Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0022
ger" hießen ...). Der Kybfelsen wäre damit die erste Burg der Bertolde im Breisgau. Es dürfte
sich bei ihr eher um Eigengut als um eine Amtsburg handeln. Neben der siedlungsfernen Lage
sprechen die flankierenden Täler von Günterstal und Kappel (mit seiner früh aus der marca
Zardunensis herausgelösten Kirche) für diese Annahme, wo sich Möglichkeiten für eine weitere
Erschließung geboten haben dürften. Den besten Zugriff auf dieses Königsgut (die marca
Zardunensis) und damit die Möglichkeit, eine solche Herauslösung vorzunehmen, hatte wohl
der jeweils amtierende Graf. Seit der spätottonischen Zeit, ab etwa 1004, hatten die Bertolde
dieses Amt inne.39

Hier könnte also von den Bertolden - parallel zu den üblichen Amtsgeschäften - ein Landesausbau
mit Rodungen, der Urbarmachung von Land und der Gründung von Bauernhöfen betrieben
worden sein. Im Kleintal von Kappel liegt immerhin eine Fundstelle mit nachgedrehter
Keramik vor.40 Mit der Kirche von Kappel eng verknüpft war immer der benachbarte Peterhof,
von dem jedoch keine archäologischen Aufschlüsse vorliegen.

Nachdem im Rahmen des Investitur Streits den Bertolden 1077 das Grafenamt im Breisgau
verloren gegangen war, hatte sich ihr Schwerpunkt wohl kurzzeitig auf ihre Besitzungen östlich
des Schwarzwalds und bei Weilheim unter Teck verlagert. Als Bertold II. 1079 von Osten her
den Schwarzwald überschritt, die Burg Wiesneck zerstörte und sich erneut und viel nachhaltiger
im Breisgau etablierte, spielte der Kybfelsen dafür eine essentielle und entscheidende Rolle. Das
Eigengut kann bei einem Amtsverlust im Rahmen des Investitur Streits gehalten worden sein; ein
vergleichbarer Fall ist aus dem südlichen Teil des Landkreises Karlsruhe bekannt.41

Auf dem Kybfelsen besaß Bertold II. eine sicher und repräsentativ gelegene Burg, die darüber
hinaus wohl sein Eigentum war. Die „Rückkehr" in den Breisgau erfolgte nicht ohne
Rückhalt, sondern mit der Gewissheit, hier bereits über einen festen Stützpunkt zu verfügen.
Ab wann Bertold dann den Zugriff auf die Burg Zähringen (um 1100 die erste Zubenennung
dux de zaringen) hatte, unterliegt seit langem der landesgeschichtlichen Diskussion und sei hier
einmal dahingestellt (die direkte Erstnennung der Burg Zähringen datiert aus dem Jahr 1128).

In den ersten Jahren ab 1079 konnte Bertold II. jedenfalls zeitweise in seiner Burg auf dem
Kybfelsen leben und von dort aus seine Position im Breisgau ausbauen und absichern. Wenige
Jahre oder Jahrzehnte später wurde wohl eine Zeitlang die auf einem noch prestigeträchtigeren
Platz stehende Burg Zähringen wichtig, besonders für den raumgreifenden Titel, vielleicht aber
auch als zeitweiliger Wohn- oder Amtssitz. Der Kybfelsen - wie auch immer die Burg dort geheißen
haben mag - hatte sich vielleicht nicht zur Benennung eines Herzogtums geeignet (u.a.
vielleicht wegen einer Namensähnlichkeit zu der Burg und der nach ihr benannten Familie in
der Schweiz), und an Zähringen hingen andererseits bereits die wichtigeren Rechte (offenbar
Reichsgut) sowie das hohe Ansehen der alten, in verschiedenen Perioden genutzten Höhensiedlung
.

Im Fortgang der Ereignisse ging offenbar auch die Bedeutung der Burg Zähringen zurück;
der neue Schwerpunkt verlagerte sich wohl im späten 11. Jahrhundert - spätestens aber nach

Thomas Zotz: Die Zähringer - Dynastie und Herrschaft, Stuttgart 2018, S. 35-39.
Begehung Heiko Wagner, unveröffentlicht.

Reginbodo, Graf des Ufgaus mit Sitz in Forchheim, verlor als päpstlicher Parteigänger 1086 sein Amt, zog
sich auf sein Eigengut (Burg bei Malsch-Waldprechtsweier) zurück und nannte sich in der Folgezeit „Graf
von Malsch". Offenbar wurde sein gleichnamiger Sohn später, zwischen 1102 und 1110, wieder Graf im
Ufgau. Vgl. Heiko Wagner: Eine salierzeitliche Grafenburg im Ufgau - die Burgstelle „Waidenfels" bei
Waldprechtsweier, Gde. Malsch, Kreis Karlsruhe, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg
2008 (2009), S. 276-279 (mit weiterer Literatur).

22


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0022