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Reiches Erbe - Industriekultur im Dreiland. Patrimoine industriel des Trois Pays, Begleitpublikation zur
Ausstellung im Dreiländermuseum (1.07.-27.11.2016), hg. von Markus Moehring, Marion Ziegler-Jung
und Robert Neisen (Lörracher Hefte 23), Verlag Waldemar Lutz, Lörrach 2016, 192 S., zahlr. Färb- und
S/W-Abb.
„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."
Marion Ziegler-Jung, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Lörrach GmbH, eröffnet ihren Beitrag
mit diesem chinesischen Sprichwort (S. 10); es könnte seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Dreiland
als Richtschnur gedient haben. Schmerzhafte Anpassungsprozesse wurden (und werden) durch Strukturwandel
erzwungen - vor allem in der Textilindustrie. Erörtert werden ferner Land- und Wasserstraßen
sowie Eisenbahnen, die Elektroindustrie und der Maschinenbau, die chemische, die pharmazeutische und
die Lebensmittelindustrie, nicht zuletzt Schulen und Hochschulen.
Insgesamt überwogen die Vorteile der Grenzlage deren Nachteile für die Räume um Basel und Lörrach
; dagegen konnte Mülhausen die „Behinderungen und Rückschläge der Jahre 1914-1945" wohl nicht
wieder aufholen (S. 49). Steht hinter dem Bedeutungsverlust des Oberelsasses eine geringere Bereitschaft
, Neues zu wagen, die Zukunft zu gestalten (S. 17)? Gewiss können kompetente Autoren in einem
der nächsten „Lörracher Hefte" Unterschiede bei der Bewältigung von Krisen erklären.
Die sorgfältig redigierte Zwischenbilanz beeindruckt mit vorzüglich reproduzierten, aussagekräftigen
, durch knappe Legenden erschlossenen Abbildungen (erwähnt sei die „Sanitätstrage", 1900; S. 115
und 179); dazu kommen Faksimilia, Karten und Tabellen. Der Wechsel von Makro- und Mikrostudien
(diese etwa zu sechs Transformationsgebieten in der Region) wird weiter aufgelockert durch biographische
Skizzen. Vorgestellt werden Unternehmer und Arbeiter, Weltmarktführer und weniger bekannte
Firmen. Einige zweisprachige Texte erlauben dem Leser, seine Französischkenntnisse um das Vokabular
von Wirtschaft und Technik unserer Tage zu erweitern.
Mehrfach haben Kriege und Revolutionen, nationale Enge und ideologische Verblendung zur Sperre
von Grenzen geführt; mit Sorge beobachtet man im Dreiland Anzeichen für ein Wiederaufleben des Nationalismus
in Europa. Markus Moehring, Leiter des Museums und Mitherausgeber des Heftes, bedauert,
dass das reiche historische Erbe des Dreilands „nur wenig gewürdigt oder gar touristisch erschlossen"
wird, anders als im Ruhrgebiet (S. 6). Der Band sorgt für Abhilfe; er erlaubt, den Besuch des Museums
vor- und nachzubereiten; weit mehr noch: Er lädt zur individuellen Erkundung des Dreilands ein - und
zu Exkursionen mit Schülern, Studenten und Vereinen. Norbert Ohler
Zisterzienserklöster als Reichsabteien, hg. von Konrad Krimm und Maria Magdalena Rückert (Oberrheinische
Studien 36), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2017, 183 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.
Die sechs Untersuchungen des Sammelbandes entstammen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft für
geschichtliche Landeskunde am Oberrhein in Salem. Die Einbettung von Zisterzienserklöstern in größere
Ordnungen, d.h. in Ordenshierarchien wie in politische Strukturen gaben Themen wie Positionen
süddeutscher Abteien im Reich, in den Institutionen von Reichstag und Kreis, und ihr Verhältnis zu den
expandierenden Landesfürsten vor.
Das langanhaltende Reichsinteresse oberdeutscher Zisterzienserklöster in der Germania Sacra überrascht
, da der Reichsstand mitunter politisch und ökonomisch mehr Nach- als Vorteile brachte. Während
des 18. Jahrhunderts entstanden in den Abteien Salem, Kaisheim (beide schwäbisch) und Ebrach (fränkisch
) wegweisende Abhandlungen für den reichsunmittelbaren Diskurs. Visuell wird die verfassungsrechtliche
Ausgestaltung geistlicher Reichsunmittelbarkeit mit Erbauung und Ausstattung ihrer Kaiserbzw
. Reichssäle fassbar.
Die quasi Neugründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation zu Beginn des 17. Jahrhunderts
gefährdete zwar angestammte Freiheiten und zwang zur teilweisen Aufgabe von Vorrechten. Doch
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