http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0187
Fazit
Vom Tagebuch eines Berliner Unternehmers kommt man geradewegs zur lokalen Fremdenverkehrs
-, Familien- und Ortsgeschichte, weil Zwillenberg in seinen Tagebuchnotizen das Leben
im Grandhotel „Adler" und im Fremdenverkehrsort Hinterzarten Mitte der 1930er-Jahre aufzeichnete
. Zudem förderten die Nachforschungen zu den dort gemachten Angaben Interessantes
zu Tage, was die Hotelgeschichte des „Adlers", die Familiengeschichte seiner Eigentümer und
die lokale Postgeschichte in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt; auch für die Zeit des
Nationalsozialismus gibt es neue Hinweise. Selbst für den Autor dieses Beitrags war es interessant
, sich mit Orten wie der „Posthalde", dem „Schwarzen Bären" oder der „Adler Post" zu
beschäftigen und so Aspekte der eigenen Familiengeschichte näher kennenzulernen.
Bei einem ausländischen Wohnsitz und wegen eines längeren Forschungsaufenthalts in
Berlin war es nicht so einfach, aus der Distanz Material zu einem Ort im Hochschwarzwald
zu sammeln. Dafür brauchte es die Mithilfe unterschiedlichster Kreise wie Archive, Ämter
und Privatpersonen.127 Dabei hat sich einmal mehr gezeigt, dass mündliche Überlieferungen
im Familienkreis einer genauen historischen Überprüfung oft nicht standhalten. Erneut gilt die
Feststellung: „Es ist eine alte Erfahrung, dass individuelles Erinnern und Erhebung von Sachverhalten
aus den Dokumenten oft nicht übereinstimmen."128 Deshalb ist es umso wichtiger, auf
Quellen wie beispielsweise alte Handelsregisterakten zurückgreifen zu können. Das passiert
jedoch eher selten, weil sie als Geschichtsquelle meist unbekannt sind. Dabei halfen gerade sie,
die geschichtliche Entwicklung des „Parkhotels Adler" nachvollziehen zu können.129
Die Familie Zwillenberg hat sich im Winter 1936 in Hinterzarten und im „Hotel Adler"
willkommen gefühlt, weshalb sie ihren Erholungsurlaub genoss. Von zwei antisemitischen
Sachverhalten abgesehen, gab es diesbezüglich nichts auszusetzen. Aber leider hatte sich das
Ortsbild bis zum Sommer 1938 deutlich ins Negative gewandelt, weshalb Zwillenberg in seinem
Tagebuch festhielt: Wir gingen nach dem Kaffee wieder zu Fuß zurück u. atmeten auf als wir
Hinterzarten hinter uns ließen.™
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Herzlichen Dank für die Mithilfe an meine Familie, zuvorderst meine Eltern (Kirchzarten und Titisee),
dann an Klaus und Gabriele Trescher sowie Raymund Brehmenkamp (alle München), Ursula Bull-Loh-
ner (Berlin), Udo Schmidt (Essen), Dieter Wagner (Saarbrücken), Katja Newman, Georg Thoma, Robert
Winterhalter, Brigitte Ganter und Peter Faller (alle Hinterzarten), Rainer Brack (Offenburg) und viele
Archivmitarbeiter. Ohne sie wäre dieser Beitrag in dieser Form nicht möglich gewesen.
Helmuth Schubert: Einführung und chronologische Ubersicht, in: Hinterzartener Schriften 6 (wie Anm.
14), S. 9-17, hier S. 15.
Der erste Registereintrag entstand 1912 (HRA 1-127), wurde 1937 in einen neuen Registerband (HRA
111-37) übertragen, dann 1969 in das neue Handelsregister (HRA 214 N) umgeschrieben, in dem es 2006
- vermutlich wegen besserer elektronischer Lesbarkeit - ein angepasstes Registerzeichen (HRA 320214)
erhielt. Die ersten beiden Dokumente befinden sich im StAF (G 540/47, Nr. 56 und 58), das letzte im AG
Freiburg, welches elektronisch über https://www.handelsregister.de/rp_web/welcome.do (22.06.2018)
abrufbar ist. Dies gilt auch für die Handelsregister des AG München (HRA 73339 und HRB 139002).
T 13. S. 4.
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