Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0041
Minister Johann Baptist Bekk, der sich besonders im Latein hervortat. Alexanders Neigung galt
ebenfalls den sprachlichen Fächern, mit einer gewissen Leichtigkeit erlernte er europäische wie
altorientalische Sprachen. Wiederholt erhielt er Auszeichnungen. Schon im Alter von 15 Jahren
konnte der Junge die Schulzeit im Gymnasium erfolgreich abschließen.

Sogleich immatrikulierte sich der Abiturient an der Freiburger Universität, um Theologie
zu studieren. Den Eintritt in eine der zahlreich bestehenden studentischen Verbindungen lehnte
er allerdings ab. Sein Studium begann mit einem zweijährigen philosophischen Lehrkurs,
angereichert mit Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Sprachunterricht sowie vergleichender
Geographie mit allgemeiner Geschichte. Letzteres Fach lehrte Karl von Rotteck, den der Student
beschreibt als einen, der ein ungewöhnlicher, genialer Mensch gewesen sei: [...] die Übersetzungen
, die Kenntnis der lateinischen Quellen, der kluge, echt pragmatische Sinn seines
klaren und scharfen Verstandes, die treffliche Benutzung älterer und neuerer HülfsSchriften,
die Freiheitsliebe und die Wahrheitsliebe, die ihm wie in das Blut gewachsen waren, machten
ihn zu einem ungewöhnlich anregenden Geschichtslehrer.6 Der junge Student bestand den propädeutischen
Kurs mühelos. Er wurde im Wintersemester 1817/18 an der theologischen Fakultät
für die Hauptsemester immatrikuliert. Aus dem Kreis der Professoren beeindruckte ihn besonders
Bonifaz Martin Schnappinger, der als wahrhaft komisches Original galt.7 Der ehemalige
Mönch, nach Aufhebung seines Klosters als Lehrer an die Fakultät gekommen, galt als einer der
gutmütigsten Menschen der Welt. Während seiner Vorlesungen pflegte er von Zeit zu Zeit mit
dem Mund zu schnalzen oder wie in Ekstase mit den Augen aufwärts zu blicken. An gewissen
Stellen seines Vortrags bemerkte er gerne: Meine Herren! Diesen Gedanken hat vor mir noch
kein Sterblicher gehabt. Und als gegen Ende der Vorlesung Fragen zugelassen wurden, wollte
ein Studiosus einmal wissen, ob sich die Engel im Himmel fortpflanzten. Der Professor zog sich
aus der Affäre: Das ist eine für einen Theologen sehr unanständige Frage! Im Sommer 1820
beendete Alexander seine Studien erfolgreich. Gerade 19 Jahre alt war er zu jung für die Priesterweihe
und einen Eintritt ins Seminar. Er gab daher Privatunterricht und hielt als Lektor an
der Universität Vorlesungen über Sprachen und Geschichte. Nebenher hat er Examina abgelegt,
die Voraussetzung für eine spätere Erlangung des theologischen Doktortitels waren. Seine freie
Zeit verbrachte der Kandidat seit früher Jugend gerne mit häufigen Theaterbesuchen.

Nach Vollendung des 21. Lebensjahres erhielt Reichlin die Ladung ins Priesterseminar zu
Meersburg. So wanderte er Ostern 1822 hinauf zu dem Seminargebäude, das hoch über dem
Bodensee thronte. Als Lizenziat genoss er einige Vorrechte: Sein Seminarbesuch war auf ein
halbes Jahr verkürzt, auch stand ihm ein eigenes Zimmer zu. Während des Aufenthalts in diesem
Hause sollten die künftigen Seelsorger auf ihr Amt vorbereitet werden. Zu vielerlei Vorlesungen
und Vorträgen trat die praktische Einübung. Man musste lernen, wie bei der Taufe das
Salz gebraucht und das Weihwasser unter den vorgeschriebenen Gebetstexten über den Kopf
des Täuflings zu gießen war. Ein andermal wurden Verrichtungen einstudiertt, mit denen einem
Kranken die letzte Ölung zu spenden war. An einem ungeweihten Altar hatte man probeweise
Messe zu lesen, dabei die Rituale, die zugehörigen Gesänge und auch das Rauchfass-Schwenken
zu üben. Als es mit Hostie und Kelch an die Darstellung von Wandlung und Kommunion
ging, warnte der ausbildende Pfarrer vorsorglich: Es gilt aber nicht. In den Freistunden wurden
gemeinsame Ausflüge unternommen, z.B. fuhren einmal die Seminaristen mit dem Boot hin-

Karl Alexander Freiherr von Reichlin-Meldegg: Das Leben eines ehemaligen römisch-katholischen
Priesters, Heidelberg 1874, S. 17.

Joseph König: Beiträge zur Geschichte der theologischen Fakultät in Freiburg, in: Freiburger Diö-
zesan-Archiv 10 (1876), S. 251-314, hier S. 306; Ders.: Die Professoren der theologischen Fakultät zu
Freiburg im Breisgau 1470-1870, in: Freiburger Diözesan-Archiv 27 (1899), S. 305-316, hier S. 315.

41


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0041