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Br., und seiner Herrschaftspraxis bzw. den während des Wormser Konkordates (1122) unternommenen
Anknüpfungsstrategien zur Ausdehnung der zähringischen Besitzungen. Im vierten Aufsatz von Harald
Derschka (S. 89-124) werden die Merkmale der Vasallenstruktur der Reichenauer Lehnsmannschaft
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und deren Bindungen an die Adelsgesellschaften von Habsburg
, Jörgenschild und Württemberg betont. Gabriella Signori (S. 125-133) erhellt danach anhand der
Konstanzer Baugerichtsprotokolle der Jahre 1452 bis 1470 die Häufung der Konflikte die der Einbau
neuer Fenster in Gebäude der Stadt Konstanz auslöste. Der sechste Beitrag von Brigitte Hotz (S. 135-
169) fokussiert auf die Quellen zu den Ereignissen von 1401 und zum delegierten Gerichtsverfahren von
1403/1404, die der Konstanzer Stadtschreiber Nikolaus Schulthaiß in Augsburg zum Verfassen seines
Kopialbuches heranzog und damit eine „neue" Auslegung städtisch-kirchlicher Lebenswelten des Bodenseeraums
vorantrieb. Stefan Sonderegger weist in seinem Text (S. 171-187) auf das große Forschungspotential
hin, das der komplett digitalisierte Bestand des Archivs der ehemaligen Reichsstadt St. Gallen
- der für die Zeit zwischen 1400 und 1800 rund 30.000 Briefe umfasst - bereithält. Mit dem nachfolgenden
Beitrag würdigt Jürgen Klöckler (S. 189-195) die menschliche und berufliche Kompetenz Helmut
Maurers während seiner langjährigen Tätigkeit als Direktor des Stadtarchivs Konstanz (1966-2001). Laut
Thomas Zotz (S. 197-201) stellte (und stellt) die Arbeit Helmut Maurers für Kolleginnen und Kollegen
sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs ein fruchtbares Vorbild dar bezüglich den „Nutzen und Wert
[...] für die südwestdeutsche Landesgeschichte und allgemein für die politische Geschichte des Reiches
im frühen und hohen Mittelalter". Der letzte Beitrag von Birgit Kata (S. 203-208) erinnert an Helmut
Maurers Lehrtätigkeit als Honorarprofessor an der Universität Konstanz und dessen Empfehlung, eine
„gesunden Misstrauen gegenüber allen Texten" walten zu lassen.
Für an der Geschichte des mittelalterlichen Konstanz und seiner Umgebung Interessierte sind nicht
nur die versammelten Beiträge hilfreich: Am Ende des Bandes findet sich ein von Harald Derschka und
Jörg Schwarz zusammengestelltes Schriftenverzeichnis Maurers (S. 209-246), das darüber hinaus für
eine erste Annäherung an das Thema sehr dienlich sein kann. Ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
(S. 247f.) schließt den Band ab. Marco Leonardi
Marco Leonardi: Aqua curanda est. Le acque e il loro utilizzo nei territori di Friburgo in Brisgovia e
Catania dal XIII al XVI secolo (AQUAE. Studi e testi sulle terme 9), Leo S. Olschki Editore, Firenze
2017, 298 S, 4 Tafeln.
Wasser ist eine Grundvoraussetzung menschlichen Lebens und menschlicher Besiedlung. Jedoch: Entweder
hat man zu viel oder aber zu wenig davon, es fließt an der falschen Stelle oder zu viel davon zur
falschen Zeit. Man muss sich entweder um die Versorgung mit Wasser kümmern oder aber Vorsorge
gegen das Wasser treffen bzw. sich des Wassers erwehren. Trotz der riesigen geographischen Entfernung
zwischen Freiburg und Catania sind diese beiden spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Städte nur
auf den ersten Blick nicht miteinander zu vergleichen. In beiden Städten mussten die jeweilige Herrschaft
(in Catania der Bischof, in Freiburg ab dem 14. Jahrhundert der Stadtrat) und die Inhaber der einzelnen
Rechte sich immer wieder besprechen, streiten und Festlegungen treffen. Gewisse abendländische,
christlich geprägte Traditionen, Institutionen und Gewohnheiten sowie das römische Rechtssystem mit
geringen „germanischen" Ergänzungen bilden dabei den gemeinsamen kulturellen Hintergrund in beiden
Städten. Was den genaueren topographischen Verlauf der Wasserwege angeht, so sind im Freiburger
Stadtbild der Gewerbebach und die Bächle noch ablesbar, auch die Brunnenpläne der Trinkwasserversor-
gung lassen sich gut verorten. Catania hingegen ist durch die Lage unterhalb des Vulkans Ätna geprägt.
Die Wälder seiner Hänge nehmen zahlreiche Regenfälle auf, die in Richtung auf das Ionische Meer hin
abfließen. Die Stadtgeschichte Catanias ist durch einige katastrophale Zäsuren geprägt: Was in Freiburg
die Kriege zwischen Habsburgern und Bourbonen im späten 17. und im 18. Jahrhundert waren, das waren
für Catania ein Ausbruch des Ätna 1669 und ein verheerendes Erbeben am 11. Januar 1693. Die Stadt
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