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ßen Brüder überhaupt mitbekam, ist nicht überliefert. Nicht auszuschließen ist, dass Carl und
Fritz die vergangenen zwei Jahre häufig zu Hause auf Urlaub waren, durch ihre Erlebnisse Paul
mächtig imponierten und das , Soldatsein6 als ,normal' oder erstrebenswert' erscheinen ließen.
Bliebe noch der 1899 geborene und somit ein Jahr ältere Bruder Walther: Obwohl er den Tod
seines jüngeren Bruders Paul am Tag nach dessen schwerer Verwundung durch eine Artilleriegranate
im Feldlazarett miterlebte, wenig später von der Front nach Hause geschickt und ausgemustert
wurde, schien er vom Militärdienst weiterhin begeistert gewesen zu sein. So wurde
er nach der Entlassung zum Aktivisten in der „Freiburger Jugendwehr" und meldete sich 1917
erneut freiwillig zum Kriegsdienst beim Infanterie-Regiment Nr. 113 und wurde - jetzt mit 18
Jahren alt genug - am 19. Juni wiederum Soldat (siehe Abb. 2).50 Er überlebte den Krieg und
bekleidete am Ende den Rang eines Vizefeldwebels.
Sollte Walther seinen ,kleinen4 Bruder zur Freiwilligenmeldung überredet haben und folglich
eine indirekte Mitschuld an dessen Tod tragen? Sollte die Behauptung in der Mauk-Biogra-
fie, wonach sich die Brüder unabhängig voneinander zur Musterung meldeten nicht der Wahrheit
entsprechen? Wurde Walther durch den Biografen befragt und wenn ja, wollte er seine
Einflussnahme auf den jüngeren Bruder vielleicht absichtlich nicht erwähnt wissen? Fragen, die
wohl für immer ungeklärt bleiben müssen.
Zusammenfassung
Paul Mauk wurde beeinflusst und geprägt durch seine Familie, darunter zwei deutlich ältere
Brüder, die bei Kriegsbeginn bereits monatelang Friedens-Pflichtwehrdienst geleistet hatten.
Die Eltern sind dem „liberalen Milieu" in Freiburg zuzurechnen. Es war durch den Protestantismus
, die Bildungsaffinität und die Vaterlandsliebe geprägt. Der Vater und der älteste wahlberechtigte
Sohn waren 1912 womöglich Wähler der FVP. Ein besonderer Impuls könnte von Pauls
nur ein Jahr älterem Bruder Walther ausgegangen sein. Die kriegerische Dynamik Walthers hat
die Freiwilligenmeldung von Paul vermutlich im Wesentlichen bestimmt, die Familie und ihr
Milieu sowie das Schulsystem hatten zuvor für eine Sozialisation für den Krieg gesorgt.
50 Kriegsstammrolle, 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113, 4. Kompanie, GLA, 456 C, Nr. 1194, Bild
326.
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