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als ein gelungenes Beispiel in sein später bei Herder publiziertes Architekturwerk, einer praktischen
Bauanleitung, aufgenommen hat (Abb. 8). Von höchster Stelle hatte er dazu den Auftrag
erhalten, da die Verstorbene als Erzieherin der Kinder von Markgräfin Amalie in Erinnerung
bewahrt werden sollte. Das vermutlich einer Vorlage von Hofmaler Feodor Iwanowitsch nachempfundene
Relief - er gestaltete zusammen mit Josef Sandhaas auch den Tanzsaal des von
Arnold errichteten „Badischen Hofs" aus - zeigt die Geschwister in familiärer Eintracht, wie sie
die Urne der Verstorbenen mit Rosen bekränzen.21
1819 übernahm Christoph Arnold als Bauinspektor die Baudirektion in Freiburg, um von
dort aus in gehobener Stellung als Kreisbaumeister die Bauangelegenheiten im südlichen Landesteil
zu koordinieren. Von der Ortenau bis hin zum Bodensee erstreckte sich sein Betätigungsfeld
. Hinreichend zu tun gab es auf allen Gebieten, so auch „in Sachen Friedhofsangelegenheiten
". Noch war es in Freiburg üblich, die Verstorbenen zu Grabe zu tragen, was alsbald
verboten wurde. Per Dekret musste ein Leichenwagen angeschafft werden, wozu sich Arnolds
Planzeichnung von 1821 als ein höchst seltenes Exemplar dieser Gattung erhalten hat (Abb. 9).
Von 1822 an war das Gefährt in Gebrauch. Untergestellt wurde es bezeichnenderweise im „Katzenturm
", den es als Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung noch gab. Er stand im Vorfeld
des Martinstores und wurde erst in der Zeit nach Arnold im Zuge der südlichen Stadterweiterung
geschleift. Was nun an Grabmälern neu aufgeführt wurde, war dem Stil nach klassizistisch
und eindeutig der weinbrenner-arnoldischen Formensprache verpflichtet. Ist zu den Lebensläufen
der Verstorbenen schon allerhand zusammengetragen worden, so mag es verwundern, dass
eine eingehende Beschäftigung mit den Monumenten selbst unterblieben ist.22 Das ist gewiss auf
die unzureichende Quellenlage zurückzuführen, doch versteht es sich von selbst, dass all die
Werke im Grunde nur auf einen Architekten vom Schlage Arnolds oder einen durch ihn unterwiesenen
Bildhauer zurückzuführen sind.
In Fragen künstlerischer Gestaltung ist Arnold zeit seines Wirkens in Freiburg der eigentliche
Ansprechpartner gewesen. Jedes bedeutende, im Ansatz architektonische Werk ist ausschließlich
mit seinem Zutun zustande gekommen und selbst bei der Anschaffung von Bildwerken
und Gemälden war sein sachkundiger Ratschlag gefragt. Nicht unbegründet ist deshalb
auch seine Einflussnahme auf die Gestaltung neuer Grabmäler. Darüber hinaus besitzen wir
außer seiner Entwurfszeichnung für den de facto gebauten Leichenwagen weitere urkundlich
gesicherte Belege für seine Teilhabe an dieser Aufgabe.
Grabmäler besonderer Gestaltung werden von alters her ausschließlich bedeutenden Persönlichkeiten
gesetzt. Wer sich wie Thaddäus Rinderle große Verdienste erworben hatte und
zu Lebzeiten höchstes Ansehen genoss, hatte Aussicht, über den Tod hinaus durch ein angemessenes
Denkmal vor dem Vergessen bewahrt zu werden. Geachtet waren gewiss auch seine
Professorenkollegen, an die man sich umso mehr erinnern würde, wenn es von ihnen ein vergleichbar
stattliches Grabmal gäbe. So gesehen ist dem gottlob erhaltenen Rinderle-Grabmal als
einzigartigem Beispiel eines Professorengrabmals eine besondere Wertschätzung beizumessen.
Es sind dies die Prinzessinnen Caroline, die Königin von Bayern wurde, deren Zwillingsschwester Amalie
Christine, die unverheiratet blieb, Luise, die unter dem Namen „Elisabeth" Kaiserin von Russland
wurde, Friederike, die spätere Königin von Schweden, sowie Wilhelmine, die Großherzogin von Hessen
wurde. Nicht dargestellt sind der mit einem Jahr verstorbene Bruder Karl Friedrich sowie Prinz Karl
(Ludwig Friedrich), der 1811 Großherzog von Baden wurde und auf Geheiß Napoleons mit dessen Adoptivtochter
Stephanie de Beauharnais vermählt wurde. Als wahrscheinlicher Stifter des Denkmals war er
durch eine Inschrift einbezogen.
Zu den namentlich Genannten vgl. das 1904 erstellte Grabinschriftenverzeichnis von Berthold Stöhr
(Stadtarchiv Freiburg, Bl Nr. 86) sowie Ingrid Kühbacher: Sie lebten in Freiburg, Freiburg 1987.
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