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wertete und ausbaute oder eine Kirchengründung auf jungfräulichem Boden betrieb, ist derzeit
nicht bekannt. Der Vorgang der Verlegung kann daher nur indirekt erschlossen werden.
In einer Urkunde von 1125 schlichtete nämlich Bischof Ulrich I. von Konstanz einen Streit
um Zehntrechte. Er wirkte mit Abt Manegold von St. Gallen und Konrad, dem Vogt des Klosters
St. Märgen und auch der St. Gallischen Güter im Dreisamtal, zusammen. In diesem Zusammenhang
wird ein Gut zu Kirchzarten (predium ad Kilizartun) genannt. Damit sind dieser Ort und
auch die dort befindliche Kirche zum ersten Mal belegt.
Die Quellenlage um diese Kirchenverlagerung herum ist aus mehreren Gründen dürftig:
Neben einem möglichen Verlust an Schriftquellen kam hinzu, dass die Kirchenrechte beim selben
Besitzer (Kloster St. Gallen) blieben und dass der Pfarrsprengel offenbar nicht verkleinert
wurde. Daher gab es wohl wenig Grund für ausführlichere Beurkundungen.
Offenbar wurde Kirchzarten dann zwischen 1121 und 1133 (in der Regierungszeit des Abtes
Manegold von St. Gallen) als Zentrum des St. Gallener Klosterbesitzes im Dreisamtal etabliert.
Dabei wirkten die Herzöge von Zähringen, die Falkensteiner (ihre Lehnsleute) und der oben
genannte, zähringisch gesonnene Abt von St. Gallen zusammen.7
Die bisherige Pfarrkirche in Zarten wurde in der Folgezeit zur „Filialkirche" herabgestuft.
Im Jahr 1187 ist noch ein Wernherus plebanus de Zartun belegt. Im 13. Jahrhundert findet sich
die neue Bezeichnung ecclesia Kilchzarten. Das Johannespatrozinium der älteren Kirche findet
sich noch als Nebenpatrozinium an der St. Galluskirche von Kirchzarten verzeichnet. In Zarten
selbst bestanden ein Kapellenfond und ein Friedhof weiter, auch einige Gottesdienste wurden
abgehalten.8
Die Filialkirche in Zarten wurde mit der Kirche St. Gallus in Kirchzarten und dem Dinghof
von Kirchzarten im Jahr 1297 an die Johanniter verkauft.9 Anscheinend gab es um die Besetzung
der Pfarrstelle und andere Rechte Streit mit der Stadt Freiburg, die seit etwa 1500 in Form
der sogenannten „Talvogtei" die meisten weltlichen Rechte im Dreisamtal auf sich vereinigen
konnte. So könnte es auch zu der Wandbemalung mit den Wappen von Vorderösterreich und
Freiburg außen an der Südwand der Johanneskapelle gekommen sein.
Ausdrücklich mit dem - schon wesentlich älteren - Patrozinium St. Johannes (Baptist) ist
die Kirche in Zarten im Jahr 1493 genannt.
Im Jahr 1958 kam die Zartener Johanneskapelle an die Pfarrei Stegen. Im Rahmen der vor
wenigen Jahren erfolgten Neustrukturierung als Seelsorgeeinheit Dreisamtal nähert man sich
wieder der frühmittelalterlichen Großpfarrei an ...
Erste Beobachtungen und Fragen zur Baugeschichte
Aus der Zusammenstellung der historischen Bezüge folgt, dass an der Johanneskapelle in Zarten
mit älterer Bausubstanz und wohl auch mit Relikten im Boden zu rechnen ist. Die ältere
Bausubstanz zeigte sich im Oktober 1964 beim Abschlagen des Außenputzes der Südseite. Der
anscheinend zufällig (Bundesstraße!) mit dem Architekten Karl List vorbeikommende staatli-
Ebd., S. 203.
Max Weber: Kirchzarten. Geographie-Geschichte-Gegenwart. Nachtragsband - Geschichte der Pfarrei
Kirchzarten, Kirchzarten 1967, S. 168-171.
Max Weber: Die Kirchzartener Geschichte, in: Kirchzarten. Geographie-Geschichte-Gegenwart, hg.
von Günther Haselier, Kirchzarten 1966, S. 57-528, bes. S. 167-183.
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