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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0217
Konfession hinaus. Alle Beiträge sind eingängig und anschaulich geschrieben, stets nah am behandelten
Gegenstand. Eine große Zahl von Abbildungen (mehrere Hundert, zum großen Teil entnommen den Beständen
der Historischen Bibliothek Rastatt) illustriert das Gesagte.

Der zweite Band mit dem Titel „Personen und Werke" ist ein Nachschlagewerk. Er bietet ein Verzeichnis
aller Jesuiten aus Baden, eine Auflistung aller in Baden (Baden-Baden, Ettlingen, Kreuznach
und Ottersweier) tätigen Jesuiten sowie ein Werkverzeichnis der badischen Jesuiten. Zu begrüßen ist das
„Abkürzungsverzeichnis und kleine Wörterbuch", das die Lektüre von in Latein verfassten Quellen zur
Geschichte der Jesuiten erleichtert. Horst Buszello

Natur und Herrschaft. Analysen zur Physik der Macht, hg. von Kay Peter Jankrift, Alexander Kagerer,

r

Christian Kaiser und Maria Angeles Martin Romera, Verlag de Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston
2016, VIII und 326 S., 22 Färb- und S/W-Abb.

Der Titel des vorliegenden Buches bedarf einer Erläuterung. Es geht in dem umfangreichen Band nicht
um Einwirkungen der Natur (im Sinne etwa von Erdbeben, Wetter und Klima oder Geburt und Tod) auf
Herrschaft und herrschaftliches Handeln. Gegenstand ist vielmehr die Frage, welche Rolle „Natur" in
Konzeptionen oder Legitimationen von Herrschaft und Macht, d. h. im Nachdenken über Herrschaft und
als Argument, in der Vergangenheit gespielt hat. Die 14 Beiträge des Sammelbandes geben Aufsätze wieder
, die aus zwei internationalen und interdisziplinären Tagungen hervorgegangen sind. Das Buch bietet
keine systematische Erörterung des gestellten Themas, sondern eine Folge von inhaltlich breit gestreuten
Einzelanalysen in chronologischer Reihung nach den jeweils behandelten Gegenständen von den frühen
Hochkulturen bis zum 18. Jahrhundert.

Der einleitende Beitrag von Kay Peter Jankrift beschäftigt sich mit der göttlichen „Natur" des
Herrschers in den frühen Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens, im alten Israel sowie in der hellenistischen
Welt und im kaiserlichen Rom, ergänzt durch Betrachtungen zur körperlichen Erscheinung des
Herrschers in Antike und Mittelalter. Petra Schmidtkunz stellt dar, dass das Reden von Gott, dem himmlischen
Herrscher des Volkes Israel, im Alten Testament auf eine metaphorische Sprache angewiesen ist,
die ihre Bilder aus der Natur dieser Welt entnimmt: auf Adler / Geier und Fels. In gleicher Weise verweist
Manuel Förg auf „Interferenzen zwischen politischer und medizinisch-anatomischer Sprache" bei griechischen
und römischen Autoren (der Staat als natürlicher Körper). Anders Dahl Sörensen schließlich
untersucht „in a fresh perspective" die Haltung des Protagoras zur Praxis der athenischen Demokratie
angesichts der Tatsache, dass die Stimme eines jeden Bürgers das gleiche Gewicht hatte (was die Frage
nach der „Natur" der Reden in der Volksversammlung aufwirft). Bei mittelalterlichen Staatsdenkern
nimmt die Natur im Kontext von Herrschaft andere Züge an. Christian Kaiser beschäftigt sich mit Dantes
„Monarchia", in der die besondere Befähigung des römischen Volkes und Herrschers zur Weltherrschaft
herausgestellt wird: Es sei das Blut, „die Nobilität des römischen Samens", durch Aeneas ererbt
von den Trojanern, welches die Vorzugsstellung begründe. Den „bedeutendsten Rechtslehrer des Mittelalters
, Bartolus von Sassoferrato (1313/14-1357), behandelt Oliver Bach. Bei Bartolus sei, so Bach, das
Gemeinwohl der quasi „natürliche" Wesenszweck von Herrschaft, und ebenso sei „das Königtum als die
natürliche Herrschaft" anzusehen, verbunden jedoch mit der Frage, ob die Monarchie nicht „gleichsam
natürlicher Weise" zur Tyrannei tendiere. Die Macht des Blutes ist auch das Thema von Alexander Kagerer
, der die genealogischen Konstruktionen von Macht bei den Habsburgern und Fuggern untersucht
(„altes" und „frisches Blut"). In die Frühe Neuzeit führt der Beitrag von Christina Lechtermann. Am
Beispiel der „Perspectiva" des Johannes Lencker (erstmals gedruckt 1571) bringt Lechtermann die Messkunst
in einen gedanklichen Zusammenhang mit Herrschaft und friedlicher Vergesellschaftung. In der
Analyse von Philip Sidneys „Arcadia" (1585) stellt Tabea Strohschneider die Frage in den Mittelpunkt,
ob gelebte Affekte („Naturgewalten") als ordnungsgefährdend dargestellt sind. Annika Willer stellt drei
italienischsprachige Abhandlung aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts „als erste substantielle Beiträge

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