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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0209
beschreibung, editorische Hinweise, eine Zeittafel mit Verweisen auf die zugehörigen Tagebuchauszüge
und ein Ortsregister die Einordnung der jeweiligen Tagesereignisse im Kriegsgeschehen.

Dennoch hinterlässt diese Chronik keinen nachhaltigen Eindruck: Zu disparat, ja teilweise banal und
aus dem Zusammenhang gerissen, bleibt das Bild des Krieges seltsam blass und verschwommen, wie
es Geschichte „von unten" eben nur zu leisten vermag. Angesichts einer Vielzahl von Einsatzarten und
-orten fällt es dem Leser schwer, einen Überblick zu gewinnen und die rechte Einordnung zu treffen. Mit
ein Grund hierfür ist auch das Fehlen einer wissenschaftlichen Edition bzw. Hinterfragung der einzelnen
Tagebuchausschnitte. Dem Rezensenten jedenfalls wurde ein Erkenntnisgewinn über jene Zeit aus den
vorgelegten Materialien nicht zuteil. Karlheinz Deisenroth

Frauen im Leben der Kirche. Quellen und Zeugnisse aus 2.000 Jahren Kirchengeschichte, hg. von Norbert
Ohler, Aschendorff Verlag, Münster 2015, 350 S., zahlr. Abb.

Eine zündende Idee wird hier verwirklicht, nämlich die Veröffentlichung einer Sammlung zum Thema
Frau im Rahmen der Kirche von den Anfängen bis heute. Das können sein: Äußerungen, Einschätzungen
, Formulierungen, Einordnungen, aber vor allem auch - wohl fast in der Mehrzahl - Bemerkungen
über sie, die häufig ihre dienende Funktion und Unterdrückung, aber auch ihr Selbstbewusstsein hervorheben
, und zwar sehr lebendig im O-Ton, wobei die erwähnten Frauen zwischen den Extremen Äbtissin
und Zauberin einzustufen sind.

Die Zitate stammen aus allen möglichen Quellen (auch Abbildungen), lateinische Texte werden übersetzt
und jeder Eintrag wird mit einer sehr informativen Erklärung versehen. Wer einmal Lexikonartikel
verfasste, weiß, welches enzyklopädische Wissen hierfür Voraussetzung ist und welche Verpflichtung
zur konzisen Kürze des Textes eingehalten werden muss. Diese Schwierigkeiten beherrscht der Freiburger
Historiker souverän. Man kann nur bewundern, wie ihm die Interpretation frühmittelalterlicher Texte
gelingt (und ihm übrigens auch die erste Nennung von Christen zur Zeit des römischen Kaisers Trajan
nicht entgeht), ebenso wie die treffende Charakterisierung der gegenwärtigen Diskussion einerseits über
Frauen, die zwar in katholischer Theologie habilitiert, aber andererseits von kirchlichen Weiheämtern
ausgeschlossen sind.

Das Mittelalter nimmt als Grundlegung vieler Traditionen großen Raum ein, die Zeit des 16. bis 18.
Jahrhunderts nur wenig, wogegen das 19. wieder mehr Stoff bietet und als Sprungbrett für das vielfältige
20. (und sogar 21. Jahrhundert) dient. Für die Epoche seit 1950 nutzt der Verfasser zum Teil Selbsterlebtes
; auch werden Querverbindungen zum Heute gezogen. Eine klug durchdachte Zeittafel (vielleicht hätte
man sie an den Anfang des Buches setzen sollen?) führt den Leser als ein intelligenter Leitfaden durch
die Jahrhunderte. Register und Literaturverzeichnis fehlen nicht. Der sachliche Rahmen ist weit gefasst.
Man kann die Mühe des Herausgebers bei der Abgrenzung dieses schier uferlosen Themas nachvollziehen
, dessen farbige Vielfalt den Leser überwältigt. Mit Recht nennt Ohler sein Werk „eine nachdenklich
machende, unkonventionelle, bunte Ergänzung zur herkömmlichen Kirchengeschichte", deren Schilderung
hier mit Begeisterung geschieht. Sie nimmt den Leser gefangen. Legenden, Berichte, erzählende,
rechtsetzende, bildliche Quellen werden hier verlässlich und vor allem in ihre Zeitumstände eingebettet
vorgestellt, auch quellenkritisch geprüft, berichten hier eben sehr häufig Männer Männern über Frauen;
auch frauenfeindliche Äußerungen werden nicht verschwiegen.

Die wissenschaftlich solide Auswahl soll anleiten (als Arbeitshilfe in der Jugend- und Erwachsenenbildung
) und unterhalten. Gerade die „häppchenweise" Information verlockt zum Lesen und Stöbern
(und gewinnt eventuell dem Buchstudium fernerstehende Kreise). Man kann sich in den zeitlosen Texten
verlieren, vielleicht sogar ein Interesse für Geschichte entwickeln, und dies auf dem Wege eines Themas,
das jeden angeht. Zudem werden die Texte sine ira et studio vorgestellt, ja unterkühlt und sachlich dargeboten
ohne jede pamphlethafte Formulierung für eventuelle Feministinnen. Insgesamt vermittelt diese
gleichsam pointillistische Darstellung ein faszinierendes Gesamtgemälde. Antjekathrin Graßmann

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