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wunderlich, dass es sowohl den jungen Johann Pfunner als auch weitere Träger dieses Familiennamens
in die Breisgaumetropole zog.5
Johann Pfunner wurde laut Totenbuch der Pfarrei St. Martin in Freiburg im Jahr 1716 geboren
. Das genaue Datum ist unbekannt, da die Schwazer Taufbücher vor 1721 verbrannt sind.
Eine erste Lehrzeit absolvierte er vermutlich bei dem Schwazer Maler Johann Höttinger dem
Jüngeren, wie Erich Egg aufgrund eines Stilvergleichs herausfand,6 an die sich eine zweite bei
Franz Bernhard Altenburger in Freiburg anschloss. Nachdem letzterer am 3. Dezember 1736
verstorben war, wurde Pfunner nur wenige Tage später am 20. Dezember des Jahres als Geselle
bei H: Meyer dem Maler aus Löffingen in die Zunft „Zur Steltz" in Straßburg aufgenommen.7
Am Ende dieser Straßburger Gesellenzeit, aus der keine eigenen Werke überliefert sind, führte
ihn sein Weg als ,Rucksackmaler' in den Südschwarzwald rings um Freiburg.8
Als erste nachweisbare, gleich schon etwas umfangreichere Arbeit wurde Johann Pfunner
1740 die Ausmalung der 1737 erbauten Giersbergkapelle oberhalb von Kirchzarten übertragen.
An die Decke des Gotteshauses malte er die „ersten drei Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes
"9, also eine Ankündigung der Geburt Jesu, eine Begegnung von Maria und Elisabeth
(Heimsuchung) sowie die Geburt selbst im Stall mit Anbetung der Hirten. Auf den Wandschilden
finden sich die Diakone Stephanus und Laurentius sowie die Pestpatrone Sebastian
und Rochus. Die Wand der Empore ziert der hl. Nepomuk, der ,Modeheilige4 des Barock. Schon
diese frühe Arbeit kann in Bildgestaltung und Farbgebung als sehr gelungen gelten.10
Ebenfalls 1740 war er in Friedenweiler tätig, wo er für die Klosterkirche ein Seitenaltarblatt
mit dem Martyrium der hl. Ursula malte. Hier tritt erstmals die bei Pfunner immer wiederkehrende
Dramatik in der Bildgestaltung klar hervor. Im Folgejahr fertigte für die Pfarrkirche in
Pfaffenweiler ein Seitenaltarblatt mit einer Darstellung der Immaculata an.
1741/42 ist Pfunner dann mit einem größeren Auftrag in Untersimonswald beschäftigt, wo
er die Fresken an der Decke der Pfarrkirche ausführte. Während dieser Zeit wohnte er bei Joseph
Fackler, dem Wirt des dortigen Gasthauses „Hirschen". Im Chor der Kirche entstand ein kleiner
Margarethenzyklus: Das zentrale Fresko zeigt das Martyrium der Heiligen und ist umgeben von
vier kleineren Szenen aus ihrem Leben. Ein weiteres größeres Fresko im zum Chor hin gelegen
Langhaus schließt die Reihe mit ihrer Apotheose ab. In ähnlicher Anordnung folgt im Langhaus
ein Sebastianszyklus: Wieder sind um ein zentrales Fresko mit dem Martyrium Sebastians sind
vier kleinere Malereien mit Motiven aus seinem Leben gruppiert. Ergänzt werden die beiden
Zyklen durch die vier lateinischen Kirchenlehrer in den Ecken des Langhauses und ein schönes
Engelskonzert über der Orgel. Sowohl die Anordnung der Fresken als auch ihre Ausführung -
insbesondere das Martyrium des hl. Sebastian mit Darstellung so vieler Personen, wie sie bei
später von Pfunner gemalten Sebastiansmartyrien nicht mehr zu finden sein wird -, lassen die
hohe Begabung und frühe Meisterschaft des Künstlers erkennen.
Näheres dazu bei Hermann Brommer: Tiroler Barockkünstler und Bauleute in Freiburg im Breisgau, in:
Badische Heimat 1999/4, S. 832-853.
Erich Egg: Kunst in Schwaz, hg. zum 75jährigen Jubiläum der Stadt Schwaz, Schwaz 1974.
Archives Municipales de Strasbourg, Corporation de PEchasse 5 Steltz Gerichts-Memoriale de 1716-
1746, o. S.
Hermann Brommer: Benedikt Gambs und Johann Pfunner, in: Barockschloss Ebnet, hg. vom Freiherrlich
Gayling von Altheim'sches Gesamtarchiv Schloß Ebnet, S. 104-110.
Franz Kern: Das Dreisamtal in seinen Kapellen und Wallfahrten, Freiburg 41997, S. 52f.
Siehe im Folgenden betreffend Literatur über die jeweiligen Kirchen und die dort befindlichen Werke
Pfunners die Liste der Orte im Anhang.
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