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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0208
der mittelalterliche Minnesang im 19. und 20. Jahrhundert wiederholt einen konkreten Ort in der materiellen
Erinnerungskultur erhielt, zeigen die Wandmalereien und Skulpturen oder die Benennung von
Straßen und Schulen. Herausragendes Beispiel dieser Liedkunst ist die Manessische Liederhandschrift,
die zwischen 1300 und 1340 in Zürich niedergeschrieben wurde und die Johanna Thali dem Leser näherbringt
. Peter Niederhäuser stellt zu Recht fest, dass für die Habsburger, die er in diesem Sammelband
bearbeitet, die Vorlande und damit der Oberrhein Peripherie waren und die alten Stammlande an Rhein
und Reuss erst in den letzten Jahren als habsburgisches Gebiet wiederentdeckt wurden. Geschuldet war
dieses Erinnerungsproblem einem fehlenden Herrschaftszentrum und fürstlicher Präsenz am Oberrhein
sowie Einschnitte in den Jahren 1415, 1648, 1805/06 und 1918. Der Dekapolis im Elsass gilt das Augenmerk
von Olivier Richard. Dieser Bund - in wechselnder Kombination - setzte sich aus den Reichsstädten
Weißenburg, Hagenau, Selz, Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Colmar, Kaysersberg, Türkheim,
Münster, Mülhausen und Landau zusammen. Sichtbar wird die Bedeutung dieser Vereinigung und Erinnerung
an sie noch heute im „salle de la Decapole" der Rathäuser von Münster, Colmar, Türkheim oder
Mülhausen. Birgit Studt kommt die Aufgabe zu, den Humanismus am Oberrhein vorzustellen. Als Anknüpfungspunkt
dient ihr Schlettstadt und die dortige Humanistenbibliothek, die ihre große Bedeutung
den Bücherstiftungen der Lehrer und Schüler der dortigen Lateinschule und vor allem den Büchern aus
dem Nachlass des Gelehrten Beatus Rhenanus verdankt. Sie stellt fest, dass „in Schlettstadt die Humanisten
für den literarischen und publizistischen Kampf für ihre neuen Bildungsziele in Wissenschaft, Kirche
, Gesellschaft und Politik" bestens vorbereitet wurden. Letzter Erinnerungsort des Vortragsbandes ist
das bereits angesprochene Straßburger Münster. Der Kunst- und Architekturhistoriker Peter Kurmann
beschreibt den Kirchenbau in aller Ausführlichkeit, geht auf den gescheiterten Versuch Hitlers ein, das
Straßburger Münster in einen deutschen Nationaldom zu verwandeln, und verdeutlicht den europäischen
Charakter, da sich in ihm die rheinische Spätromanik, die französische Früh- und Hochgotik sowie die
böhmische und süddeutsche Spätgotik begegnen.

Die Reihe „Schlaglichter regionaler Geschichte" ist darauf ausgelegt, einer breiten Leserschaft die
Geschichte der Oberrheinregion in wissenschaftlich fundierter aber zugleich allgemeinverständlicher
Form näherzubringen. Vor allem Heinrich Schwendemann und Thomas Zotz ist dies mit ihren Aufsätzen
bemerkenswert gut gelungen. Den Band schließen weiterführende Literatur angaben zu den jeweiligen
Themen ab. Hans-Peter Widmann

Lisbeth Exner/Herbert Kapfer: Verborgene Chronik 1915-1918, hg. vom Deutschen Tagebucharchiv,
Verlag Galiani, Berlin 2017, 815 S.

Das Gedenken an die hundertste Wiederkehr des Ersten Weltkrieges hat weite historische, aber auch
literarische Kreise gezogen. Aus diesem Rahmen fällt eine vom Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen
von der Publizistin Lisbeth Exner und dem Rundfunkredakteur Herbert Kapfner herausgegebene
Publikation. Aus dessen Beständen, die den Krieg in all' seinen Facetten von der Ebene des unmittelbar
beteiligten und mehr oder weniger unbeteiligten Zeitgenossen aus deren Tagebuchnotizen nachvollziehbar
, zumindest verständlich erscheinen zu lassen. Zu diesem Behufe wurde für den Zeitraum von 1915 bis
zum Ende des Krieges und den revolutionären Ereignissen über den Jahreswechsel 1918/19 - ein Vorgängerband
für das Kriegsjahr 1914 war bereits 2014 vorgelegt worden - Tag für Tag von 111 Beiträgern in
1.519 Einträgen ein breites Kaleidoskop des Kriegsalltages gezeichnet. Dessen Ebenen behandeln dabei
sowohl die Front als auch Etappe, Lazarett, Kriegsgefangenenlager und Heimat, aber auch die täglichen
Leiden, Bedürfnisse und Stimmungslagen. Die Verfasser rekrutieren sich aus allen Schichten der Bevölkerung
, soweit sie Materialien im Tagebucharchiv hinterlegt haben. Einzig eine nicht in Emmendingen
aufbewahrte militärische Quelle eines Nachrichtenoffiziers durchbricht diese Vorgabe. Die im knapp
hundert Seiten umfassenden Anhang wiedergegebenen biographischen Notizen illustrieren die Vielfalt
der Tagebuchschreiber und deren Funktion in der Kriegsmaschinerie. Des Weiteren erleichtern Quellen-

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