http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0103
Freiherr von Bodman war sehr daran gelegen, seinen Rebbesitz zu erweitern. Ein Beispiel
hierfür ist aus dem Jahr 1899 überliefert: Am 27. Februar 1899 bot die Witwe Theresia Kuhner
aus Merzhausen ein Rebstück zum Verkauf an, das nach einer Ortsbesichtigung am 16. März
1899 wie folgt beschrieben wurde: Reben liegen mit ihrem obersten Teil auf dem höchsten Gipfel
des ganzen Rebberges, von wo man die herrlichste Aussicht nach allen Richtungen hin genießen
kann. Die Reben sind in bestem, ertragsfähigen Zustande. [Frau] Kuhner will unbedingt [...]
verkaufen mangels nötiger Arbeitskräfte. Als Kaufpreis forderte die Witwe 3.600 Mark für die
17,95 Ar (= 200,55 Mark/Ar), dem entgegen stand ein Angebot des Freiherrn in Höhe von 3.000
Mark (= 167,13 Mark/Ar). Abhilfe sollte ein Preisvergleich von Rebverkäufen der vergangenen
Jahre bringen. Demnach wechselten im August 1897 benachbarte Rebflächen von 8,7 Ar für
900 Mark (= 103,44 Mark/Ar), von 12 Ar Reben für 3.000 Mark (= 250 Mark/Ar) und von 8,7
Ar Reben für 1.800 Mark (= 206,89 Mark/Ar) den Besitzer. Auch die Stadt Freiburg war in zwei
Fällen unter den Käufern und bezahlte einmal für 8,7 Ar Reben 1.800 Mark (= 206,89 Mark/Ar)
und für 39 Ar Reben 3.300 Mark (= 84,61 Mark/Ar). Im Mai 1899 gab sich Frau Kuhner dann
mit 3.000 Mark zufrieden und in der Bürgerausschuss-Vorlage war danach zu lesen: Erwerb
eines Rebstückes auf dem Lorettoberg von Frau J. Kuner Wwe (zur Verlängerung der Mercystr.)
neben Rebstück Josef Federer. Der obere Teil liegt an der höchsten Stelle des Rebberges, der
untere fällt in die Verlängerung der Mercystr.**
Auch auf dem Josephsberg gelangten Reben in den Besitz des Freiherrn. So erwarb von
Bodman im Juli 1897 ein 27 Ar großes Rebstück für 2.100 Mark (= 77,77 Mark/Ar) und ein 9
Ar großes Stück für 900 Mark (= 100 Mark/Ar) sowie im August 1897 12 Ar Reben für 3.000
Mark (= 250 Mark/Ar).44
Zugleich veräußerte Freiherr von Bodman seinerseits Grundbesitz an die Stadt. Überliefert
ist eine am 4. Juli 1906 gerichtete Absichtserklärung des Freiburger Gemeinderats an Freiherr
von Bodman, das Grundstück oberhalb des Kapellenweges anzukaufen, da eine mögliche Bebauung
den Blick zum Münster behindert. Am 17. Oktober wurde der Kaufvertrag durch den
Stadtrat vorbehaltlich der Zustimmung durch den Bürgerausschuss genehmigt (Teilgrundstücke
Lagebuchnummern 797le mit 24,25 Ar und 7971h mit 26,56 Ar unterhalb des Hildaturms).45
Obwohl lediglich ein kleiner Teil der Rebflächen, die sich im Besitz des Freiherrn befanden,
aufgeführt werden konnten, wird deren stattliche Anzahl bereits deutlich. Es stellt sich daher
die Frage, wie von Bodman diese bewirtschaftete, wohnten doch auf dem Lorettohof laut Einwohneradressbücher
nur ein Verwalter und ein Gärtner. Man muss deshalb davon ausgehen,
dass die Bearbeitung der Rebflächen im Lohnverfahren an erfahrene Winzer vergeben wurde,
von denen es in Merzhausen, Günterstal und Uffhausen (St. Georgen) sicher genügend gab und
für die auch eine Entlohnung in Form von Trauben akzeptabel gewesen wäre. Die geernteten
Trauben dürften zum Lorettohof gebracht und dort verarbeitet worden sein. Die erforderlichen
Geräte zur Traubenverarbeitung sowie Behälter für die Vergärung und Fässer zur Reifung und
Lagerung des Weines waren sicher vorhanden.
Zur Vermarktung der Weine liegen nur wenige Hinweise vor. Nachgewiesen ist, dass von
Bodman 1875 auf dem Freiburger Weinmarkt einen 1873er- und einen 1874er-„Lorettoberger
Rotwein" sowie einen Weißwein derselben Jahrgänge anbot, die mit verkauft eingetragen sind.46
StadtAF, C3/297/13.
StadtAF, C3/308/05.
StadtAF, C3/297/09.
StadtAF, C2/87/01.
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