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Die hohe Schwundquote beim Rücklauf der Notgeldscheine resultierte aber nicht nur aus
Sammleraktivitäten, sondern auch aus ihrer begrenzten Haltbarkeit. So entwickelte sich der
bescheidene Schein von 1917 gerade wegen seiner schlechten Materialqualität zum Segen für
die Stadtkasse. Ausgegeben worden waren davon insgesamt 213.500 Stück. Dreieinhalb Jahre
später notierte das Rechnungsamt: Von den 50 Pf. Scheinen der ersten Serie (1917er) sind 60.700
nicht eingelöst worden, sodass ein Betrag von 30.350 Mk. verfügbar bleibt. 28,4 % (!) der ersten
Freiburger Notgeldausgabe waren uneingelöst geblieben.

Was ließ sich aus solchen Erfahrungen lernen? Lokal ausgegebenes Notgeld, ursprünglich
dazu bestimmt, den örtlichen Handel am Leben zu erhalten, besaß eine zweite Qualität: Einerseits
dringend benötigtes Tauschmittel und „Verkehrsausgabe" betrachteten es viele, die es in
die Hand bekamen, nicht als Geld, sondern als Souvenir, das sie als sammelnde Zeitgenossen
dem Umlauf entzogen. Diese Erfahrung, dass sich große Teile einer lokalen Notgeldausgabe
(auch nach außerhalb!) verkaufen ließen, sollte so manche Stadtverwaltung in der Folgezeit
gehörig umtreiben.

Am 15. Februar 1919 erschien - das Großnotgeld vom November 1918 war zu dieser Zeit
noch gültig - die erste Ausgabe eines neuen, nunmehr blauen 50 Pfennig-Gutscheins als Ersatz
für die ramponierten 50 Pfennig-Scheine vom Oktober 1917 (die aber noch bis zum 1. Oktober
1920 ihre Gültigkeit behielten). Ausgegeben wurden davon insgesamt 512.400 Stück in mehreren
Tranchen (Serie A-F) zwischen Februar und Oktober 1919. Anfangs waren Bedarf und Zuspruch
groß, sodass das Stadtrentamt am 30. September 1919 feststellte: Die 2. Ausgabe unserer
50 Pfennig-Scheine vom 15. Februar ist schon seit einigen Wochen in den Verkehr gebracht, die
Nachfrage nach solchen Scheinen immer noch gleich stark. Wir stellen deshalb den Antrag auf
Druck einer neuen Serie.

Im Vergleich mit dem Schein von 1917 springen die Fortschritte ins Auge. Der blaue (8,8
x 5,5 cm) ist beidseitig bedruckt und verfügt über eine fünfstellige Kontrollnummer mit Angabe
der Serie (A-F). Es findet sich ein exaktes Ausgabedatum (jedoch kein Ende der Gültigkeitsdauer
); plastisch hervortretende Siegelprägung, Wasserzeichen in Tropfenform und eine
Vielzahl an feingrafischen Elementen tragen zu mehr Fälschungssicherheit bei (Abb. 3). Nach
einer Aufstellung des Stadtrentamts waren bis zum 4. März 1920 an roten und blauen 50 Pfennig
-Scheinen insgesamt 713.250 Stück ausgegeben worden. Da davon bereits 155.000 zurückgeflossen
seien, befänden sich noch etwa 558.000 im Umlauf, also etwa sechs Stück pro Kopf der
Freiburger Bevölkerung.

Abb. 3 Freiburger 50 Pfennig-Gutschein (blau) vom 15. Februar 1919 mit geprägtem
Siegel und Kontrollnummer auf der Rückseite (KWAF).

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