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Anstalten mehr oder weniger heimlich ermordet. Die Ausstellung schloß mit einem Blick auf das Kriegsende
in Freiburg, in dem Zerstörungen vieler Stadtteile, Not und zunehmende Unterdrückung durch die
NS-Machthaber Themen der Präsentationen waren.
Die Fülle und Qualität der historischen Dokumente, wie etwa Briefe, Drucke und Fotos, machten die
Ausstellung zu einem wertvollen Mittel, den nachfolgenden Generationen das Leben vor 1945 anschaulich
nahe zu bringen. Der Begleitband trägt einen wichtigen Teil dazu bei. Detlef Vogel
Nazi-Terror gegen Jugendliche. Verfolgung, Deportation und Gegenwehr in der Region Freiburg, Katalog
zur Ausstellung, hg. von Monika Rappenecker, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u.a. 2016, 319 S.,
zahlr. Färb- und S/W-Abb.
Der von Monika Rappenecker herausgegebene Katalog ist Ausstellungen gewidmet, die in den letzten
Jahren in Freiburg gezeigt wurden.
Lothar Spillmann erläutert einleitend die Modalitäten der Arbeit an diesem Projekt. Danach haben
über 100 Jugendliche das Schicksal von verfolgten Juden, Sinti, Roma, Behinderten und anderen
nachgezeichnet. Zwar hatten die Bearbeiter bei ihren Projekten, die sie aus Interviews und Dokumenten
der betroffenen Kinder und Jugendlichen verwirklichten, Betreuer an ihrer Seite, aber die Erwachsenen
griffen nur selten korrigierend ein. Es bestanden demnach für die jugendlichen Forscher große Handlungsspielräume
.
Im folgenden Beitrag von Wolfram Wette über die Geschichte der Erinnerungskultur in Deutschland
kommt zum Ausdruck, dass um 1995 ein Wendepunkt zu erkennen ist. Der Streit zwischen den
68ern und der Kriegsgeneration über die Beurteilung der NS-Zeit fand ein Ende. Heute, so der Autor,
käme es darauf an, dass die mittlerweile vierte Nachkriegsgeneration die NS-Verbrechen nicht vergisst.
Was nach Wolfram Wette bei der Erinnerungskultur der Jahrzehnte nach 1945 im Vordergrund stand,
war die Opferperspektive. Die Täter und Mitläufer hingegen beachtete man kaum. Mitverursacht wurde
diese Tendenz durch den Beginn des Kalten Krieges, in dem es jedenfalls im Westen darauf ankam, das
deutsche personelle Potential zu nutzen - egal wie belastet viele Leute durch ihr Verhalten vor 1945 auch
waren. Erst in letzter Zeit, und hier vor allem in Baden-Württemberg, sei die Täterforschung intensiviert
worden. Gegenwärtig kämen, so der Autor, angesichts einer existierenden Einwanderungsgesellschaft
beim historisch-politischen aber auch kulturellen Lernen neue Herausforderungen auf die Bevölkerung
zu. Insgesamt gesehen, sei eine positive Gesamtbilanz in Bezug auf die Erinnerungskultur in unserem
Land zu bemerken.
Es schließt sich eine anschauliche Chronologie der NS-Zeit an, in der nicht nur die Entwicklung der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Freiburg, sondern auch die Ursprünge von Antisemitismus,
Rassenhass, Ablehnung von Homosexualität oder Euthanasievorstellungen in der Zeit vor 1933 beschrieben
werden. Dann folgen die Schilderungen der vielfältigen Beispiele von Verfolgung und Ausrottung
Jugendlicher im Südwesten während der NS-Diktatur. Dabei kommt auch zum Ausdruck, dass es durchaus
Menschen gab, die Verfolgten und Ausgegrenzten, oft unter hohem Risiko für sich selbst, zur Flucht
verhalfen oder sie vor den NS-Häschern versteckten.
Das Werk ist mit einem guten Register versehen, das es interessierten Lesern ermöglicht, sich über
Hintergründe weiter zu informieren. Detlef Vogel
Reformation in Basel (Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 116), Schwabe Verlag, Basel
2016, 218 S., zahlr. Abb.
Der aktuelle Band der Basler Zeitschrift vereinigt sechs Beiträge zum Thema „Basler Reformation", die
durch zwei weitere Themen der Basler Kirchengeschichte und einem Nachruf ergänzt werden.
Marcus Sandl sieht die Basler Reformation als typisch städtisches Phänomen, das durch drei unterschiedliche
Kommunikationsphasen geprägt wurde. Eine Fülle von Ereignissen stehen am Beginn der
Reformation, die im Bildersturm und in der vom Rat gesetzten „Ordnung" vom 1. April 1529 gipfeln,
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