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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0023
der Marktgründung von 1120 - nach Freiburg. Die Stadt Freiburg wuchs an Bedeutung, und
der letzte Zähringer Bertold V. nutzte offenbar die Burg auf dem Schlossberg als Residenz.42
Der Kybfelsen scheint dennoch parallel im 12. Jahrhundert weiter stark genutzt worden zu sein.

Durch Erbschaft und Gebietserwerbungen fielen den Zähringern weitere Zentralorte und
Burgen am Hochrhein und in der Schweiz zu. Sie dienten ebenfalls als Residenzorte und noch
um 1200 wurde in Breisach eine Burg mit mächtigem Donjon durch Bertold V. neu errichtet.
Durch diese Dynamik mit ihren ständigen Gebietserweiterungen, der gesteigerten Bedeutung
der Gebiete in der heutigen Schweiz, der Verschiebung von Herrschaftszentren und den damit
verbundenen Reisen war der Kybfelsen mit der Zeit nur eine von mehreren Zähringerburgen.

Einschneidend ist jedoch die weitgehende Auflassung der Burg auf dem Kybfelsen am Ende
der Zähringerzeit. Es gab wohl nur noch punktuelle Nachnutzungen, die nur wenige Keramikfunde
hinterließen; dabei muss es sich aber nicht mehr um eine Nutzung als Burg gehandelt
haben. Der Kybfelsen wurde nach 1218 durch die Grafen von Urach/Freiburg nicht weiter als
Burg genutzt. Vielleicht wurde er auch gezielt ihrem Zugriff entzogen, indem die zugehörigen
Besitzungen halbiert und der westliche Teil an das neu gegründete Kloster Günterstal gegeben
wurde. In der Erinnerung ging die Burg jedenfalls weitgehend verloren. Dadurch wurde der
Kybfelsen schon früh zum Gegenstand der gelehrten, besonders der genealogisch geprägten
Spekulation. Man wollte ihn für andere Adelsgeschlechter (die Kyburger, im Rahmen der Inbesitznahme
des Breisgaus durch die Habsburger ...) vereinnahmen und gar einen Antagonismus
zur Burg auf dem Freiburger Schlossberg sehen.43

Durch die Ergebnisse der archäologischen Forschung wäre nun - nach Meinung des Verfassers
- der Zeitpunkt gekommen, der vergessenen Burg auf dem Kybfelsen ihren Standort in der
Geschichte der Zähringer wieder zurückzugeben.

Trotz zahlreicher Geländebegehungen durch den Verfasser und andere liegen vom Freiburger Schlossberg
nur eine Randscherbe sowie wenige, kleinstückige Wandscherben der nachgedrehten Ware vor. Deutlicher
ist eine kleinere Menge an grautoniger Drehscheibenware des 13. A4. Jahrhunderts. Die Ursache für
diese geringe Fundmenge liegt wohl an der Uberbauung durch die Barockfestung und deren Sprengung
1745 sowie spätere umfangreiche Wegebaumaßnahmen.

Bruno Boesch: Kyburg - Rätsel eines Burgennamens, Festschrift Paul Zinsli, Bern 1971, S. 161-169
(hier S. 166f.). Wiederabdruck in: Bruno Boesch: Kleine Schriften zur Namenforschung 1945-1981, Heidelberg
1981, S. 343-351, hier S. 348f., weist auf ein altalemannisches Wort „cheid" für „Spalt, Spross,
Keim" hin; ein solches könnte man im Lichte der neuen Deutung statt als „Felsspalt" vielleicht auch im
Sinne von „Stamm, Herkunft, Ursprung" deuten (?). Falls es sich jedoch um einen älteren Bergnamen
handelt, würde diese Erklärungsmöglichkeit entfallen. Es ist auch mit verschiedenen Zeitschichten in der
Aussprache und Bedeutungszuweisung des Berg-/Burg- und Felsnamens zu rechnen.

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