephine Lang zusammen. Seine
Charakterisierung, als „sperrige wie schillernde Persönlichkeit, die viele Fragen offen lässt und zu Spekulationen
verleitet" ist damit noch heute zutreffend. Henning Volle stellt in mehreren Aufsätzen Greiffeneggs
diplomatische und militärische Auszeichnungen vor, zudem wird anhand des Stammbaums und
der Aufwertung des Familienwappens der Aufstieg von Greiffenegg zum Freiherrn zu Wolffurt erläutert.
Des Weiteren werden aus dem zeichnerischen Konvolut Porträts von Greiffenegg und seinen beiden Begleiterinnen
gezeigt, die von der Hand des Rambergschülers August Cleefs stammen. Seine Biographie
hat Gabriele Eilert-Ebke zusammengefasst. Unter dem Motto „Zeichnen als Akt der Freundschaft" widmet
sich Felix Reuße den künstlerischen Exponaten und dort ausführlich den zahlreichen Zeichnungen,
die Johann Heinrich Ramberg für Greiffenegg, dessen spätere Frau Agathe und ihre Schwester Josephine
angefertigt hat. Dabei wird einfühlsam nicht nur die tiefe Freundschaft dieser beiden gleichgesinnten
Charaktere herausgearbeitet, sondern auch die bemerkenswerte Fähigkeit Rambergs, hochgestimmte,
akademisch tradierte Bildinhalte in einen sehr privaten Zusammenhang zu überführen. Die oftmals humorigen
Freundschaftsgaben sind über ihren beachtlichen künstlerischen Wert hinaus für den heutigen

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