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Da wir davon ausgehen müssen, dass es sich bei unserer Abbildung um ein Studienblatt handelt,
wäre als Quelle dafür auch die Autorschaft der Karlsruher Arnolds in Erwägung zu ziehen,
zumindest im Hinblick auf unser Rinderle-Grabmal.
Der Karlsruher Friedrich Arnold, der auf dem Gebiet der Baukunst ebenbürtige Verdienste
hat wie sein Bruder Christoph, war bestens mit Thaddäus Rinderle bekannt. 1811 hatten sie
sich auf der „Hohen Schule" zu Freiburg kennengelernt, wo sie beide als Professoren wirkten.
Gemeinsam unterschriebene Dokumente belegen ihren vertrauten Umgang miteinander. Zweimal
teilten sie sich gar die ehrenvolle Amtsführung des philosophischen Dekanats. Parallel zu
seinen universitären Verpflichtungen leitete Arnold an der Seite des schon älteren Georg Fischer
die Freiburger Baudirektion. In seiner Eigenschaft als ausübender Architekt kümmerte er sich
u.a. um den Erhalt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald - Rinderies Zuhause. Dass er
sich für dessen Mönchszelle, dem Kuriositätenkabinett eines Tüftlers, interessierte, liegt kraft
seines Berufes auf der Hand. Fragen, ob die Straßburger Zeichnungen Kopien seiner Entwürfe
sein könnten oder gar das Rinderle gesetzte Grabmal auf ihn zurückgeht, lassen sich nicht beantworten
, verdienen aber doch in Erwägung gezogen zu werden. Denn ganz abwegig scheint es
nicht zu sein, dass er als philosophisch bewanderter Ideenvermittler seinen bald nach Freiburg
berufenen Bruder Christoph darin bestärkt haben könnte, in Erinnerung an seinen einstigen
Kollegen Rinderle auf einen nahezu 20 Jahre alten, in Gottes Namen Kant zugedachten Entwurf
zurückzugreifen.
Christoph Arnold (1779-1844)
Christoph Arnold war in Karlsruhe Weinbrenners erster Schüler gewesen und entwickelte
sich rasch zu dessen engsten Vertrauten. Eine ihm 1803 angetragene Assistentenstelle bei der
Baudirektion erleichterte ihm den Entschluss, auf den Ruf einer Professur an der Düsseldorfer
Kunstakademie zu verzichten. In Karlsruhe ergaben sich auch Möglichkeiten mit eigenen Bauten
in Erscheinung zu treten - und das noch in der Frühphase der Stilausprägung. Auf dem Bauamt
freilich war er in erster Linie als Assistent gefordert, nämlich Weinbrenner zur Hand zu gehen.
Das erklärt, dass wir eine Reihe schön gezeichneter Planungsentwürfe von ihm haben, die aber
meistens die Signatur Weinbrenners tragen. Seiner guten Handschrift wegen war Arnold nicht
zuletzt als Sekretär geschätzt, was überlieferte Bauamtsschreiben zuhauf belegen. Auch wenn
sie manchmal bloß von seinen Kollegen - neben Weinbrenner waren dies Wilhelm Frommel und
Christoph Theodor Fischer - unterzeichnet sind, machen sie deutlich, dass er in sämtliche Projekte
eingeweiht gewesen war. Die beiden zuletzt Genannten scheiden als mögliche Urheber unseres
Denkmals aus, da von ihnen nichts Vergleichbares an Entwürfen oder Kopien bekannt ist.
Unterbrochen wurden Arnolds Aktivitäten durch einen zweijährigen Studienaufenthalt in Rom.
Idealerweise ließ sich die so entstandene Lücke durch seinen ebenso ambitionierten Bruder
Friedrich ausfüllen, freilich nur provisorisch. Wieder daheim, schickte sich Christoph an, selber
erste Bauten zu errichten und er trug mit dazu bei, Architekten und Werkmeister auszubilden.
Großen Wert legte er dabei auf Materialkunde und praktische Handhabung, weshalb nicht nur
angehende Architekten, sondern auch Handwerker seine Kurse besuchten. Unter diesem Gesichtspunkt
kann man sich gut vorstellen, dass auch Varianten zu Grabmälern, wie oben dargestellt
, in seinem Büro entstanden sind. Gerade mit der Sepulkralkunst hat er sich eingehend
befasst. So schuf er - und nicht Weinbrenner - das dem Hofprediger Johann Leonhard Walz
1817 gesetzte Monument, das unter allen bekannten klassizistischen Werken dieser Art mit 4,75
m Höhe sowie 3,10 m Breite und Tiefe das größte seiner Art im Land ist. Im formalen Anspruch
ähnlich ist auch das der Pfarrersfrau Juliane Gertraut Nothard zugedachte Grabmal, das Arnold
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