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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0114
Schutzmaßnahmen erforderlich machten. Hinzu kam im frühen 20. Jahrhundert die verstärkte
Ausbreitung der ebenfalls aus Nordamerika eingeschleppten Reblaus Phylloxera, die infolge des
Wurzelbefalls der Rebe ohne aufwendige Bodenbehandlungen das allmähliche Absterben der
Rebpflanzen bewirkte. Die dadurch bedingte Intensivierung der Arbeitswirtschaft machte sich
besonders in den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs (1914-1918 bzw. 1939-1945) bemerkbar
, da mangels männlicher Arbeitskräfte viele Rebflächen unbearbeitet blieben und aufgegeben
werden mussten. Unter diesen Bedingungen verwilderten viele Rebanlagen und wurden mit
Sträuchern und Bäumen überwuchert, was auch die Ausbreitung des ursprünglichen Privatwaldes
am Osthang der Wonnhalde erklären dürfte. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, besonders für
den Kleinwinzer, traten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch durch die Gründung des
deutschen Zollvereins 1833 zwischen Preußen und den meisten deutschen Staaten auf. Dies förderte
den Weinhandel zwischen den deutschen Weinbauländern, wodurch billigere Weine aus
den Gebieten mit günstigeren Traubenentstehungskosten auch nach Baden zollfrei eingeführt
werden konnten und zu harter Konkurrenz im Weinwettbewerb führten. Ahnliche Verhältnisse
traten nach dem Ersten Weltkrieg auf, als billige Weine aus dem Elsass importiert wurden und
den badischen Markt überschwemmten.

Vorwiegend aus diesen Gegebenheiten blieben am Lorettoberg bis heute im Wesentlichen
lediglich die Rebflächen am Unteren Schlierberg vom Ende der Lorettostraße zwischen der
Merzhauser Straße und der Schlierbergstraße erhalten. Dabei handelt es sich bis zur Bahnüberführung
um sehr alte Reblagen, die sich im Besitz der Freiburger Heiliggeistspitalstiftung
befinden und zum Schulfonds Adelhausen gehören. Während diese heute ganz vom Stiftungsweingut
bewirtschaftet werden, konnten in den Jahren von 1921 bis 1926 zwischen der Merzhauser
Straße und der Schlierbergstraße rund 217 Ar Rebflächen vom seinerzeitigen Badischen
Weinbauinstitut für Versuchszwecke pachtweise bewirtschaftet und bis Anfang der 1980er-Jahre
genutzt werden. Dabei wurden u.a. vergleichsweise altbekannte Rebsorten und Neuzüchtungen
sowie Pfropfreben mit verschiedenen Amerikaner-Unterlagen auf ihre Wüchsigkeit,
Ertrags- und Qualitätsausbeute verglichen. Diese Anlage wurde damals als Versuchsweinberg
„St. Loretto-Klosterreben" bezeichnet.89 Von diesem Rebgelände bewirtschaftet das Weingut
der Heiliggeistspitalstiftung heute nur noch im stadtnahen Teil 1,2 Hektar als Rebfläche. Der
südliche Teil des unteren Lorettoberges vor der Uberführung der Höllentalbahn war Mitte der
1980er-Jahre jedoch so stark vom Frost geschädigt, dass ein Wiederaufbau der dortigen Reben
für das Stiftungsweingut schwierig wurde (Abb. 15). Heute stehen dort, bis auf einen kleinen
Streifen von 40 Ar Reben unmittelbar vor der Bahnüberführung mehrere neue Gebäude, die
derzeit der Unterbringung von Flüchtlingen dienen.

Eine neue Rebfläche von 173 Ar wurde nach 1926 auf einem leicht abfallenden Wiesenstück
direkt südlich der Bahnüberführung am mittleren Lorettoberg angelegt. Das damalige Land
Baden suchte für die einzurichtende Rebenveredelungsanstalt Freiburg dringend nach einem
Grundstück, um die in Südbaden in die Millionen gehende Menge an Pfropfreben herstellen
und in sogenannten „Rebschulen" anziehen zu können. Diese Umstellung der bestehenden wurzelechten
Reben auf Pfropfreben war im Reblausgesetz vorgeschrieben, da die Wurzeln von
Pfropfreben von der Reblaus nicht befallen und zerstört werden. Auf einem kleinen Teil an der
Schlierbergstraße entstand dann 1927/28 das heute noch vorhandene Rebenveredelungsgebäude
mit angebauten beheizbaren Gewächshäusern für das Vortreiben der veredelten Pfropfreben-
jungpflanzen (Abb. 16). Es wurde von Regierungsbaudirektor Prof. Adolf Lorenz (1882-1970)
vom seinerzeitigen Bezirksbauamt Freiburg geplant und erbaut, der 1931 vor allem wegen seiner

Karl Müller: 10 Jahre Badisches Weinbauinstitut in Freiburg i. Br., Freiburg 1931, S. 60-63.

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