http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0222
holds. Werden dagegen städtische Zeugnisse berücksichtigt, so ergibt sich eine Persönlichkeit, die gut mit
den Stadtoberen kooperierte. Besser jedenfalls als die späteren gräflichen Herren der Stadt, worauf sich
Freiburg schließlichl368 den Habsburgern unterstellte.
Einige Beiträge befassen sich mit Bürgerlichen, die es geschafft hatten, zu Ansehen und Reichtum
zu gelangen. Da war zum Beispiel Martin Malterer, der es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
verstand, seine Töchter mit Adeligen zu verheiraten und so für seine Familie einen beträchtlichen sozialen
Aufstieg erreichte (Beitrag von Boris Bigott). Oder Else Baderin, die einige Badestuben in Freiburg
besaß oder pachtete (Hans-Peter Widmann). Nicht nur Hygiene, sondern auch Geselligkeit wurde in
diesen Badestuben groß geschrieben. Einher gingen mit solchen Einrichtungen auch Pflegeberufe und
Krankeneinrichtungen, die unter der Obhut des Heiliggeistspitals standen und vom Rat der Stadt kontrolliert
wurden.
Ahnlich verhielt es sich mit dem Wirken von Anna von Munzingen (Martina Backes) und anderen
Nonnen, die in ihrem Frauenkloster im 14. Jahrhundert eine mystische Vereinigung mit Gott anstrebten,
dabei aber viel Wert auf eine Körperlichkeit der Menschen legten. Um auf die sozialen Karrieren zurückzukommen
, so zeigt sich am Beispiel des Obristzunftmeisters Peter Sprung, dass Tüchtigkeit und Spürsinn
für finanzielle Gegebenheiten dazu führen konnten, höchste Positionen in der Stadt zu erreichen
(Willy Schulze). Sprung gelang es nicht nur Ratsherr zu werden, er war am Ende des 15. Jahrhunderts
auch in der Rechtspflege tätig.
Uber ein anschauliches Statutenbuch für Scholaren des Collegium Sapientiae aus der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts berichtet Dieter Speck. Dort wird in Text und Bildern festgehalten, welche Regeln bedürftigen
Studenten auferlegt wurden, wollten sie dauerhaft im Collegium bleiben. Ausdruck zunehmender
Armut im Mittelalter war auch die Gründung von Bettelorden in Freiburg, wie es Peter Walter erforscht
hat. Auch Albertus Magnus, der in Freiburg mit einigen Denkmälern präsent ist, war Dominikanergelehrter
, stand also einem Bettelorden zumindest nahe. Allzu viele Quellen über den berühmten Gelehrten
aus dem 13. Jahrhundert gibt es allerdings nicht. Kontakte zu Freiburg sind nur vereinzelt nachzuweisen.
Gleich zwei Beiträge beschäftigen sich mit dem berühmtesten Bauwerk Freiburgs, dem Münster.
Thomas Flum beschäftigt sich mit dem Wirken von Johannes von Gmünd, einem Münsterbaumeister, der
im 14. Jahrhundert von Basel nach Freiburg wechselte. Die Übernahme Freiburgs durch die Habsburger,
die Schlacht bei Sempach 1386, bei der die FührungsSchicht der Stadt von den Eidgenossen dezimiert
wurde, und der Rückgang des Bergbaus hatten dazu geführt, dass kaum etwas am Münster weitergebaut
wurde. Erst am Ende des 14. Jahrhunderts entstanden dann wieder Chöre. In diesem Zusammenhang ist
auch Hans Baidung Griens Wirken zu sehen, wie es Stephanie Zumbrink beschreibt. Baidung wurde mit
Arbeiten in Freiburg betraut, weil er sich bereits am Straßburger Münster hervorgetan hatte. Das Retabel
des Hochaltars im Freiburger Münster dürfte, so die Autorin, sein eigentliches Hauptwerk sein.
Mit Ulrich Zasius, einem allseits geehrten Humanisten und Rechtsgelehrten im ausgehenden 15.
Jahrhundert, beschäftig sich Hans Schadek. Zasius, so der Autor, begann seine Karriere in Tübingen
und Baden (Aargau), bevor er mit seiner Familie nach Freiburg zog. Er wirkte hier als Stadtschreiber,
Schulrektor, später sogar als Rechtsprofessor an der Universität. Er verfügte über gute Kontakte mit
seiner Studentenburse zur akademischen Jugend Freiburgs. Zasius verfasste Texte etwa zum Freiburger
Stadtrecht und zur Erforschung des römischen Rechts. Seine Einstellung zur Reformation und zu Luther
war zunächst positiv. Er wandte sich aber dann doch eher den Ideen des Erasmus von Rotterdam zu, mit
dem er im brieflichen Kontakt stand.
Insgesamt gesehen ist mit diesem Sammelband ein sehr anschauliches und gut lesbares Werk entstanden
, das viele Aspekte des mittelalterlichen Lebens in Freiburg darstellt. Detlef Vogel
222
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0222