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Arnolds mutmaßliche Urheberschaft ist nicht zuletzt deshalb gerechtfertigt, als er auch für das
gesamte Universitätsbauwesen verantwortlich zeichnete.
Abgesehen von den Baulichkeiten, die er für die „Hohe Schule" errichtete - erwähnt seien
das Theatrum anatomicum, das er im alten Universitätsgebäude am Franziskanerplatz, dem
heutigen Rathausplatz, einrichtete,23 das Krankenspital, das den guten Ruf der Freiburger Medizin
begründen sollte und nicht zuletzt die Umgestaltung des Botanischen Gartens, der sich
damals noch an der Dreisam unweit der heutigen Kronenbrücke befand -, wurde nach seinen
Zeichnungen auch neues Mobiliar hergestellt, Schränke mitsamt den Vitrinen für das Naturalienkabinett
zum Beispiel oder auch die als Denkmal für Großherzog Ludwig aufgefasste Lehrkanzel
in der einstigen Aula, die auf einer alten Fotografie noch zu sehen ist. Im Hinblick auf die
Grabstatt der Professoren sind uns von Arnolds Hand gleich zwei Projekte überliefert (Abb. 10
und 11). Sie stellen sich als Varianten eines monumental ausgeprägten Wandgrabmals dar, das
im Prinzip dem eingangs erwähnten Nischengrabmal verpflichtet ist. Schrifttafeln mit den aufgeführten
Namen der Verstorbenen füllen jeweils ein großzügig aufgefasstes Rahmenwerk aus.
Die Qualität der Zeichnung mit der plastisch aus ihr hervortretenden Komposition weist Arnold
als sorgsam bedachten Künstler aus. Im Abwägen der architektonischen Äquivalente, deren
differenzierte Struktur gesehen werden will, gelingt es ihm auf überzeugende Weise, Form
und Funktion aufeinander abzustimmen. Die sukzessive Abfolge sich wiederholender Elemente,
seien sie durch Pilaster gegliedert oder auch nicht, sowie das Wellenband des in die Reihung
eingebundenen, im Klassizismus nicht eben häufig anzutreffenden Segmentbogens verleihen
der Wandverkleidung eine höchst feierliche Monumentalität. Datieren lassen sich die beiden
Projekte in die Jahre 1822 und 1829. Eher beiläufig verweist die Zeitlücke auf die beschränkte
Finanzlage hin, gab es doch vordringlichere Bauanliegen als aufwendigen Grabmalskult. Indem
die Projekte unausgeführt blieben, entsagte die Universität mehr oder weniger bewusst ihrer
eigenen Selbstdarstellung. Dabei wäre eine Einheitsgrabstätte mit der Namensnennung der Professoren
gewiss wohlfeiler gewesen als die Errichtung individueller Einzelgrabmäler, sofern
deren Finanzierung nicht wenigstens partiell von den Familienangehörigen bestritten wurde.
Bemerkt sei noch, dass in einem der beiden Projekte der symmetrisch betonte Mittelteil wie ein
triumphales Tor aufgefasst ist, dessen Bekrönung mit Urnen formaliter dem Gestaltungsprinzip
unseres Rinderle-Grabmals verpflichtet ist. Mit Urnen bekrönt, dürfen wir uns auch den
Friedhofseingang von der Karlstraße her vorstellen, der zwar nicht gerade ins Auge fällt, dessen
dorischer Zug aber doch Arnoldisches verrät.24
Und noch ein für Arnold gesichertes Professorengrabmal ist uns überliefert, mit dem wir
unsere Betrachtungen schließen wollen. Es ist dies das nicht mehr vorhandene Grabmal eines
längst vergessenen Mannes namens de Benedictis, das uns ausschließlich durch Arnolds Entwurfszeichnung
aus dem Jahr 1827 bekannt ist (Abb. 12). Sie zeigt uns ein sogenanntes „liegendes
Grabmal". Testamentarisch hatte Professor de Benedictis verfügt, ihm ein schlichtes Kreuz
zu setzen, ohne Korpus und - was erstaunen mag - ohne seinen Namen. Jeder Friedhofsbesucher
sollte lediglich sehen, dass da wo es stehe, ein Christenmensch begraben liege. Zwanzig
Jahre nach de Benedictis' Tod wurden die Nachkommen seinem Ansinnen gerecht. Wegen der
damals schon ins Auge gefassten Verlegung des Friedhofs schlug Arnold statt eines aufrechten
Erstmals dargestellt von mir im Rahmen der Ausstellung zum 525-jährigen Universitätsjubiläum im Jahre
1982, vgl. Freiburg im Breisgau. Universität und Stadt, hg. von Hugo Ott und Hans Schadek (Stadt
und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i. Br. 3), 1982, S. 15f.
Portale durch Kugeln, antikisierende Vasen oder mit Agaven bepflanzte Blumentöpfe auf den Torpfosten
zu akzentuieren, war zur Zeit Arnolds beliebt. Ein mit urnenförmigen Gefäßen flankiertes Portal nobili-
tiert den Zugang zu seiner Heitersheimer Kirche, die inmitten eines Friedhofs steht.
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