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Montag, 10. Februar 1936
Am Morgen eine große Enttäuschung: Das Wetter hat umgeschlagen. Es sind zwar noch - 6°,
aber alles ringsum ist bezogen u. es sieht nach Schnee aus. Es kam am Vormittag auch Schnee u.
Wind auf u. es war recht ungemütlich, als wir mit unserm Rodel um den Skihügel herumzogen.
Lisi u. ich führen schon Heimreise-Gespräche. Es wird wohl bei dem Termin bleiben, den wir
festgesetzt hatten. Zum Skifahren liegt nicht mehr genug Schnee hier im Dorf u. es ist gestern
durch den Mordsbetrieb auch so platt gefahren, daß kaum jemand mit Skiern herausgeht. Wir
waren heute wieder pünktlich zu Tisch, so daß Zeit zur Ruhe für Alle war. Ich schreibe in der
Halle, habe durch die Steuerrückfrage etwas mehr Korrespondenz. Am Nachmittag sank der
Thermometer auf - 9°. Mausi war mit Frl. Naumann mit dem Rodel [T 08, S. 108] wieder auf
dem Skihügel, Lisi u. ich gingen zur Post u.s.w. und holten sie dann ab. Abends blieben wir
nach dem Abendessen auf dem Zimmer und schrieben, räumten auf u. gingen dann frühzeitig
schlafen.

Dienstag, 11. Februar 1936
Beim Frühstück hörte ich, daß es heute Nacht 17° Frost gegeben hat. Das Wetter ist klar u.
wir fuhren daher mit einem gemieteten Auto auf den Feldberg. Gleich nach der Ankunft gingen
wir zum Bismarckturm. Es war ziemlich steil u. beschwerlich u. besonders Helga hatte sehr zu
kämpfen. Ich hatte sie fest an der Hand u. schaffte es so ganz gut. Die Sicht war recht gut, weil
die Sonne nicht ganz klar war u. daher der Dunst nicht hoch kam. Das Alpenpanorama war klar
vor uns gelegen u. nach der andren Seite sahen wir den Belchen u. Blauen (Badenweiler) liegen.
Der Abstieg war fast noch beschwerlicher, diesmal hatte Lisi Mädi an die Hand genommen. Ich
machte zwischendurch einige Aufnahmen [Abb. 10] u. so ging es ganz gut steilab. Ungeheuer
viel Skiläufer, wie die Ameisen übten auf dem Abhang, der mächtig breit ist, andre waren Wanderer
u. bei dem verharschten Schnee u. der Glätte war es sehr schwer u. man sah viele recht
unangenehme Stürze, die aber wie fast immer nur so gefährlich aussahen. Im Hotel selbst, wo
wir zu Mittag aßen, ein Riesenbetrieb, ich hörte „wie auf der Börse \ ungemütlich, laut u. als
Essen — Schweinebraten. [T 08, S. 109] Im Hotel gleich Postamt, Arzt, Apotheke, Röntgenzim-
mer, also alles beieinander}^ Wir brachen sofort nachdem wir gegessen hatten, auf u. waren
um 3 Uhr zu Hause. Mausi kam gleich ins Bett u. hat für heute genug geleistet, Lisi legte sich
auch hin u. ich schreibe in der Halle. Heute sah ich so recht, daß Frl. Naumann doch nicht mehr
so kann, wie sie den guten Willen dazu hat. Sie kann nur recht beschränkt mitmachen u. ist
irgendwelchen körperliche Strapazen nicht mehr gewachsen. Sie hat zu viel mit sich zu tun, um
zu überwinden, und kann Mädi weder anfeuern, noch zu sich herannehmen. Sie ist zweifellos
ein sehr angenehmer u. feiner Mensch, großartig diszipliniert u. als Erzieherin für den guten
Ton sehr gut. Aber die Kinder müssen doch fürs Leben erzogen werden u. da wird man nicht viel

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davon merken. Es fehlt der innere Schwung, den Schwester Hedwig im Ubermaße hatte. Aber
lieber ist mir noch Frl. N, wenigstens hat es bis jetzt noch keine Störung gegeben u. bei Schw.
Hedwig war doch das Reisen unerträglich. Nachmittag war Mädi nicht mehr fortgegangen, nur
Lisi u. ich zur Bahn, Photographen u.s.w. Am Abend aßen wir pünktlich 630 u. blieben dann auf
dem Zimmer. Um 9 Uhr gingen wir schlafen.

Bei diesem Hotel kann es sich nur um den „Feldberger Hof" gehandelt haben.

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