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Doch schon vor dieser Namensänderung und der heutigen Kategorisierung als Fünf-Sterne
-Hotel war das „Hotel Adler" ein sogenanntes „Grandhotel". Davon zeugen neben der damals
noch eher seltenen Ausstattung vieler Zimmer mit einem eigenen Badezimmer69 auch viele
Namen prominenter Hotelgäste. Leider befindet sich der erste von drei Bänden des Goldenen
Buches mit den Einträgen vor dem Krieg nicht mehr im Besitz des Hotels, doch einzelne Gäste
daraus sind noch überliefert: Hilda Großherzogin von Baden, William Bishop of Clayton,
Prinz Karan of Kapurthala (am 9. August 1934), Auguste Viktoria Königin von Portugal (am
28. November 1936), Adelheid Herzogin von Sachsen-Altenburg, Wilhelm Victor Kronprinz
von Preußen und seine Gattin Kronprinzessin Cecilie sowie Georg Herzog von Mecklenburg.
Auch die beiden von Zwillenberg erwähnten Personen - Friedrich Schmitz, Vorstandsvorsitzender
der Rudolph Karstadt AG70, und Paul Winkler, Generaldirektor der Wilhelm Winkler AG71,
- passen in diesen illustren Kreis.72 Ein solches Haus und eine solche Gästeschar entsprachen
ganz dem Gusto der Zwillenbergs, welche ansonsten in anderen Grandhotels wie dem „Savoy"
in Zürich, dem „Posthotei" in St. Moritz, dem „Parkhotei" in Pontresina oder dem „Quellenhof"
in Bad Ragaz abstiegen.
Freizeitgestaltung in Hinterzarten und Umgebung
Heute ist der Wintersport ein selbstverständlicher Teil des Fremdenverkehrs im Hochschwarzwald
, aber bis zum Ersten Weltkrieg beschränkte sich dieser auf den Eislauf, das Rodeln und das
Skiwandern.73 1923 erhielt Hinterzarten mit der Kirchwaldschanze die erste Sprungschanze,
bereits 1924 kam mit der Adlerschanze eine Weitsprungschanze hinzu.74 Etwa zu dieser Zeit
begann hier auch der alpine Skisport, auch wenn er erst in den 1930er-Jahren populär wurde.75
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Das wurde auch von Zwillenberg festgehalten: während ich in unserem Badezimmer badete; T 08, S. 104.
Friedrich Schmitz, geboren 30.08.1882 in Ahlen (Westfalen), gestorben 29.07.1960 in Essen-Bredeney,
1905 Dr. jur., 1908 Regierungsassessor, 01.10.1912 Austritt aus dem Staatsdienst und Eintritt in die Theodor
Althoff KG, 07.01.1913 Heirat mit Maria Althoff in Münster und 1917 Mitinhaber der Theodor Althoff
KG. 1920 bis 1928 im Vorstand des Warenhauskonzerns Rudolph Karstadt AG, 1931 bis 1953 Vorstandsvorsitzender
des Konzerns, 1953 bis 1960 Aufsichtsratsmitglied; Mitteilung von Udo Schmidt, Karstadt
AG, vom 18.05.2018. Todesanzeigen, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 30.07.1960; E-Mail vom
Stadtarchiv Essen vom 22.05.2018.
Paul Winkler war Generaldirektor und Mitinhaber der Wilhelm Winkler AG aus Haibau (heute Ilowa in
der polnischen Oberlausitz), die dort von 1842 bis 1945 existierte, seit 1922 als AG, und auf mechanische
Buntweberei, Färberei und Appretur spezialisiert war. In diesem Zusammenhang dürfte sie mit der
Fa. Hermann Tietz zusammengearbeitet haben, was Zwillenberg, T 08, S. 98, anspricht. 1941 soll Paul
Winkler mit seiner Familie nach Westdeutschland gezogen und 1944 nach Paris geflohen sein. Uber sein
weiteres Schicksal ist nichts bekannt, http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen5/firmadet50286.
shtml; http://piast-ilowa.futbolowo.pl/news,977862,kompleks-rekreacyjno-sportowy-w-ilowej.html;
https://dolny-slask.org.pl/562852,Ilowa,Zaklady_Tkanin_Technicznych_Eskord_S_A.html (jeweils
14.05.2018).
Weniger dazugehört haben dürften die NS-Parteigrößen, die im „Adler" abstiegen. Laule/Mohr (wie
Anm. 14), S. 172.
Ekkehard Liehl: Der Hochschwarzwald, in: Breisgau-Hochschwarzwald. Land vom Rhein über den
Schwarzwald zur Baar, hg. vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg 21988, S. 471-496, hier
S. 490.
Laule/Mohr (wie Anm. 14), S. 173.
BZ (wie Anm. 16); Liehl (wie Anm. 73), S. 490.
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