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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0173
wurde amtlich festgehalten, dass Hinterzarten postalisch vom Höllental aus betreut wird und
somit keine eigene Postanstalt oder Posthalterei besitzt. Zudem lag der „Adler" abseits der Postroute
von Freiburg in den Schwarzwald, die über Burg („Brandenburger Hof"), Steig („Posthalde
") oder Höllsteig („Sternen"), Hinterzarten („Rössle"), Altenweg/Titisee („Schwarzer
Bären") nach Neustadt („Adler Post") führte.23 Erst kurz vor 1873 wurde im „Adler" eine Hin-
terzartener Postagentur eingerichtet,24 doch bereits 1884 verlegte sie Anton Riesterer von dort
in sein neuerrichtetes „Gasthaus zum Bahnhof"25 - wohl einerseits der zentraleren Lage wegen
und andererseits um Postkunden vom „Adler" fernzuhalten. Dem Irrtum über eine Poststation
im „Adler" könnten Verwechslungen mit benachbarten „Adler"-Wirtschaften, die zudem Post-
haltereien waren, zugrunde liegen: auf der Posthalde („Gasthaus Adler unter der Steig")26, in
Lenzkirch („Hotel Adler") und in Neustadt („Hotel Adler Post")27.

Nach Anton Riesterers frühem Tod im Jahre 1900 und jenem seiner Gattin Florentine im
Januar 1905, ererbte (kaufte) [der älteste Sohn Alfred] am 5. Mai 1905 das Hofgut zum Adler in
Hinterzarten um Mk. 180.000.2S Damals galt im Hochschwarzwald für Höfe das Anerbenrecht,
wonach eigentlich Alfreds jüngster Bruder Karl Anton, geboren 17. Januar 1895, erbberechtigt
gewesen wäre, oder zumindest wegen dessen Minderjährigkeit der jüngere Bruder Hermann
Josef, geboren 20. Dezember 1886. Denn in § 6 des Badischen Hofgütergesetzes vom 20. August
1898 hiess es: „In Ermangelung einer letztwilligen Verfügung unterliegt das Hofgut nebst
dem zum Nachlaß gehörigen Zubehör den Bestimmungen über das Anerbenrecht."29 Aufgrund

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Diese Route, in welcher der „Adler" mit keinem Wort erwähnt wird, ist im Reiseführer von Emmerling

(wie Anm. 13), S. 225-228, gut beschrieben. Im Übrigen war „für die Fahrten der Pferdewagen und Postkutschen
[...] das ,Rößle' Halte- und Umspannstation", nicht der „Adler". Mahler/Ruch (wie Anm. 14),
S. 139.

Im Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden 1868, Karlsruhe 1868, S. 363, wird noch keine

Postagentur für Hinterzarten angegeben, sondern erst in jenem von 1873, Karlsruhe 1873, S. 390. Wahrscheinlich
hing diese Neuerung mit der Reichsgründung von 1871 und der anschließenden Umorganisa-
tion des deutschen Postwesens zusammen.

Mahler/Ruch (wie Anm. 14), S. 142.

Im Jahre 1652 wurde Christian Hensler, Sohn des gleichnamigen Hinterzartener Zartenwirts (Adlerwirt),
durch Heirat Hofbesitzer und damit Posthalter; Brack (wie Anm. 21), S. 54. Die Posthalterei wurde mit
kurzen Ausnahmen (siehe Anm. 21) von diesem Seitenzweig der Familie Hensler betrieben. Das Hofgut
„Posthalde" blieb noch bis ins 20. Jahrhundert in Familienbesitz; ebd., S. 54. Das Gasthaus in der
„Posthalde" wurde regelmäßig als „Adler" bezeichnet, wie beispielsweise durch Pfarrer Vinzenz Zahn in
seiner Hinterzartener Dorfchronik: „Seit 1690 ist dieses Haus eine Poststation, als in welchem Jahr dasselbe
den kaiserlichen Adler bekommen haben soll." Ebd., S. 67. Mit dem kaiserlichen Adler ist gemeint,
dass der Posthalter im Wirtshausschild den habsburgischen Doppeladler führen durfte. Zuletzt wurde im
Jahre 1888 Wilhelm Hensler, Wirt auf der „Posthalde", durch das Kaiserliche Postamt Freiburg als Ad-
lerwirth angeschrieben; ebd., S. 62. Auch Hitz (wie Anm. 21), S. 402, spricht von der „Schankwirtschaft
zum Adler" im Hofgut „Posthalde".

Isidor Ketterer (1791-1859) wurde als Nachfolger seines Schwiegervaters Lorenz Thoma (1747-1825)

zweiter Posthalter und Adlerwirt in Lenzkirch und sein Sohn Nikolaus Heinrich (1834-1868) dritter. Für
seinen Sohn Engelbert (1823-1887) kaufte er 1849 Posthalterei und Wirtschaft „Adler" in Neustadt, welche
als „Hotel Adler Post" bis Ende des 20. Jahrhunderts im Familienbesitz verblieb. Bernhard Körner:
Badisches Geschlechterbuch, Bd. 2 (Deutsches Geschlechterbuch 101), Görlitz 1938, S. 394-406 (Ketterer
); Weber (wie Anm. *), Sp. 105 (Thoma) und 155-158 (Ketterer).

Alfred Friedrich Riesterer, geboren 25.12.1882, gestorben 24.02.1931; GAH (wie Anm. 7), S. 10.

Gemäss Joachim Bernhard Schultis: Veränderung des Erbrechts im Hofsiedlungsgebiet des mittleren
Schwarzwaldes, in: Schau-ins-Land 98 (1979), S. 31-40, hier S. 31.

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