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Stellung. Im Pfarrhaus, das dem Deutschen Orden gehörte, ist im großen Repräsentationsraum
die Anerkennung des Deutschen Ordens durch Innozenz III. zentral an die Decke gemalt. In
den Ecken sind vier Medaillons, auf denen Maria, die der Orden besonders verehrte, die hl.
Elisabeth, der hl. Georg und zwei Geknechtete, die an die Kolonisierung und Christianisierung
der Preußen durch den Deutschen Orden erinnern, zu erkennen sind. In einem kleineren Raum
nebenan befindet sich ein weiteres Fresko mit dem „Auge Gottes" und der Devise der Ordensritter
„Alles durch Gott, mit Gott, vor Gott".
Im Jahr 1755 und der ersten Jahreshälfte 1756 finden wir Pfunner schwerpunktmäßig im
Elsass beschäftigt. Für den Jesuitenkonvent Oelenberg, der in enger Beziehung zur Freiburger
Niederlassung stand, malte er einen Zyklus über die Vita der Muttergottes, der im Ersten
Weltkrieg zerstört wurde. Erhalten ist nur noch ein großes Tafelbild, das wahrscheinlich in den
Wirren der Französischen Revolution vom Kloster Oelenberg in die Pfarrkirche St. Barthelemy
in Mulhouse gelangte. Es stellt in der Mitte eine Immaculata auf der Weltkugel dar, die rechts
und links von je zwei Heiligen des Jesuitenordens verehrt wird, hinter denen wiederum je zwei
Frauengestalten die vier Erdteile symbolisieren, um der weltweiten Missionstätigkeit des Jesuitenordens
Ausdruck zu verleihen. Über der Immaculata ist umgeben von Engeln die Heilige
Dreifaltigkeit zu sehen.
Das Hauptwerk in der zweiten Jahreshälfte 1756 ist die Ausmalung einer weiteren Pfarrkirche
: St. Brigida von Kildare in Niederschopfheim in der Ortenau. Nicht auf frischen, noch
feuchten Putz, sondern in Öl malte Pfunner die großen Ereignisse christlicher Heilsgeschichte
an die Decke des Chores und des Langhauses: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten
. Die beiden Lünetten im Chor spiegeln die Vorgeschichte mit Jesaja, der das Kommen des
Messias verhieß, sowie Anna und Maria im Kampf gegen das Böse wider. Die Lünetten im
Langhaus zeigen den Fortgang des Heilsgeschehens durch die vier Evangelisten und die vier
lateinischen Kirchenlehrer. Auf dem Hochaltarblatt, das einige Jahre später entstand, ist über
einer anbetenden Brigitta eine Marienkrönung zu sehen, während auf dem erst 1765 gemalten
Auszugsbild des linken Seitenaltars ein hl. Joseph dem Betrachter entgegenblickt. Die Ausmalung
dieser Kirche repräsentiert einen weiteren Höhepunkt in Pfunners Schaffen. Besonders
deutlich wird dies am Bild der Himmelfahrt Christi, das zweifellos von dem Gambsschen in
Riegel inspiriert wurde, keinesfalls aber kopiert ist. Pfunner führte hier den Pinsel „weicher,
ruhiger, empfindsamer", mied die harten Hell-Dunkel-Kontraste und malte ein helles, farbenfrohes
, festliches Bild, das einer Rundkomposition so nahe kommt wie kein anderes von ihm.13
Im Jahr 2017 tauchten überraschend zwei Weihnachtsbilder in Freiburger Privatbesitz auf,
die große Übereinstimmungen mit der Weihnachtsdarstellung im Chor der Niederschopfheimer
Kirche zeigen und deshalb vermutlich aus Pfunners Hand stammen. Das größere Bild weist in
den oberen Ecken deutliche Spuren einer einstigen Rundung auf, sodass man davon ausgehen
kann, dass es sich um ein ehemaliges Altarblatt handelt (Abb. 3). Das kleinere ist entweder eine
Zweitfertigung oder eine Kopie dieses Altarblattes.14
1757 führte Pfunner kleinere Arbeiten für die Pfarrkirche in Offenburg-Griesheim (Hochaltarblatt
mit der Apotheose des hl. Nikolaus) und für die Pfarrkirche in Breisach-Gündlingen
(zwei Seitenaltarblätter mit der Rosenkranzspende, im Auszug ein hl. Wendelin, und der Pieta,
im Auszug eine Heilige Dreifaltigkeit) aus. Ab dem 16. Juni 1757 malte er für das Kloster St.
Märgen nach Angaben des Abtes Peter Glunk die Decke der Judas-Thaddäus-Kapelle auf dem
Ohmen mit Engelsmotiven aus: Im Zentrum den Erzengel Michael mit dem Engelssturz, in den
Ginter (wie Anm. 1), S. 108.
Siehe dazu Gerhard Bender: Eine kleine Sensation - Bild von Johann Pfunner zweimal in Privatbesitz
entdeckt, in: Badische Heimat 2017/3, S. 464f.
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