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Die großen Deckenfresken der Pfarrkirche St. Peter haben als Motiv wichtige Ereignisse aus
dem Leben des Apostels Petrus: Im Chor die Heilung des Gelähmten an der „Schönen Pforte"
des Tempels von Jerusalem (Abb. 9), im Langhaus die Vision des Petrus im Hause Simons des
Gerbers in Jaffa, die Nachwahl des Apostels Matthias, der den Jüngerkreis nach dem Ausscheiden
des Judas wieder vervollständigte, und den wunderbaren Fischzug - alles sehr figurenreiche
, aufwändige Darstellungen, großenteils vor prächtiger Architekturkulisse. Zu diesen vier
großen malte Pfunner 29 kleine, davon elf im Chor und 18 im Langhaus. Die Lünetten im Chor
zeigen Mose und Elia, die bei Jesu Verklärung neben ihm erschienen, das alt- und neutestament-
liche Opfer sowie die drei göttlichen und die vier sittlichen Tugenden. Von den 18 Lünetten des
Langhauses geben acht eine Zusammenfassung des Evangeliums durch die Seligpreisungen der
Bergpredigt wieder, vier stellen die lateinischen Kirchenlehrer und vier bedeutende Theologen
dar. Es ist die klassische römisch-katholische Ekklesiologie, die hier von Pfunner gekonnt ins
Bild gesetzt wird: Petrus, der Fels, auf den die Kirche gegründet ist, dessen Nachfolger die Garanten
der Wahrheit des Evangeliums sind.
Im Jahr darauf schuf Pfunner für die Pfarrkirche St. Gallus in Heimbach bei Teningen ein
Hochaltarblatt mit dem Namenspatron und im Auszugs die Rosenkranzspende. Hinzu kamen
ein Seitenaltarblatt, auf dem Anna ihre Tochter Maria im Lesen der göttlichen Verheißungen
unterrichtet mit der hl. Barbara im Auszug, und ein weiteres Seitenaltarblatt mit dem hl. Johannes
Nepomuk und der hl. Katharina im Auszug.
Ein Folgeauftrag führte Pfunner 1777 noch einmal nach Endingen, wo er für St. Peter das
Hochaltarblatt mit der Apotheose des hl. Petrus gestaltete und in das er unten als kleines Bild
das Martyrium des Heiligen einfügte. Gleiches galt für Rheinhausen, wo seine Arbeit ebenfalls
nicht beendet war: So musste er für die St. Ulrichskapelle noch ein Altarblatt malen mit dem
Namenspatron als Helfer der Kranken. Auch in Wyhl wartete ein Folgeauftrag auf ihn: Für die
Pfarrkirche entstand das Hochaltarblatt, das den „heiligen Wandel" zeigt, im Auszugsbild die
Verherrlichung des Namens Jesu, bei der Pfunner das Motiv der vier Erdteile erneut verwendet
. Während das linke Seitenaltarblatt den hl. Blasius und im Auszug das Martyrium des hl.
Sebastian darstellt, gibt das rechte Seitenaltarblatt die hl. Barbara und im Auszug die deutsche
Mystikerin Gertrud von Helfta wieder. Das Chordeckenfresko bringt gleichsam eine Zusammenfassung
der Szenen auf den Altarblättern: Unten im Bild der hl. Blasius und die hl. Barbara,
in der Mitte, flankiert von Engeln, die Heilige Familie, wobei das Christuskind zwischen Maria
und Joseph auf einer Weltkugel sitzt, über der Gott-Vater und Gott-Geist schweben, sodass die
Dreifaltigkeit erscheint. Auch die beiden Bilder an der Chorwand, die den hl. Augustinus und
den hl. Johannes Nepomuk darstellen, sind wohl von Pfunners Hand.
Im Jahr 1778 wurde Pfunner noch einmal in Ettenheim tätig. Er dekorierte für die Gemeinde
ein „Heilig Grab", wie er es aus seiner Heimat kannte und möglicherweise mit seinem Lehrer
Franz Bernhard Altenburger für Kenzingen und später allein für St. Peter im Schwarzwald
schuf (Abb. 6). Für diesen Kulissenbau, der es ermöglicht, in der Karwoche und an Ostern die
Stationen des Leidensweges, die Grablegung und die Auferstehung Jesu vor Augen zu führen,
hat Pfunner die Bemalung und die entsprechenden Wechselstücke geschaffen, die der Gemeinde
lange Zeit als Hilfe bei der Andacht und Anbetung während der Kar- und Osterwoche dienten.
Da die meisten Heilig-Grab-Darstellungen im Laufe der Zeit verloren gingen, weil eine solch
konkrete theatralische Umsetzung nicht mehr dem Geschmack entsprach, ist die in Ettenheim
vorhandene ein besonderer Schatz, der leider viel zu selten präsentiert wird.
Während für das Jahr 1779 keine Arbeiten Pfunners nachgewiesen sind, gibt es in den Jahren
1780/81 wieder mehrere. Ein weiteres Mal kehrte er nach Endingen zurück und malte die Blätter
der beiden großen Seitenaltäre - das eine mit Maria als Himmelskönigin und der Heiligen Dreifaltigkeit
im Auszugsbild und das andere mit dem Martyrium des hl. Sebastian (Abb. 7) und den
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