http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0029
Ein merkwürdiger Ort für ein Wandgemälde
Ein weiteres spätmittelalterliches Wandgemälde, dem der Hauptteil dieses Beitrages gewidmet
ist, ist dem Besucher nicht ohne Weiteres zugänglich. Es befindet sich an einer Stelle, an der
man normalerweise keine Wandmalereien erwartet, nämlich im Speicher über dem Kirchenschiff
(Abb. 5). Was hat es dort zu suchen, und wie kommt es dorthin?
Abb. 5 Die Situation im Kirchenspeicher. Das Wandgemälde ist durch den Türdurchbruch in zwei
ungleiche Hälften geteilt (Foto: Regine Dendler).
Diese Frage beantwortet ein Blick auf die Baugeschichte:9 Das Gemälde befindet sich auf
der Westseite der Chorbogenwand oberhalb der heutigen Holzdecke. Der Kirchenraum war aber
ursprünglich höher als heute und durch ein hölzernes Längstonnengewölbe nach oben abgeschlossen
, die Flachdecke existierte noch gar nicht. Der halbkreisförmige Umriss der Putz-
fläche, auf der das Bild liegt, zeichnet die Kontur dieses Gewölbes nach, Balkenlöcher in der
Wand oberhalb des Gemäldes zeugen von einer ehemaligen Befestigungskonstruktion.10 Der
Speicher mitsamt dem Gemälde wurde also erst durch den Einzug der bemalten Holzdecke im
17. Jahrhundert/um 1700 vom Kirchenraum abgetrennt. Damals muss der ganze Kirchenraum
Siehe auch Wagner (wie Anm. 1), S. 17-20.
Freundlicher Hinweis von Bauforscher Stefan King (Freiburg).
29
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0029