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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0060
bei der Amor Psyche ans Kinn fasst, diese ihn mit beiden Armen bekränzt und sich das Paar
verliebt in die Augen schaut.49 Die Komposition erinnert an die beiden oben verglichenen Bronzereliefs
, jedoch ist an die Stelle von Felsblock (antikes Bronzerelief) und Dreifuß (unser Relief)
das Uhrgehäuse als idealer Ort für Bronzeapplikationen getreten; ein Beispiel zeigt Amor am
Liebesaltar aus der obigen Dreierserie.50

Ottomeyer charakterisiert solche Uhren als Schaustücke „im Blickpunkt des Salons" und
dies darf wohl auch für die Kandelaber oder auch Möbelstücke gelten. Mit letzteren verlassen
wir das Pariser Umfeld und finden in Wien unsere Dreierserie wieder. Das dortige Museum für
Angewandte Kunst (MAK) bewahrt einen Schreib schrank, Wien um 1810, den Friedrich Gottlob
Hoffmann entworfen hat, mit Goldbronzen von Franz Detler (Signatur) (Abb. 7).51 Der Goldschmied
und Gürtler (1785-1835) wurde international durch seine Medaillenbildnisse der Teilnehmer
des Wiener Kongresses bekannt. Auch auf einem Lyrasekretär mit unserem „Amor und
Psyche"-Paar am oberen Abschluss hinterließ Detler seine Signatur.52 Passenderweise wurde
das Relief auch für ein Wiener Doppelbett in den Regensburger Fürst Thum und Taxis-Kunstsammlungen
verwendet; hier ziert unser Paar die beiden Längsseiten des Möbels in der Mitte
eines Blätterbandes.53

Am häufigsten ist unser Paar jedoch auf Wiener Portaluhren vertreten (Abb. 8).54 Das Relief
wird bei diesen Tisch- oder Kommodenuhren aber nicht mehr als Applikation verwendet, sondern
zwischen Säulen frei aufgestellt; Spiegel an den Innenwänden steigern die Wirkung. Eine
Säulenuhr von Christian Döller, zwischen 1820 und 1830 angefertigt, wurde 2013 in der beliebten
Sendung „Kunst und Krempel" begutachtet. Der Sachverständige Carl Ludwig Fuchs wies
auf die Verbreitung unseres Motivs „auf vielen Wiener Möbeln" hin, den Beschlag „finden Sie
überall wieder".55 Fachliteratur und Internet mit dem Angebot des Kunsthandels weisen denn
auch viele solche Wiener Säulenuhren mit unserer Darstellung nach.56 Die Öllampe zuoberst der
hier abgebildeten Uhr mag mit Bezug auf die Apuleius-Erzählung einen dezenten moralischen
Hinweis enthalten. In einer früheren Sendung ging es um eine Uhr gleicher Gattung, die statt
unserer „Amor und Psyche"-Szene die sich selbst verbrennende Psyche aus der obigen Dreier-

Ottomeyer/Pröschel (wie Anm. 38), Bd. 1, S. 350, Kat.-Nr. 5.7.1, und Bd. 2, S. 669, Abb. 4.

Im Kunsthandel. Abb. bei der Pinterest-Foto-Community: https://www.pinterest.de/pin/740349626219

761492/ (abgerufen am 06.09.2018).

Inv.-Nr. H 2025. Heinrich Kreisel/Georg Himmelheber: Die Kunst des deutschen Möbels, Bd. 3: Klassizismus
, Historismus, Jugendstil, München 21983, S. 374, Abb. 341.
Inv.-Nr. H 2027. Kreisel/Himmelheber (wie Anm. 51), S. 374, Abb. 337.
Kreisel/Himmelheber (wie Anm. 51), S. 375, Abb. 345.

Frederick Kaltenböck: Die Wiener Uhr: Wien, ein Zentrum der Uhrmacherei im 18. und 19. Jahrhundert
, München 1988, S. 166, Abb. 352, und S. 167, Abb. 354.

Sendung im Bayerischen Fernsehen am 09.11.2013. Mediathek: https://www.br.de/mediathek/video/wie-
ner-portaluhr-die-komplette-beratung-noch-einmal-sehen-av:584f88fc3b467900119edff9 (abgerufen am
15.05.2019).

Vgl. die Bildergalerie im Internet unter: http://www.alte-spieluhren.de/Stockuhren-Portaluhren.htm,
Nr. 4,8,11 (abgerufen am 06.09.2018). Kunsthandel: https://www.dorotheum.com/dailyauction/lot-de-
tail/auktion/10579-antiquitaten-uhren-skulpturen-metallarbeiten-fayencen-volkskunst-silber/lotID/44/
lot/1680153-empire-kommodenuhr-jacquemart.html?currentPage=2 und https://www.dorotheum.com/
en/auctions/current-auctions/kataloge/list-lots-detail/auktion/10836-clocks-metalwork-faien-
ce-folk-art-sculptures-antique-scientific-instruments-and-globes/lotID/59/lot/1763767-an-empire-com-
mode-clock.html?currentPage=2 (abgerufen am 06.09.2018).

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