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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0197
deutenden habsburgischen Landstadt, nämlich Freiburg i. U./Fribourg (S. 198-203 und 221-229). In einer
Uberraschungsaktion hatte er nach dem Krieg gegen Savoyen den Rat abgesetzt und teilweise gefangen
genommen. An die Spitze des neu ernannten Rats stellte er zwei elsässische Adlige als Stadthauptmann
und Schultheiß. Bei der Darstellung der Ereignisse unterlaufen Langmeier jedoch teilweise inhaltliche
Missverständnisse und nicht haltbare Einschätzungen. So urteilt er (S. 221), „das relativ kleine" Fribourg
sei für Bern keine echte Gefahr gewesen. Dies ist nicht zutreffend, denn das üechtländische Freiburg war
mit ca. 5.500 Einwohnern gleich groß wie das nahe gelegene Bern und beide Städte verband eine traditionelle
Rivalität. Ebenso führt die plakative Überschrift (S. 221) „Freiburg im Üechtland wird mit einer
Stadtkommandantur versehen (August bis November 1449: Monseigneur le tyran)" zu einer inhaltlich
schiefen Einschätzung, die nicht der politischen Realität entsprach. Unzutreffend ist auch Langmaiers
Behauptung (S. 225), der Herzog habe in diesem Zeitraum eine starke Besatzung nach Fribourg verlegt.
Dass Albrecht VI. 1449/50 die Absicht hatte, die Stadt aufzugeben (S. 228), lässt sich anhand der Quellen
nicht nachweisen. Ganz im Gegenteil hielt er energisch an ihr fest. Sein radikaler Eingriff in die inneren
Parteiungen der Stadt - es sei erinnert, dass der Herzog von ihnen um Hilfe angerufen worden war - war
kein Bündnis mit den niederen Schichten gegen die Ratsgeschlechter (S. 224), sondern der Versuch einer
radikalen Neuordnung und Friedensstiftung, die allerdings erfolglos blieb. Ferner gab es zu diesem Zeitpunkt
in der Stadt keinerlei Neigung, sich den Herzögen von Savoyen zu unterstellen. Erst 1452 vollzog
die Stadt aus eigener Initiative und in ganz anderem Kontext den überraschenden Herrschaftswechsel.

Diese beiden Korrekturen schmälern aber, und das sei ausdrücklich betont, keinesfalls den Wert
von Langmaiers Buch. Die Schwierigkeiten in Detailfragen zu Albrechts Politik, vor denen der Autor
bei der Darstellung des komplexen Sachverhalts gestanden ist, sind dem Rezensenten aus eigener Erfahrung
gut bekannt. Langmeier ist mit seinem Buch ein Standardwerk zu Albrecht VI., Friedrich III. und
zur Geschichte der habsburgischen Erblande um die Mitte des 15. Jahrhunderts gelungen. Neben einem
abschließenden Resümee vermerkt der Leser dankbar ein umfassendes Itinerar Albrechts (S. 54-79), ein
Verzeichnis des umfangreichen und weitverstreuten Archivbestands sowie einen Index der Personen- und
Ortsnamen, die die Arbeit mit diesem wichtigen Buch unterstützen. Willy Schulze

Nationalsozialismus in Freiburg, Begleitbuch zur Ausstellung des Augustinermuseums, hg. von Peter
Kalchthaler, Robert Neisen und Tilmann von Stockhausen, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016,
286 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Heiko Haumann, Ulrich Herbert, Jörn Leonhard, Bernd Martin und Heinrich Schwendemann stellen
mit ihren Beiträgen das Umfeld des Ausstellungsthemas „Nationalsozialismus in Freiburg" dar. Dabei
werden die Jahrzehnte vor der sogenannten „Machtergreifung" im Jahr 1933 mit ihren politischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Faktoren nicht nur in der Stadt, sondern auch im gesamten Deutschen Reich
beschrieben. Im Mittelpunkt der einzelnen Aufsätze stehen die zunehmende Radikalisierung in der Weimarer
Republik und die Anfänge der NS-Herrschaft mit all ihren Unterdrückungsmechanismen sowie
den Verbrechen an Juden und anderen als „unarisch" oder minderwertig deklarierten Menschengruppen.
Gleichzeitig werden einige herausragende Persönlichkeiten Freiburgs wie etwa Martin Heidegger oder
Erzbischof Gröber und ihr Verhalten im NS-System beleuchtet. In den Aufsätzen wird auch der Frage
nachgegangen, welche sozialen Schichten und welche Religionsgemeinschaften den Parolen der Nationalsozialisten
aufgeschlossen gegenüberstanden oder sie sogar unterstützten. Auch werden Personen
genannt, die den Nazis mit Skepsis oder offener Ablehnung begegneten.

Solchermaßen informiert, konnte der Besucher die zahlreichen Ausstellungsstücke in Augenschein
nehmen. Sie waren in ihrer Vielfalt kaum zu überbieten. Es wurden nicht nur einige Bewohner von Freiburg
und ihre Schicksale in der Weimarer Republik und der NS-Zeit dargestellt, sondern auch kulturelle
Ereignisse, die Entwicklung von Organisationen und Parteien sowie der Werdegang von Bürgermeistern
und herausragenden Politikern vermittelt, die über die Stadt hinaus im Land und im Reich von Bedeutung
waren. Dabei stand im Mittelpunkt, wie das Leben in der Stadt allmählich zur sogenannten „Volksgemeinschaft
" mutierte. Oppositionelle wurden brutal beseitigt, nicht zur „Volksgemeinschaft" Gehörige
wie Sinti, Behinderte oder Juden wurden in Konzentrationslager verbracht oder in eigens errichteten

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