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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0021
Aus archäologischem Blickwinkel ist es jedoch unmöglich, die Burg auf dem Kybfelsen
einer Ministerialenfamilie zuzuweisen. Allein schon durch die Frühdatierung der Anfänge (11.
Jahrhundert) wird deutlich, dass es sich beim Kybfelsen um den Sitz einer bedeutenden, hochrangigen
Familie handeln muss.

Der Kybfelsen - eine zähringische Burg

Aus der merkwürdigen historischen Quellenlage, dem Geländebefund und dem Fundspektrum
soll nun versucht werden, eine Summe zu ziehen und eine neue Synthese zu finden.

Für das späte 11. und besonders für das 12. Jahrhundert gilt zunächst, dass es eigentlich
unmöglich ist, dass eine weitere repräsentative Burg in unmittelbarer Nähe zu Freiburg (in
der Luftlinie etwa 4,5 km in nordwestlicher Richtung vom Kybfelsen entfernt) existierte, die
den Zähringern nicht freundlich gesonnen wäre - oder ihnen gehörte. Die nächstgelegenen
Adelsgeschlechter, die zeitweise wohl eine Art „wohlwollender Neutralität" wahrten, waren
die Schwarzenberger im Elztal und die Herren von Staufen am Ausgang des Münstertales. Die
Grafen von Nimburg mit ihrer Burg am nördlichen Ende des Nimbergs, einer lössbedeckten
Kalksteinscholle in der Freiburger Bucht, sind mindestens zeitweise sogar dem Gefolge der
Zähringer zuzurechnen.

Dass Freiburg als wichtiger Handelsort, frühe Stadtgründung der Zähringer im Kreuzungspunkt
der Nord-Süd- und Ost-West-Wege und womöglich als frühe Residenz anzusprechen ist,
unterstreicht für das 12. Jahrhundert die Notwendigkeit, ihre „südliche Flanke" feindfrei zu
halten. In einem Ministerialenverhältnis wiederum kann man sich die Bewohner des Kybfelsens
jedoch nicht vorstellen.

Die Besitzer der Burg können im späten 11. und 12. Jahrhundert nur die Herzöge von Zähringen
selbst gewesen sein. Auf die drängende Frage nach den Gründern der Burg gibt die Keramik
einige entscheidende Hinweise. Aufgrund der Frühdatierung einiger Elemente des Fundmaterials
in die Mitte oder zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts dürfte es sich bei den Erbauern
der Burg bereits um die direkten Vorfahren der Zähringer, die Bertolde, gehandelt haben.

Ein neues Erklärungsmodell

Das hier im Folgenden vorgeschlagene Modell ist - mangels Schriftquellen - auf weite Strecken
hypothetisch, könnte aber viele der genannten Ungereimtheiten erklären. Es sei hier ausdrücklich
als Diskussionsgrundlage in die Runde geworfen, damit durch Historiker das Für und Wider
erörtert, mit Quellen untermauert, Bezüge hergestellt oder mit Argumenten es schließlich
vielleicht auch verworfen werden kann. So könnte - 90 Jahre nach der Veröffentlichung der
Grabungen von Otto Kantorowicz im „Schau-ins-Land" und 30 Jahre nach dem Erscheinen
des ersten neueren Aufsatzes - die Deutung des unterschätzten Kybfelsens auf eine neue Ebene
gehoben werden.

Der Kybfelsen wurde als Burg um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
gegründet, als die Bertolde das Grafenamt im Breisgau bekleideten38 (und noch nicht „Zährin-

Vgl. Thomas Zotz: Gespiegelter Rang in der Herrschaft von der Höhe? Die Burgen Zähringen und Nimburg
im nördlichen Breisgau um 1100, in: Historia archaeologica, Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag
, hg. von Sebastian Brather, Dieter Geuenich und Christoph Huth (Ergänzungsbände zum Reallexikon
der Germanischen Altertumskunde 70), Berlin/New York 2009, S. 547-572 (bes. S. 563-565).

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