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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0216
bildung durch Reinhold Maier (FDP/DVP) mit SPD und BHE vorbei an der stärksten Partei, der CDU.
Sachlich fasst Wolfgang Hug die sogenannte „Badenfrage" zusammen, das BVG-Urteil von 1955, das
Volksbegehren für eine erneute Abstimmung über die Neugliederung, dann der hinausgezögerte Volksentscheid
von 1970, bei dem nur 18,1 % die Wiederherstellung der alten Länder wünschten. Er nennt
Zahlen zu Fördermitteln und fasst zusammen: Die badische Bevölkerung wollte offenbar „lieber am
gemeinsamen Erfolgskurs des wirtschaftlich so stabilen Bundeslandes weiterhin teilhaben". Ausführlich
geht er auf das Schulwesen und die drei badischen Universitäten Heidelberg, Freiburg und Konstanz ein.
Es klingt wie ein Widerspruch: Das diszipliniert durchstrukturierte Buch kann Lesevergnügen bereiten.

Renate Liessem-Breinlinger

Die Jesuiten in der Markgrafschaft Baden (1570-1773), Bd. 1: Niederlassungen, Wirken, Erbe, Bd. 2:
Personen und Werke, hg. von Hans Heid im Auftrag der Stadt Rastatt, Verlag Regionalkultur, Heidelberg
u.a. 2014/15, 831 und 766 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Es ist ein in zweifacher Hinsicht „gewichtiges" Werk, das im Folgenden vorgestellt werden soll. Die auf
1.600 bedruckten Seiten vorgelegte Geschichte der Jesuiten in der Markgrafschaft Baden, genauer in der
Teilmarkgrafschaft Baden-Baden (begründet 1535, endend 1771), setzt mit dem Jahr 1570 ein, als der
Jesuitenpater Georg Schorich im Gefolge eines von Bayern dominierten Vormundschaftsregiments in der
Stadt Baden (heute Baden-Baden) eintraf; sie endet mit der Auflösung des Ordens durch Papst Clemens
XIV. 1773. Die Hälfte der zwei Jahrhunderte dauernden Geschichte des „alten" Jesuitenordens in der
Markgrafschaft fällt damit in eine Zeit nicht enden wollender Kriege, des Dreißigjährigen Kriegs und der
nachfolgenden „Franzosenkriege", diese mit einem traurigen Höhepunkt in der planmäßigen Zerstörung
Rastatts 1689. Zwei Herrscherpersönlichkeiten waren für das Wirken der Jesuiten in Baden von prägender
Bedeutung: Markgraf Wilhelm und Markgräfin Sibylla Augusta (die Witwe des Markgrafen Ludwig
Wilhelm, des berühmten „Türkenlouis", von 1707 bis 1727 Regentin für ihren noch minderjährigen
Sohn Ludwig Georg). Die durchlaufende Geschichte der Jesuiten in Baden beginnt im Jahr 1622, als der
überzeugt katholische Markgraf Wilhelm nach der Schlacht bei Wimpfen von Kaiser Ferdinand II. in die
Herrschaft über die Teilmarkgrafschaft Baden-Baden eingesetzt wurde.

Sechzehn Autoren stellen im ersten Band die Arbeit und das Wirken der Jesuiten in der Markgrafschaft
Baden-Baden vor. Die insgesamt 26 Beiträge sind in vier Hauptteile gegliedert. „Einführend" sind
zwei Abhandlungen, einmal über das „konfessionelle Hin und Her" in der Markgrafschaft Baden-Baden
von 1535 bis 1622, zum anderen über die Frühgeschichte und das „Wesen", d. h. die selbstgesetzten
Aufgaben des Ordens. Das zweite Großkapitel gilt den vier Niederlassungen der Jesuiten in Baden, den
Kollegien in Baden-Baden und Ettlingen sowie den Missionen/Residenzen in Kreuznach und Ottersweier
(mit Bühl und der Wallfahrtskirche Maria Linden). Der zu Recht umfangreiche dritte Teil (13 Beiträge
mit zusammen 450 Seiten) gibt Auskunft über das „Wirken" der Jesuiten in der Markgrafschaft. Behandelt
werden die Bereiche „Mission" (was in Baden Rückführung der „Irrgläubigen", d. h. der Lutheraner,
zur katholischen Kirche bedeutete) und Seelsorge, sodann Pädagogik („pädagogisches Erfolgskonzept"),
Theater und Musik („als Instrument der Seelsorge und Katechese"), Literatur und Wissenschaft sowie
das Verhältnis des Ordens zu evangelischen Christen und Juden. Der Schlussteil fragt, was von den Jesuiten
nach der Auflösung des Ordens 1773 bis auf unsere Zeit als Sachrelikte „übriggeblieben" ist. Hier
geht es einmal um liturgische Geräte und Gewänder, um Altarbilder, Gebäude und Figuren. Behandelt
wird aber auch die Hofkirche zu Rastatt, deren künstlerische Ausgestaltung unter der Markgräfin und
Regentin Sibylla Augusta erfolgte; nachgezeichnet wird das Schicksal der Bibliotheken der Kollegien zu
Baden-Baden und Ettlingen, die heute einen Teil der Historischen Bibliothek Rastatt bilden. - Der vorliegende
erste Band erfordert vom Leser auf Grund seines Volumens Geduld und Durchhaltevermögen,
belohnt ihn aber mit einer Fülle von Informationen und Einsichten zur Geschichte der Jesuiten und der
Markgrafschaft Baden im 17. und 18. Jahrhundert, und dies weit über das engere Gebiet von Religion und

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