http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0132
Für die Studie über Paul Mauk ist die Beschreibung des imperialen' Schulsystems vor
1914, das alle Mauk-Brüder durchliefen, wichtig. Dieses System beinhaltete die „Erziehung
zum Untertan". Es finanzierte die weiterführenden Schulen mit Steuergeldern aller Klassen.
Der Unterschicht jedoch blieb der Zugang durch das Erheben von Schulgeld erschwert oder völlig
verhindert. Zu Donsons Erkenntnissen passt überzeugend die wenige Tage vor dem Attentat
von Sarajewo verfasste Erziehungsmaxime der schulgeldpflichtigen „Dr. Plähn-Schule" in
Waldkirch: „In der Erziehung kann man nicht auf jeden Zwang verzichten, und wir hier wollen
auch [...] den Zwang nicht entbehren. Die Jugend muss wissen und erkennen, daß nicht nach
ihrem Sinn sich die Welt um sie gestaltet, sondern daß sie sich in die Ordnung der sie umgebenden
Welt zu schicken und einzufügen hat."46 Zur „Ordnung der Welt" gehörte natürlich auch das
Militär und die Dienstpflicht - und für Dr. Plähn-Ab solventen die Perspektive „Einjährig-Freiwilliger
", am Horizont der Leutnant der Reserve. Die Leitlinien der Freiburger Oberrealschule
dürften ähnlich gewesen sein. Leider sind weder die Namen noch die Gesinnung von Pauls
Mitschülern oder seiner Lehrer bekannt, um hieraus weitere Rückschlüsse zu ziehen. Bekannt
ist jedoch, dass zu Beginn des Ersten Weltkriegs 105 Schüler der Oberrealschule, davon 100
Kriegsfreiwillige, ins Feld zogen.47 Es darf somit angenommen werden, dass Pauls schulische
Erziehung in Waldkirch und Freiburg nicht wesentlich zu einer Art „Kriegsbereitschaft" führte
und maßgeblich für seine Freiwilligenmeldung war. Aufgrund der hohen Zahl an Kriegsfreiwilligen
unter Mauks (älteren) Mitschülern, kann von einer gewissen „Kriegseuphorie" ausgegangen
werden, die auf Paul ,übergesprungen' sein könnte.
Die älteren Brüder als Vorbilder?
Es entspricht dem allgemeinen Topos, dass sich jüngere Geschwister an den älteren orientieren.
Aufgrund dessen wäre es nicht verwunderlich, wenn auch Paul sich diese zum Vorbild genommen
hätte.
Durch den Militärdienst von Carl Junior und Fritz kam er zwangsweise mit dem , Soldatsein4
in Berührung. Und diese Tätigkeit hatte in Friedenszeiten auch durchaus Annehmlichkeiten,
z.B. durften die vorgenannten Brüder aus dienstlichen Gründen ihrem sportlichen Hobby, dem
Skifahren, nachgehen: Im Winter 1913/1914 fanden auf dem Feldberg Wettläufe statt, darunter
60 Militärpatrouillen. Zum „Skikommando InfRgt 113" gehörten „Gefr. Fritz Mauk" und
„Einj.=Fr. [Carl] Mauck". Ihre Patrouillen belegten die Plätze zwei und drei.48 Die Familie war
vermutlich stolz auf deren Leistung, was auch Paul beeindruckt haben dürfte.
Am 30. Juli 1914 wurde im Zuge einer Probemobilmachung die 4. Kompanie - mit den
Brüdern Carl und Fritz - Richtung Weil am Rhein in Marsch gesetzt, wo das Regiment am
6. August seine Stellungen bezog: die Front Richtung Schweizer Grenze und zum Rhein, der
Gefechtsstand in Mülheim.49 Ob und wie Paul die Mobilmachung und den Abmarsch der gro-
Heinrich Altrogge: Zur Geschichte der Höheren Schule in Waldkirch i. Br., in: Beiträge zur Geschichte
der Stadt Waldkirch, Bd. 4, Waldkirch 1964, S. 9-61, hier S. 31.
50-Jahr-Feier des Kepler-Gymnasiusm Freiburg. 1907-1957, Freiburg 1957, S. 20.
Der Winter. Illustrierte Zeitschrift für den Wintersport - Amtliche Zeitschrift des Deutschen und des
Osterreichischen Skiverbandes, VIII. Jahrgang, Heft XVII, S. 409ff. Dazu zahlreiche Fotografien aus
dem Nachlass von Fritz Mauk sen. (im Besitz des Autors).
Ebd., S. 17ff.
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