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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0145
Nachdem Martin Honecker35 1928 beantragt hatte, Jonas Cohn Titel und Rechte eines persönlichen
Ordinariats zu verleihen, zog er seinen Antrag ein Jahr später wieder zurück, da Herr
Kollege Heidegger für meinen Antrag nicht glaubt, eintreten zu können. Nun wandte sich der
Kultusminister an die Fakultät: Angesichts der langjährigen Lehrtätigkeit des Professors Jonas
Cohn an der Universität und seine mannigfachen Verdienste halte ich die Verleihung der akademischen
Rechte und Pflichten an ihn angemessen. Ich bitte die Fakultät hierwegen um Äußerung
.36 Ergänzend und in Beantwortung eines nicht erhaltenen Briefs Gerhard Ritters schrieb
das Kultusministerium (Mittelstrass) im Jahr 1929 an Ritter:

Dass er [= Cohn] nie einen Ruf bekommen hat, ist allerdings unbestreitbare Tatsache,
dürfte aber aus nicht ganz sachlichen Gründen zu erklären sein. [...] Menschliche
Rücksichtnahme und Gründe sachlicher Wertschätzung machen es dem Minister unmöglich
, Cohn durch Ernennung Gurlitts zum persönlichen Ordinarius zu übergehen
und die Tragik im Leben dieses sympathischen, feinsinnigen und für seine Wissenschaft
opferfreudigen Mannes zu vermehren?1

Jetzt war es Gerhard Ritter (Abb. 8), der nicht verschweigen wollte, dass die Argumente
für Cohns Ernennung ihn durchaus nicht überzeugen könnten; zur Vorbeugung von Korruption
gebe es nur den einen Weg, nämlich die Entscheidung außenstehender Fakultäten. Für Cohn
sei es eine fatale Lage, wenn er gewissermaßen als Zankapfel in eine bisher vollkommen einige
und friedliche Fakultät hineingeworfen würde.38 Allerdings, so Ritter, falle es ihm angesichts
der Berufungspraxis der letzten Jahre im Bereich der Philosophie schwer, an Antisemitismus zu
denken.39 Ritter bezog sich offensichtlich auf die Berufung Husserls, der allerdings im Unterschied
zu Cohn der Vorbedingung nachgekommen war, sich taufen zu lassen.

Abb. 8 Der Freiburger Historiker Prof. Gerhard Ritter, Aufnahme um 1940 (UAF, D 13/1510).

35 Martin Honecker (1888-1941), Philosoph, seit 1924 ordentlicher Professor in Freiburg.

36 Universitätsarchiv Freiburg (UAF), B 3/233.

37 Ebd.

38 Ebd.

39 Ebd.

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