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de des Chorraums der Pfarrkirche St. Genesius in Riedböhringen auf der Baar (Aufnahme
Marias in den Himmel).
Nachdem er in der ersten Jahreshälfte für die Pfarrkirche St. Georg, gelegen im gleichnamigen
Dorf und heutigen Freiburger Stadtteil, das Hochaltarblatt mit der Taufe Jesu und ein
Auszugsbild mit dem Drachentöter Georg gemalt hatte, begann er in der zweiten Jahreshälfte
die Arbeit an jenem Werk, das zu den Höhepunkten seines Schaffens zählt: Die Ausmalung
der gesamten neu erbauten Pfarrkirche St. Alexius in Herbolzheim. Auch wenn die Konzeption
nicht von ihm selbst stammte, sondern von dem theologisch sehr versierten Gemeindepfarrer
Anton Machleid, hat Pfunner sie meisterlich ins Bild gesetzt. Die auf Hermann Ginter zurückgehende
Einschätzung, wonach „eine zusammenhängende Idee [...] der ganzen Malerei nicht
zugrunde" liegt, die Irene Streit übernahm, trifft nicht zu, insofern hier die zentralen Themen
des Tridentinischen Konzils (wenige Jahre vor der Französischen Revolution!) Dreifaltigkeit,
Kirche, Eucharistie und Maria in Bildern dargeboten werden.12 Im Chor malte Pfunner die Heilige
Dreifaltigkeit, wobei er die einzelnen Personen geschickt um die Weltkugel gruppiert; unten
im Bild ist in priesterlichem Gewand der Stifter Anton Machleid zu sehen, der an Heiligabend
1753 Johann Pfunner 100 Gulden aus eigenen Mitteln dafür bezahlte. Das Zentralfresko wird
umgeben von sechs Lünetten, die deutlich machen wollen, wie sich die überirdische Dreifaltigkeit
im irdischen Geschehen offenbart durch die Gegenwart im Heiligtum (Jakobs Himmelsleiter
, Brennender Dornbusch) und die Eucharistie (Mannawunder, Weinwunder, Kelch und
Hostie, Apokalyptisches Lamm).
Im darauf folgenden Jahr begann Pfunner mit der Ausmalung des Langhauses: Im ersten
großen Fresko überreicht voll Stolz der Kirchenpatron Alexius die neue Herbolzheimer Kirche,
die, wie die Inschrift zu verstehen gibt, als pars pro toto für die gesamte Ecclesia steht. Diese
, stolze' Präsentation wird jedoch durch die beiden daneben stehenden Lünetten stark relativiert:
Die Kirche steht, wie alles andere auch, unter dem Gericht Christi (Apokalypse 1) und ist in
der Vollendung nicht mehr nötig (Apokalypse 21). Das zweite große Fresko in der Mitte des
Langhauses - eines der besten, die Pfunner malte - zeigt Maria als erfolgreich bittende Mittlerin
zwischen den auf Erden Betenden, vertreten durch die Ordensgründer Franziskus und Dominikus
, und ihrem erhöhten Sohn, damit dieser die drei Pfeile (symbolisch für Hunger, Pest und
Krieg) in seiner Hand nicht auf die Erde schleudert. Während die beiden umgebenden Lünetten,
in welchen die Sonne und den Mond zu sehen sind und die sich erneut auf Christus und seine
Mutter, vielleicht aber, entsprechend der Lauretanischen Litanei, auch nur auf Maria beziehen,
verkörpern die anderen vier Personen Frauen, die ebenfalls erfolgreich Gott um Hilfe baten:
Judith, Esther, Abigail und die Frau von Tekoa. Das dritte große Fresko ist der Apotheose des hl.
Alexius gewidmet, flankiert von zwei Lünetten, die Alexius unter der Treppe seines Vaterhauses
und vor der Himmelstür zeigen. Auch das Hochaltarblatt, das mit hoher Wahrscheinlichkeit
von Pfunner stammt und einige Jahre später (1758) das Ensemble vervollständigt, greift noch
einmal mit der Darstellung seines Todes die Alexiuslegende auf.
Bei einer so umfangreichen und anspruchsvollen Arbeit, die sowohl hinsichtlich der einzelnen
Fresken als auch des Gesamteindrucks des Raumes, zum Besten gehört, was Pfunner malte
und gestaltete, blieb wenig Raum für anderes. Dennoch entstanden zur selben Zeit Altarblätter
für die Kirche und Deckenfresken für das Pfarrhaus in Rheinhausen. Das Hochaltarblatt der
Pfarrkirche St. Ulrich ist leider abgegangen. Es wurde durch eine neobarocke Aufnahme Marias
in den Himmel, ein Werk des Freiburger Malers M. A. Schmid ersetzt. Vorhanden sind aber die
beiden Seitenaltarblätter, das eine mit einer Maria-Trost-, das andere mit einer St.-Gallus-Dar-
Ginter (wie Anm. 1), S. 106; Streit (wie Anm. 2), S. 32: „Ein einheitliches Programm ist nicht festzustellen
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