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Historische Stadtkerne. Gesamtanlagen in Baden-Württemberg, bearb. von Volkmar Eidloth und Susann
Seyfert (Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsheft 22) sowie
Wolfgang Thiem: Historische Ortskerne. Gesamtanlagen in Baden-Württemberg (Regierungspräsidium
Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsheft 23), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 22017, 257
bzw. 218 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.
Die beiden zeitgleich erschienenen, sich ergänzenden Arbeitshefte des Landeamtes für Denkmalpflege
beschäftigen sich mit den schützenswerten Orts- und Stadtkernen in Baden-Württemberg. Beiden
Themenkreisen gilt schon seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Denkmalpfleger. Bereits zu Beginn
des 20. Jahrhunderts wurden in Baden und Württemberg bauliche Regelungen zur Erhaltung wertvoller
Ortsbilder getroffen. Das Badische Denkmalschutzgesetz von 1949 - das erste in Deutschland nach dem
Zweiten Weltkrieg - führte den Ensembleschutz ein, mit dem „Straßen-, Platz- oder Ortsbilder, die in
ihrer Gesamterscheinung als Kulturwerte anzusehen sind, [...] in das Denkmalbuch eingetragen werden
." (§ 34). Das 1972 in Kraft getretene Denkmal Schutzgesetz von Baden-Württemberg übernahm die
badischen Regelungen und führte dazu den Begriff der „Gesamtanlage" ein, die unter Denkmalschutz
gestellt werden kann.
Der erste Band des Gesamtwerks widmet sich den Städten: Das südwestdeutsche Bundesland gehört
historisch bedingt zu den städtereichsten Gebieten der Bundesrepublik. In den letzten Jahren sind über
250 Stadtkerne von der Landesdenkmalpflege untersucht und bewertet worden, davon haben 115 Städte
die hohen Anforderungen erfüllt, die in einem einführenden Beitrag dargelegt werden. Die drei grundlegenden
Kriterien sind der Stadtgrundriss, ein möglichst hoher Anteil an historischer Bausubstanz - nicht
nur auf Kulturdenkmale im Sinn des Denkmalrechts bezogen - und eine deutliche, siedlungsgeschichtliche
Umgrenzung der Altstadt. Ergänzend kommen bedeutende und dominante Bauten und Baukomplexe
wie Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser hinzu, ebenso historische Stadtsilhouetten oder städtebaulich
herausragende Straßen- und Platzräume. Zur Bedeutung tragen historische Grün- und Freiflächen
ebenso bei wie topographische oder kulturlandschaftliche Eigenheiten. Schließlich kann die Stadtanlage
auch als besonders wichtiger Vertreter eines bestimmten Stadttyps gewertet werden, etwa die Planstädte
der Barockzeit wie Mannheim, Karlsruhe oder Rastatt. Erstmals wird im Katalogteil der Gesamtbestand
der 115 denkmalwerten Altstädte in Baden-Württemberg von Aach bis Zell am Harmersbach in Wort und
Bild dargestellt. Jeder Stadt ist eine Doppelseite gewidmet. Auf der jeweils linken Seite werden ein kurzer
Abriss der Geschichte und eine Beschreibung der Anlage mit wichtigen Bauten gegeben, illustriert mit
drei bis vier Abbildungen von das Stadtbild prägenden Gebäuden und Straßenzügen, rechts ist ein historischer
Plan mit einem Luftbild kombiniert.
Auch im zweiten Arbeitsheft werden in einer ausführlichen Einleitung die Kriterien vorgestellt,
nach denen der Denkmalwert eines Ortsbildes bestimmt wird. Dabei wurde der für die Bewertung der
Städte entwickelte Katalog speziell für die Dörfer angepasst und verändert. Ausgangspunkte sind der
Ortsgrundriss und die Bebauung, der Anteil von historischer Bausubstanz und Kulturdenkmalen mit
besonderen Hausformen und Gebäudetypen sowie die räumliche Abgrenzung, etwa die gute Unterscheidungsmöglichkeit
von altem Ortskern und jüngeren Siedlungsflächen. Wie bei den Städten spielen auch
spezielle topographische Merkmale, wie Grünflächen und Wasserläufe oder Plätze eine Rolle bei der
Beurteilung. Im Gegensatz etwa zur Schweiz fehlten in Deutschland noch zu Beginn der 1980er-Jahre
dörfliche Ortsanalysen weitgehend. Der Mangel war erkannt und es wurden zunehmend Instrumente
und Kriterien für die bewertende Untersuchung geschaffen. Im weiteren Verlauf des Jahrzehnts begann
in Baden-Württemberg die Analyse historischer Ortskerne. Mit der vom Deutschen Nationalkomitee für
Denkmalschutz im Jahr 1988 veranstalten Tagung „Das Dorf im Wandel - Denkmalpflege im ländlichen
Raum" war der Fokus der Denkmalpflege auf das Dorf als denkmalwerte Gesamtanlage gerichtet. Zum
über Baden-Württemberg hinaus anerkannten und wirksamen Standardwerk wurde die 1986 abgeschlossene
Studie von Felicitas Buch und Kurt Strobel zur „historisch-denkmalpflegerischen" Ortsanalyse.
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