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Besonders auffällig sind die drei holländischen Drucke Calvins, die zusammen mit Sebastian
Münsters zweisprachigen Hebraica Biblia die einzigen nicht in Latein gehaltenen Drucke
des CL stellen. Der Genfer Reformator publizierte zwar die meisten seiner Schriften auf
Französisch, dass aber bereits im 16. Jahrhundert holländische Übersetzungen existieren, ist
wenig erstaunlich, denn seine reformatorische Lehre gewann gleichermaßen in der Niederlande
an Bedeutung.76 Diese Ausgaben stechen auch aufgrund ihres Druckortes heraus: Während
die Schriften der anderen Autoren mit wenigen Ausnahmen Druckereien in Basel, Zürich und
Straßburg entstammen, wurden diese in Emden (Ostfriesland) und Calvins Defensio Sanae et
orthodoxae doctrinae de Servitute et liberatione humani arbitrü [...] in Genf gedruckt.77 Die
Calvin Schriften zeigen außerdem, dass die Universität Freiburg, die sich aufgrund ihres Festhaltens
am katholischen Glauben nicht für eine reformatorische Lehre aussprechen musste und
durfte, Schriften von Vertretern verschiedener Richtungen in ihre Bibliothek aufnahm, und es
lässt sich, zumindest anhand des Buchbefundes, keine etwaige (geheime) Präferenz beobachten.
Vertreten sind Schriften sowohl der lutherischen Lehre, welche für die Reformation im Herzogtum
Württemberg 1534 prägend war, als auch der calvinistischen Lehre, welche für die Reformation
in der Kurpfalz 1544 von Bedeutung war.78 Mit Heinrich Bullingers Schriften rücken
sogar die Ansichten des Schweizer Theologen Huldrych Zwingli ins Blickfeld.79
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c
Abb. 2
Der Eintrag zum Supplementum Haereticorum et Librorum Prohibitorum im Catalogus Librorum
Omnium adBibliothecam Universitatispertinentium (UAF, A 105/11735, fol. 63r).
Ernst Koch/Ulrich Pfister: „Calvinismus", in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 2: Beobachtung-Dürre,
hg. von Friedrich Jaeger, Stuttgart 2005, Sp. 616-624.
VD16, ZV 2815; UBF, N 5817.
Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Bd. 7: Baden-Württemberg und Saarland,
A-H, hg. von Bernhard Fabian u.a., Hildesheim/Zürich/New York 1994, S. 21.
Vgl. dazu Peter Opitz: Bullinger, Heinrich, in: Verfasserlexikon (wie Anm. 67), Bd. 1: Aal, Johannes -
Chytraeus, Nathan, hg. von Wilhelm Kühlmann u.a., Berlin/Boston 2011, S. 395-403.
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