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Hinweise für die Definition von „Garten", zu dessen Konstituierung der Zaun, die Einfriedung sowie die
Pflege der darin wachsenden Pflanzen gehört (S. 11 und 17). Auch schließt er verwandte Einrichtungen
wie Tiergärten (Brühle) in die Überlegungen mit ein (S. 17ff.). Konoid zeigt, wie alt das Bemühen des
Menschen ist, die Natur zu zähmen, und dass bereits in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus,
also vor mehr als 3.500 Jahren, Gärten angelegt wurden. Ihre Existenz wird in verschiedenen, voneinander
unabhängigen Quellen wie einer Felsritzung (Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.), Darstellungen
des Gartens eines ägyptischen Würdenträgers unter Pharao Amenophis III. (14. Jahrhundert v. Chr.) und
einer assyrischen Gartenanlage (ohne Angabe zur Datierung) bezeugt. Zu ergänzen wären noch ältere
Abbildungen von landwirtschaftlichem Gerät aus Teilen der neolithischen Felsritzbilder von Valcamonica
(4. vorchristliches Jahrtausend und älter) sowie weitere ins 3. vorchristliche Jahrtausend zurückreichende
ägyptische Quellen wie etwa das Gartenmodell aus dem Grab des Schatzmeisters von Pharao Mentuho-
tep II. (2061-2010 v. Chr.).
Es folgen neun Beiträge sowie vier Anhänge: Manfred Rösch stellt Bodenfunde aus Siedlungsgrabungen
der letzten Jahre vor, aus denen sich ein Überblick über Gartenpflanzen mediterraner Herkunft
in Südwestdeutschland von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter gewinnen lässt (S. 21-48). Anschauliche
Beispiele mit nützlichen ganzseitigen Abbildungen sind etwa Pfeffer, Bohnenkraut, Sellerie, Koriander,
Petersilie, Dill, Mangold und der Flaschenkürbis. Der Beitrag schließt mit Ausführungen zum Gartenbau
der Alamannen (S. 44-46). Die beiden karolingischen Quellen „Capitulare de villis" und „Liber
de cultura hortorum", den sogenannten „Hortulus" Walahfrid Strabos stellen R. Johanna Regnath und
Karl Schmuki vor (S. 49-72). Daneben wird der St. Galler Klosterplan ausgewertet und ein Abschnitt
über „Gärten nach mittelalterlichen Vorbildern heute" (S. 66-70) angeboten. Ebenfalls dem „Hortulus"
gewidmet ist der Aufsatz von Jutta Strebel (S. 73-92). Sie votiert unter anderem für eine genauere Betrachtung
der einzelnen Pflanzen des „Hortulus", „um ihren eigens für sein (Walahfrids) Gedicht zugewiesenen
Symbolgehalt ergründen zu können" (S. 91). Hans-Heinrich Meyer befasst sich in seinem Aufsatz
(S. 93-112) mit den Gartenböden (Hortisolen). Gegenstand seiner Darlegungen sind Klostergärten,
dörfliche Hausgärten, städtische Nutzgärten, Wurzgärten, Küchengärten, Pfarrgärten und Kleingärten.
Meyer macht deutlich, dass der „lockere, feinkrümelige und humusreiche Oberboden" (S. 93), der „umgangssprachlich
auch ,Mutterboden4 genannt" (ebd.) wird, von einer Vielseitigkeit und Aussagekraft
ist, dass er gegen die bestehenden Gefahren wie Überbauung und Versiegelung, aber auch Mineraldüngung
geschützt werden muss. Unter dem weit gefassten Titel „Aspekte neuzeitlicher Gartenkultur in
Baden-Württemberg" von Hartmut Troll folgt eine Arbeit (S. 113-136), die für den Zeitraum des 15.
bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert anhand von Beispielen wie Basilikum (S. 114-116), Pomeranzen
(S. 117-121), Tulpen (S. 121-123), Rosskastanie (S. 124-129) und Weymouths-Kiefer (S. 129-134) und
bezogen auf ausgewählte historische Fälle (Garten des Uracher Schlosses, Stuttgarter Lustgarten, Heidelberger
Herrengarten, Leonberger Pomeranzengarten, Schlossgärten von Karlsruhe, Rastatt, Bruchsal
und Schwetzingen) einen „Wegweiser durch die neuzeitliche Gartenkultur in Baden-Württemberg",
freilich mit Schwerpunkt auf der des Adels bietet. Dagegen stellt Charlotte Pohse den Bauerngarten in
Südbaden als einen „Hort von Kulturpflanzenvielfalt, alten Sorten und gärtnerischem Wissen" dar (S.
137-158), der vor dem Hintergrund des Verlusts der Versorgungsfunktion von Gärten, abnehmender Bio-
diversität und der Nivellierung regionaler Unterschiede von wachsender Bedeutung sei. „Kulturpflanzen
und Migration" stehen im Mittelpunkt des Aufsatzes von Monika Witte und Iris Förster (S. 159-175).
Ihre Ausführungen über Nahrungspflanzen wie Getreide, Tomaten, Kohl, Paprika und Mais stützen sich
auf anschauliche Abbildungen und Tafeln der von den Autorinnen für die gemeinnützige Gesellschaft
ProSpecieRara konzipierten Wanderausstellung „Kulturpflanzenvielfalt und Migration". Von Werner
Konold und Arbeitsgruppen aus dem Bereich Landespflege an der Universität Freiburg (namentlich genannt
sind Hannah Sharaf, Christine Wauquiez und Manuel Oelke) stammen die beiden abschließenden
Beiträge „Hochstamm-Obstkultur in Südbaden" (S. 177-215) und „Schwarze Königin, Gelber Bel-
lefleur und Clapps Liebling" (S. 217-266), die jeweils aus archivalischen Quellen, aus der Fachliteratur,
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