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ders an das lokalgeschichtlich interessierte Publikum richtet. Weitere rund fünfzig Seiten sind den Herren
von Schwarzenberg als Vögten des Klosters mit ihren dinglichen Hinterlassenschaften von Burgen, allen
voran der imposanten Kastelburg, gewidmet. Am Ende werden die Beziehungen des Klosters Waldkirch
zu Königen, Päpsten, Bischöfen, benachbarten Klöstern, Stadt, Tal und Realien und die Umwandlung des
Klosters in ein Chorherrenstift thematisiert. Das Ende des Klosters und seiner Umwandlung in das heute
allgegenwärtige Stift mit seinem Stiftsbezirk während des Konzils zu Basel werden nicht nennenswert
erläutert. Der multimediale Zeitgeist nimmt bei der Gestaltung des Bandes mit viel Bildmaterial zu den
Besitztümern illustrierend Einfluss und liefert ein optisch ansprechendes Bild, vermittelt aber oft auch
keine weiterführenden Erkenntnisse.
Viel Raum wurde der frühen Zeit des Klosters zur Zeit der Herzöge und des ottonischen Königtums
eingeräumt. Es wird dargestellt, wie das Kloster im Spannungsfeld zwischen Herzogsgewalt und Königtum
entstand und schließlich zu einem Reichskloster aufstieg. Der Autor versucht den Ursachen und der
wirtschaftlichen Basis des Klosters behutsam näherzukommen und deutet die Sphären an, in denen das
Frauenkloster Waldkirch agierte. Die Quellenarmut und die Uberlieferungslücken des Hochmittelalters
fordern bei der Darstellung ihren Tribut. So kann der Autor oft nur hypothetisieren oder skizzieren, wie
beispielsweise, dass die ersten Äbtissinnen aus dem Hochadel stammten, ab dem 14. Jahrhundert aber
dem lokal-regionalen Adel angehörten. Dies illustriert den Bedeutungswandel und -verlust ebenso wie
die zahlreichen Besitzabgänge seit dem späten 14. Jahrhundert.
Der Band stützt sich überwiegend auf alte und heimatgeschichtliche Arbeiten von Werkmann, Wet-
zel, Rambach u. a., die sehr häufig wissenschaftlich nachprüfbare Nachweise schuldig bleiben, aber Interpretation
breiten Raum geben. Zwar weist der Verfasser offen daraufhin und stellt viele dieser älteren
Arbeiten in Frage, dennoch bleibt der Band daher auch mit Recht sehr angreifbar. Neu sind die archäologischen
Erkenntnisse, die spärlich genug, aber vom Archäologen Haasis-Berner nun gut nachvollziehbar
sind. Manches andere, z. B. die bloße Nennung der dinglichen Hinterlassenschaften (liturgische Handschriften
) ohne deren weiteren Geschichte nachzugehen, die Einordnung der Habsburger mit ihrem
Anspruch auf die Landgrafschaft Breisgau als Schutz- und Schirmherr des Klosters am Ende des 14.
Jahrhunderts oder die Rolle der Tübinger und Malterer für das Kloster, ist zu kurz oder wenig zufriedenstellend
berücksichtigt. Da die Freiburger Landesgeschichte inzwischen Waldkirch als Forschungsobjekt
entdeckt hat, könnte sie vielleicht in absehbarer Zeit einiges mit neueren wissenschaftlichen Ergebnissen
füllen, was bei dem großen Anspruch des vorliegenden Bandes so auch nicht möglich gewesen wäre. Haasis
-Berner gelang ein optisch ansprechender Band, der mit Defiziten mutig umgeht, Lücken offenlegt,
aufzeigt und Lust auf weitere Forschungen zum Kloster und Stift Waldkirch macht. Dieter Speck
Konstanz und der Südwesten des Reiches im hohen und späten Mittelalter, Festschrift für Helmut Maurer
zum 80. Geburtstag, hg. von Harald Derschka, Jürgen Klöckler und Thomas Zotz (Konstanzer Ge-
schichts- und Rechtsquellen XLVIII), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2017, 248 S., zahlr. Abb.
Die zu Ehren des Mediävisten und Leiters des Konstanzer Stadtarchivs a. D. Prof. Dr. Helmut Maurer
veröffentlichte Festschrift enthält insgesamt elf Beiträge. Wie im Vorwort (S. 9-12) zu lesen ist, haben
die Herausgeber den Sammelband „in Rekordzeit produziert", um die Ergebnisse des am 27. Mai 2016
im Stadtarchiv Konstanz abgehaltenen Kolloquiums ihrem „verehrten akademischen Lehrer und Weggefährten
" anlässlich seines 81. Geburtstages im Mai 2017 übergeben zu können.
Der erste Aufsatz von Fredy Mayer (S. 13-56) richtet auf Basis unedierter Quellen aus Klöstern
im Konstanzer Gebiet wie Schaff hausen einen detaillierten Blick auf das Leben und das „konstruierte"
Nachleben des adligen Klosterstifters Graf Eberhard des Seligen von Nellenburg (ca. 1015-1079). Den
Auswirkungen der Legations- und Kirchenpolitik des von 1084 bis 1110 amtierenden Bischofs von Konstanz
Gebhard III. ist der nachfolgende Beitrag von Claudia Zey gewidmet (S. 57-74). Thomas Zotz (S.
75-88) befasst sich mit Herzog Konrad von Zähringen (1122-1152), dem Stadtgründer von Freiburg i.
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