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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0125
Wie kann die Freiwilligenmeldung erklärt werden?

Schmidt vermutet - ohne dies zu belegen - in dem freiwilligen Kriegsdienst einen „Willen zur
Opfertat", wobei er diese Behauptung zu Recht mit einem Fragezeichen versieht.12 Eine Erklärung
hätte vielleicht die Reaktion von Paul und seiner Familie auf das , Augusterlebnis' geliefert
. Sie hätte womöglich seine Entscheidung und die zumindest passive Billigung seiner Eltern
nachvollziehbar und transparent gemacht.

Wie also konnte ein 14-Jähriger für den Krieg ,radikalisiert' ^konditioniert4 oder sozialisiert4
) werden? Der Journalist Rudi Kübler begründet dies wie folgt: „Viele Jugendliche mach-
ten sich älter, um im Uberschwang des Hurra-Patriotismus in den Krieg ziehen zu dürfen.4413
Diese Deutung erscheint schlicht und plausibel - aber ausreichend?

Ein schriftlicher Nachlass von Paul Mauk ist nicht bekannt. Auch der Biograf Schmidt erwähnt
weder Schulzeugnisse noch Feldpostbriefe, auf die er bei seinen Recherchen hätte zurückgreifen
können. Inwiefern er die Eltern (wobei die Mutter Friederike bereits 1926 verstarb)
befragte, dazu auskunftsbereite bzw. -fähige Geschwister vorfand, muss offen bleiben. Zum
, Augusterlebnis4 und ,Geist von 19144 im Allgemeinen und zur speziellen Situation in Freiburg
gibt es hingegen ausreichend Literatur, die den Versuch einer rückblickenden Modellierung der
familiären Sphäre der Mauks erlauben.14 Die bisherigen Forschungsergebnisse werden dabei mit
den aus der Familie mündlich überlieferten Informationen, mit der von Roger Chickering erfolgten
Kategorisierung der Freiburger Bevölkerung in drei Milieus15 und der Lage an deutschen
Oberschulen verglichen. Besonders berücksichtigt wird die Freiwilligenmeldung von Schülern
und ganzen Gymnasialklassen. Die Studie versucht, eine Erklärung dafür zu finden, warum ein
Kind sich nur wenige Tage nach seinem 14. Geburtstag freiwillig zum Kriegsdienst meldete und
warum seine Eltern dies duldeten. Weshalb haben sie vor seinem Einrücken am 1. Oktober 1914
nicht ihr Veto gegen die Musterung eingelegt, was rechtlich mit Gewissheit möglich gewesen
wäre?

Die Vorfahren von Paul Mauk

Die Eltern von Paul Mauk waren Carl Wilhelm Heinrich Mauk (*1862) und Friederike Mauk,
geb. Poppen (*1865). Sie hatten 1888 in Freiburg geheiratet und gemeinsam acht Kinder. Zu den
Vorfahren von Paul Mauks Eltern liegen detaillierte Ahnentafeln vor.

Für die Mauk-Linie entstand der Stammbaum in der NS-Zeit als Folge der durch die Rassengesetze
notwendig gewordenen Suche nach der „arischen44 Großmutter. Für die Zusammenstellung
zeichnete ein Vetter von Paul Mauk, Otto Mauk (*1896 in [Freiburg-]Zähringen], Diplom
-Ingenieur in München), verantwortlich, der die Genealogie bis etwa 1963 fortführte. Eine
Besonderheit ist, dass dieser Stammbaum weit über den 30-jährigen Krieg, in dem auch viele
Kirchen mitsamt den Kirchenbüchern zerstört wurden bzw. verloren gingen, zurückreicht. In
den Kirchenbüchern waren bis zur Einführung der zivilen Eheschließung Hochzeiten, Gebur-

Schmidt (wie Anm. 2), S. 252.

Rudi Kübler: 1. Weltkrieg. Anna Unselds Sohn stirbt kurz vor ihrer Ankunft im Lazarett, in: Südwest
-Presse vom 20.8.2014.

Christian Geinitz: Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft. Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie
zum Kriegsbeginn 1914, Essen 1998; Chickering (wie Anm. 2).
Chickering (wie Anm. 2), S. 38.

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