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aus weiblicher Hand" zur „Frage nach der Natur der Geschlechter" und insbesondere zur Befähigung von
Frauen zum Herrscheramt vor. Wie soll sich der Richter als Vertreter der Herrschaft den Untertanen präsentieren
, d. h. wie muss seine zweite, die „Amtsnatur" beschaffen sein? Diese Frage beantwortete 1597
die Schrift „Politica para corregidores" des Jeronimo Castillo de Bobadilla, vorgestellt und analysiert
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von Maria Angeles Martin Romera. Uber die Natur des Menschen, über sein Leben im Natur- und Gesellschaftszustand
sowie über den Übergang von einem Zustand in den anderen bei Thomas Hobbes und
John Milton sowie bei Jean-Jacques Rousseau handeln Björn Quiring und Karina Korecky. Ofri Ilany
untersucht den Stellenwert der biblischen Sintflut, eines (wenn auch von Gott gesteuerten) natürlichen
Ereignisses bei der Konstruktion der Weltgeschichte im 18. Jahrhundert.
„Natur" im Kontext des Nachdenkens über Herrschaft begegnet mithin in vielen Facetten: als göttliche
Eigenschaft des Herrschers, als Bild im Sprechen über Herrschaft und Staat, als inhärenter Wesenszug
von Herrschaft, als Abstammung und Blut, als physische Erscheinung und Ethik von Herrschern und
Beamten, als Geschlecht und Affekt, als Zustand vor der Vergesellschaftung und als Einbruch in den
Verlauf der Geschichte. Für die Leser des Jahrbuchs „Schau-ins-Land" dürfte die Abhandlung über die
genealogischen Konstruktionen zur Abstammung Kaiser Maximilians I. von besonderem Interesse sein,
da Jakob Mennel, der Autor der „Fürstlichen Chronik" und des „Zaigers", von 1493 bis zu seinem Tode
1526 eng mit der Stadt Freiburg verbunden war. Horst Buszello
Politische Partizipation in spätmittelalterlichen Städten am Oberrhein / La participation politique dans les
villes du Rhin superieur ä la fin du Moyen Age, hg. von Olivier Richard und Gabriel Zeilinger (Studien
des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 26), Erich Schmidt Verlag, Berlin
2017, 298 S.
Dieser Band enthält die um zwei Beiträge ergänzten Vorträge eines deutsch-französischen Studientages
, der im April 2016 an der Universite de Haute-Alsace in Mulhouse stattgefunden hat, organisiert
vom dortigen Centre de recherches sur Peconomie, les sciences, les arts et les techniques (CRESAT), in
Zusammenarbeit mit dem Frankreich-Zentrum der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. Dem
internationalen Format, gespiegelt in den beiden Herausgebern, entspricht es, dass die sprachlich wechselnden
Beiträge (darunter auch ein englischsprachiger) eine deutsche und französische Zusammenfassung
enthalten; allerdings verzichten die „Introduction" der beiden Herausgeber und die „Remarques
conclusives" von Pierre Monnet auf eine solche Ergänzung.
In der ausführlichen Einleitung skizzieren die Herausgeber die Linien der jüngeren internationalen
Städteforschung und hier insbesondere die Fragen um den caractere contractuel bzw. autoritaire der
städtischen Kommune, womit der Bogen zum facettenreichen Bedeutungsfeld der politischen Partizipation
geschlagen wird, dem zentralen Thema dieses Bandes. Teilnahme wird zu Recht weit verstanden, in
verfassungsgeschichtlicher, kommunikativer und symbolischer Hinsicht. Dies macht den methodischen
Ansatz von vornherein fruchtbar und spannend. Den Reigen der Beiträge eröffnen die beiden Herausgeber
, jeweils in der Sprache des Anderen geschrieben. Gabriel Zeilinger hebt in seinem Aufsatz „La
participation comme element constitutif de la premiere phase de Purbanisation dans le Rhin superieur
au Moyen Age" darauf ab, dass gegenüber den herkömmlichen Narrativen , Stadtgründung4 und , Städtepolitik4
der Prozess der Aushandlung und Interaktion zwischen den beteiligten Gruppen stärker zu
beachten sei, und exemplifiziert diese Spielart von Partizipation an Beispielen elsässischer Städte des 13.
Jahrhunderts, insbesondere von Mülhausen und Colmar. Olivier Richard fokussiert in „Eidverweigerung
und politische Partizipation in oberrheinischen Städten44 das Leitthema auf das von ihm in anderem
Zusammenhang umfassend untersuchte Phänomen des Bürgereides und seiner Verweigerung im Spiegel
von Widerstands Strategien und den Gehorsam erzwingenden Antworten der Stadtobrigkeiten. Laurence
Buchholzer thematisiert in ihrem Beitrag „La participation fiscale et politique en question (Colmar,
1424)" den Fall eines gut dokumentierten Aufruhrs in der Colmarer Bürgerschaft, veranlasst durch den
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