http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0207
Diskussion nur punktuell verbinden, da „der Untersuchungsgegenstand nicht primär an den politisch-historischen
Ereignissen, sondern an den sportlichen Ereignissen ausgerichtet war" (S. 15). Ebner lässt aber
keinen Zweifel an der Tatsache, dass die Partei über allem wachte. Im Rahmen des Kapitels „Der Aufbau
der Sportorganisation im Deutschen Reich und in Baden" beleuchtet er gezielt die politische Vergangenheit
der in der Gausportführung tätigen Funktionäre. Er nennt 16 Personen, von denen drei hauptamtlich
tätig waren. In 15 Fällen konnte er die Spruchkammerakten einsehen und daraus eine Kurzdarstellung
erstellen. Er resümiert, dass die Sportfunktionäre, die zusätzlich ein politisches Amt hatten, als Belastete
eingestuft wurden, die Ehrenamtlichen, auch wenn sie Parteimitglieder waren, nur als Mitläufer oder gar
als nicht betroffen beschieden wurden. Ausführlich geht Ebner auf Gausportführer Herbert Kraft ein,
über den wissenschaftliche Biographien vorliegen. Er erwähnt Krafts Zuständigkeit für den Sport im
Elsass nach 1940, das administrativ dem Gau Baden angegliedert wurde. Was den Fußball betrifft, wurde
es zum Gau 14 a. Die Antwort auf die Frage, was sich auf dem Gebiet des Fußballs im Elsass bis 1944/45
abgespielt hat und inwieweit die Vereine über den Rhein hinweg kooperierten, könnte eine interessante
Fortsetzung dieser Dokumentation sein. Renate Liessem-Breinlinger
Erinnerungsorte des Mittelalters am Oberrhein, hg. von Jürgen Dendorfer (Schlaglichter regionaler Geschichte
4), Rombach Verlag, Freiburg/Berlin/Wien 2017, 194 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.
Im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums der Abteilung Landesgeschichte am Historischen Seminar der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fand im Sommersemester 2016 an der „Samstags-Uni" eine Vortragsreihe
zum Thema „Erinnerungsorte des Mittelalters am Oberrhein" statt. Daraus hervor ging der
von Jürgen Dendorfer herausgegebene, acht Beiträge umfassende Vortragsband. Erinnerungsorte sind
dabei nicht nur im konkreten, sondern auch übertragenen Sinn zu verstehen: Es können sowohl Orte, Gebäude
, Ereignisse als auch Personen gemeint sein. Wichtig dabei ist nicht die Frage, wie etwas tatsächlich
gewesen ist, sondern wie sich die Menschen und Gemeinschaften erinnerten und welche Geschichten sie
darüber erzählten. Im Dreiländereck Frankreich, Schweiz und Deutschland konnten sowohl die Erinnerungsorte
als auch die nationalen Erinnerungskulturen sehr unterschiedlich ausfallen, was das Buch mit
seinen Aufsätzen verdeutlicht.
Den Auftakt macht Heinrich Schwendemann, der das neben dem Straßburger Münster wohl bekannteste
Bauwerk des Elsasses vorstellt, die etwa 10 km westlich von Schlettstadt gelegene Hohkönigsburg.
Die auf das 12. Jahrhundert zurückgehende Burg wurde zwischen 1901 und 1908 unter Kaiser Wilhelm
II. durch den Berliner Architekten und Burgenforscher Bodo Ebhardt für 2 Millionen Mark restauriert
und spiegelt „die Renaissance des Burgenbaus als architektonischem Symbol dynastischer Macht" wider.
Detailliert geht er auf die Erinnerungskultur beiderseits des Rheins ein, zitiert u. a. einen französischen
Burgführer aus dem Jahr 1922, in dem von einem Bauwerk eines „von Größenwahn befallenen Fürsten"
zu lesen ist, stellt aber auch klar, dass während der NS-Besatzungszeit die Hohkönigsburg nicht propagandistisch
genutzt wurde, „da sich in ihr [...] ein dynastisches Denkmal der Hohenzollernmonarchie
manifestierte". Der heiligen Odilia widmet sich Barbara Fleith. Es gelingt ihr bewusst zu machen,
dass der Heiligen für die Menschen am Oberrhein über Jahrhunderte ein identitätsstiftender Charakter
zukam, der erst im 19. Jahrhundert verloren ging. Als noch heute sichtbare Erinnerungsorte beiderseits
des Rheins gelten der Mont Sainte-Odile mit dem Kloster Hohenburg, die St. Ottilienkapelle bei Freiburg
und das schweizerische Arlesheim. Die Herzöge von Zähringen waren das Herrschergeschlecht
im Hochmittelalter am Oberrhein. Thomas Zotz macht deutlich, dass ihnen auch 800 Jahre nach ihrem
Aussterben eine große Bedeutung zukommt und sie über die Jahrhunderte unvergessen waren und heute
noch sind: So beriefen sich z. B. die Markgrafen und späteren Großherzöge von Baden auf die Zähringer
als ihre Vorfahren und der Bund der Zähringerstädte sieht sich ebenfalls in einer gemeinsamen Tradition.
Dies zeigt sich aktuell in der Wanderausstellung „Die Zähringer - Mythos und Wirklichkeit", die ab Ende
2018 bis 2022 in allen Zähringerstädten auf Deutscher und Schweizer Seite zu sehen sein wird. Das auch
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