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Abb. 1 Jonas Cohn, Aufnahme von 1915 (J. Abb. 2 Elise Cohn, Zeichnung von Else

Cohn-Archiv, S. L. Steinheim-Insti- Baumgarten (J. Cohn-Archiv, S. L.

tut für deutsch-jüdische Geschichte Steinheim-Institut für deutsch-jü-

an der Universität Duisburg-Essen). dische Geschichte an der Universität
Duisburg-Essen).

Ästhetik und urteilte mit der Unverblümtheit eines Jungsemesters, das Seminar sei chemisch
gedankenrein. Benjamin erläutert seine Charakterisierung: Man hat nicht mehr davon, als dass
man die Bücher liest [...].4

Cohn führte sein Leben lang Tagebücher, die allerdings ganz überwiegend Exzerpte seines
umfangreichen, durchaus nicht nur philosophischen Lesepensums sind und kritische Anmerkungen
dazu enthalten. Private Informationen vermitteln eher die in größeren Abständen
verfassten Rückblicke unter dem Titel „Varia", die gleichfalls im Jonas Cohn-Archiv des Steinheim
-Instituts5 archiviert sind. Die Notate über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verzeichnen
die von diesem Ereignis ausgelösten ambivalenten Empfindungen Cohns: Am 3. August
1914 schildert er die gespannte Erwartung eines gewaltigen Kampfes, der um unser Alles geht.
20 Tage später folgen „Gedanken über den Krieg" und Cohn berichtet in einem für ihn ganz
ungewöhnlichen Pathos, dass am Professorentisch im „Cafe Schanz" der Brief eines deutschen
Fliegeroffiziers verlesen wurde, der höchste Geistigkeit in höchstem Einsatz zeigte, frisch und
humoristisch im einzelnen, dann wieder großartig in der Schilderung mannigfachen Tuns und
der im Sonnenuntergang glühenden Seen um Saarburg.6 Ein weiterer Eintrag in diesen Tagen:
Was unsere Gegner eint, ist nicht einfach; die Franzosen haben wenigstens ein gefühlsmäßig
anständiges Motiv, dagegen rechnet England kalt, satanisch und hoffentlich falsch, und in Russ-

Walter Benjamin. Briefe I, hg. von Gershorn Scholem und Theodor W. Adorno, Frankfurt 1987, S. 61.
Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen,
Edmund-Körner-Platz 2, 45127 Essen.
Jonas Cohn: Aufzeichnungen und Auszüge II, S. 339f.

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