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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0116
Geschäftsführer der Bezirksdirektion der Deutschen Bank in Freiburg, war „die Mark damit
eine ,manipulierte Papierwährung4" geworden.5

Der Erste Weltkrieg verursachte etwa 164 Milliarden Mark an Kosten. Um diese gewaltigen
Mittel zu beschaffen, wurde die Bevölkerung schon früh zur Zeichnung von Kriegsanleihen
aufgefordert. Sie erfolgten bis zum Herbst 1918 im halbjährlichen Turnus und erbrachten insgesamt
98 Milliarden Mark. Zudem ging immer mehr Edelmetall aus Privathand in Staatsbesitz
über, wozu etliche Sammlungen {Gold gab ich für Eisen!) beitrugen. Die Folgen für das Zivilleben
waren einschneidend, da immer mehr Münzen, zuerst in den vom Krieg unmittelbar betroffenen
Gebieten, aus dem Umlauf verschwanden. So zeigte sich im Oberelsass schon im August
1914 extremer Kleingeldmangel, da „die Stadt Straßburg für fünf Millionen Mark Kleingeld
gehamstert hatte, um bei Kriegsausbruch ,flüssig4 zu sein.446 Je länger der Krieg dauerte, umso
größer wurde der Nominalwert des umlaufenden Papiergelds, der „von 6,5 Milliarden Mark
Ende 1913 auf 33,1 Milliarden Mark Ende 191844 anstieg.7

Perioden der deutschen Inflation

Hilfreich zur Analyse der deutschen Inflation erscheint die Einteilung in acht Perioden:

1. Ausgaben von 1914/15 (bis 20 Mark);

2. Ausgaben von 1916 an in kleinen Werten (unter 1 Mark), 1917 und 1918 ansteigend;

3. Regierungsseitig gewünschte und begünstigte Ausgaben großer Werte (5, 10, 20 und 50
Mark) vom Oktober/November 1918 mit Geltungsdauer eigentlich bis Februar 1919, dann
bis April verlängert;

4. Vermischtes Kriegs- und Friedensnotgeld 1919 bis 1921/22 (zunehmend sogenannte Serienscheine
, die „mehr für die Sammlerwelt als für die Einwohnerschaft des Ortes berechnet44
waren);

5. Städtisches Großnotgeld (100 bis 500 Mark ab September 1922);

6. Hochinflationsgeld (1.000 bis 500.000 Mark ab Dezember 1922 bis Juli 1923);

7. Hyperinflationsgeld (Millionen-, Milliarden- und Billionenwerte von August - November
1923);

8. Wertbeständiges Notgeld (Oktober/November 1923).8

Schon ab Mitte 1916, als das letzte noch vorhandene Münzgeld, da zu Rüstungszwecken
eingeschmolzen, aus dem Umlauf verschwand, wurde die Lage überall im Land prekär. Der
Badische Beobachter vom 9. Januar 1917 notierte: „Der Mangel an Scheidemünzen macht sich
ganz besonders in Zehnerstücken bemerkbar.44 Stadtverwaltungen, Sparkassen und Banken
blieb in dieser Situation nichts anderes übrig, als in ihrem Einzugsgebiet geltende Ersatz-Zahlungsmittel
aus Papier herzustellen und in den Umlauf zu bringen. Ob Breisach, Emmendingen,
Triberg oder Zell im Wiesental - Dutzende Gemeinden in Baden traten ab 1917 als Ausgabestellen
geldwerter Gutscheine hervor.

Heinz Quester: Das Spiegelbild des Staates in seinem Geldwesen, Freiburg 1989, S. 10.
Ulrich Klever: Notgeld, München 1980, S. 9.

Herbert Rittmann: Deutsche Geldgeschichte seit 1914, München 1986, S. 33.

Gustav Prange: Das deutsche Kriegsnotgeld. Eine kulturgeschichtliche Beschreibung, 2 Bde., Görlitz
1921/22, hier Bd. 1, S. 5f.

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